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deutscher Orientarchäologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Burchard Brentjes (* 20. August 1929 in Halle an der Saale; † 28. September 2012 in Berlin) war ein deutscher Orientarchäologe. Er hatte von 1978 bis 1991 den Lehrstuhl für Orientalische Archäologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg inne.
Brentjes’ Mittelschulbesuch wurde seit 1944 durch den Reichsarbeitsdienst, die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und amerikanische Kriegsgefangenschaft unterbrochen. 1946 beendete er seine Schulbildung und trat zunächst in die KPD ein und wurde nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED. Noch im selben Jahr besuchte er die Vorstudienanstalt und begann 1947 mit dem Studium der Geschichte, Vor- und Frühgeschichte sowie der Archäologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Schon während des Studiums arbeitete Brentjes an Lehrbüchern für die fünfte und die neunte Klasse mit. 1952 schloss er als Diplomhistoriker ab.
Ab 1953 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung Frühgeschichte des Orients (unter Heinz Mode) am Archäologischen Seminar der MLU. Im selben Jahr erfolgte Brentjes' Promotion mit einer Untersuchungen zur Geschichte des Pfluges. Gutachter waren Heinz Mode und Johannes Jahn. Die Habilitation erfolgte 1960 mit der Arbeit Archäologische Grundlagen zur Haustierwerdung des Rindes, bei der erneut Mode sowie Gerhard von Lengerken und Heidenreich Gutachter waren. Im Anschluss daran wurde Brentjes Dozent für die Archäologie Vorderasiens an der MLU. Von 1971 bis 1978 war er außerordentlicher, von 1978 bis zu seinem Rückzug[1] 1991 ordentlicher Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Orientalische Archäologie, von 1981 bis 1991 zugleich Leiter des Wissenschaftsbereiches Orientalische Archäologie an der MLU.
Brentjes’ Arbeiten decken ein weit gefasstes Gebiet ab, im Zentrum stehen dabei die Archäologie und Kulturgeschichte Zentralasiens, vor allem des Irans, Afghanistans, Aserbaidschans, Armeniens, der von Kurden bewohnten Gebiete und der weiteren islamischen Welt. Brentjes beschäftigte sich mit Siedlungsgeschichte, Umweltverhalten der frühen Völker und der Geschichte der Domestizierung von Tieren und Pflanzen. Auch mit Grenzbereichen seiner zentralen Forschungsgebiete zu anderen Themen setzte er sich auseinander, etwa mit der Kulturgeschichte Nordafrikas, den zentralasiatischen Reitervölkern oder mit Utopiegeschichte. Fachübergreifend regte er die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit allgemeinen Fragestellungen auch über den Orient hinaus an, beispielsweise bei der interdisziplinären Konferenz Angewandte und historische Klimakunde (Elbingerode 1988). Die Wissenschaftsgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die über eine lange orientalistische Tradition verfügt, sowie Forschungen zur Sozialstruktur und Ideologiegeschichte des Orients gehörten ebenfalls zu seinem Forschungsbereich. Die Theorien eines Erich von Däniken oder Thor Heyerdahl fanden in Brentjes einen geistreichen und scharfen Kritiker.
Mit seiner Lehrtätigkeit schuf Brentjes keine Schule im engeren Sinne, doch die Aufwertung orientalischer Fachdisziplinen und ihre Vernetzung hinterließen ebenso ihre Spuren im wissenschaftlichen Leben wie die kollegiale Förderung seiner akademischen Schüler. In den letzten Jahren ging Brentjes zunehmend auf die aktuelle Situation in Zentralasien ein, etwa auf das Problem der Kurden und die Lage in Afghanistan. Seit 1973 war er Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft DDR – Arabische Länder, 1973 bis 1985 gehörte er dem Herausgeberkollegium des Jahrbuchs Asien – Afrika – Lateinamerika an. Viele seiner Publikationen wurden in andere Sprachen (insgesamt 13) übersetzt. Vor allem die Bücher zur aktuellen Situation, die Brentjes zum Teil mit seiner Frau Helga verfasste, sind im englischen Sprachraum beliebt. Des Weiteren veröffentlichte Brentjes Werke zur Geschichte und Wissenschaftsgeschichte des Dritten Reiches. Er war ein sehr produktiver Wissenschaftler, dessen Werkliste über 50 Monografien und hunderte Aufsätze umfasst. Seine Tochter ist die Wissenschaftshistorikerin Sonja Brentjes.[2][3]
Am 9. April 2013 fand im Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin ein Gedenkkolloquium statt.[4]
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