Die Bewegung der Blockfreien Staaten (kurz Bewegung der Blockfreien oder Blockfreien-Bewegung, englisch Non-Aligned Movement) ist eine Internationale Organisation von Staaten, deren erklärtes Ziel es war, sich im Ost-West-Konflikt nach dem Zweiten Weltkrieg neutral zu verhalten und keinem der beiden Militärblöcke anzugehören. Die Gründung der Organisation ging auf eine Initiative des jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito, des ägyptischen Staatschefs Nasser, des indischen Premiers Nehru sowie des indonesischen Präsidenten Sukarno zurück. Die Organisation konstituierte sich 1961 auf ihrer ersten Sitzung in Belgrad.[1] Ihr traten viele ehemalige afrikanische und asiatische Kolonien bei, die sich soeben erst als Staaten konstituiert hatten oder noch um ihre Unabhängigkeit rangen.[2]

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18. Gipfel der Bewegung der Blockfreien Staaten in Baku (2019)
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Mitglieder (dunkelblau) und Beobachter (hellblau) der Bewegung der blockfreien Staaten

Die Organisation verurteilte die Blockbildung in der Zeit des Ost-West-Konfliktes wegen der Gefahr eines Dritten Weltkrieges und setzte sich für die friedliche Koexistenz und Abrüstung ein. Die steigende Zahl der Mitglieder machte es der Organisation jedoch zunehmend schwer, sich auf eine gemeinsame Politik zu einigen. Mit der Auflösung des Warschauer Paktes Anfang der 1990er Jahre verlor sie an Bedeutung. Die heterogene Zusammensetzung der Bewegung machte es schwer, gemeinsame Ziele zu definieren und zu verfolgen.[3] Die Staaten der Blockfreien-Bewegung vertreten 55 Prozent der Weltbevölkerung und halten nahezu zwei Drittel der Sitze in der UN-Generalversammlung.

Das Ziel der Organisation ist die Gleichberechtigung zwischen den Staaten und eine positive wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedstaaten.

Geschichte

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Teilnehmerstaaten an der Konferenz von Bandung (1955)

Auf Initiative des indischen Ministerpräsidenten Nehru und des jugoslawischen Ministerpräsidenten Tito trafen sich 1955 Abgesandte aus 23 asiatischen und 6 afrikanischen Staaten im indonesischen Bandung. Es handelte sich dabei um Staaten, die weder dem westlichen noch dem östlichen Bündnissystem angehörten.

Als wichtigste Persönlichkeiten im Verlauf der Konferenz von Bandung erwiesen sich die Staats- und Regierungschefs

Als Ergebnis der Konferenz verabschiedeten die 29 Staaten mehrere Resolutionen. In einer verurteilten sie „jede Form von Kolonialismus und Rassendiskriminierung“ und forderten die „Beachtung der Charta der Vereinten Nationen“. In einer weiteren Resolution sprachen sie sich für den „Abbau der Spannungen zwischen den Machtblöcken, eine allgemeine Abrüstung und ein Verbot von Kernwaffen“ aus. Bei der Konferenz von Bandung wurden auch erstmals Forderungen der Dritten Welt nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten laut. Der Geist von Bandung trug wesentlich zum Entkolonialisierungsprozess bei.

Aus den Ergebnissen der Konferenz bildete sich Anfang der 1960er Jahre die antiimperialistische Bewegung der Blockfreien Staaten. Während der Gründungsphase dieser Bewegung übernahmen Jugoslawien, Ägypten und Indien die Führungsrolle, bis diese mit der ersten Gipfelkonferenz vom 1. bis 6. September 1961 in Belgrad abgeschlossen wurde. Bei dieser Gipfelkonferenz waren 25 Staaten durch ihre Staatschefs vertreten.

In Europa waren insgesamt drei Staaten Mitglied dieser Bewegung – Jugoslawien, die Republik Zypern und Malta. Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien) sind seit dem Zerfall Jugoslawiens im Jahr 1991/92 nicht mehr Mitglied der blockfreien Bewegung, haben jedoch noch einen Beobachterstatus, ebenso wie die Ukraine als Nachfolgestaat der Sowjetunion. Malta und Zypern haben nach ihrem Beitritt zur Europäischen Union ihren Austritt erklärt.

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Europa zur Zeit des Eisernen Vorhangs.
  • Warschauer-Pakt-Staaten
  • NATO-Staaten
  • militärisch neutrale Staaten
  • Die SFR Jugoslawien (grün) war ein blockfreier realsozialistischer Staat und nicht Teil des Ostblocks (Tito-Stalin-Bruch im Sommer 1948, siehe Titoismus). Albanien (rote Streifen) war seit 1961/68 kein Ostblockstaat mehr.

    Mitglieder

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    Josip-Broz-Tito-Denkmal am Paseo de la Reforma in Mexiko-Stadt. Ehrung für einen der Gründer der blockfreien Bewegung

    Folgende 120 Staaten waren 2012 Mitglieder der Blockfreien-Bewegung:[4]

    Ehemalige Mitglieder

    Beobachter

    Die Organisation hat an 18 Staaten den offiziellen Beobachterstatus vergeben:[5]

    Zuletzt schieden 2004 Malta und die Republik Zypern aus und besitzen nunmehr nur noch Beobachterstatus, während 2006 die Zahl der Mitglieder auf 118 anwuchs. Auch die Einigung auf klare gemeinsame politische Positionen macht deutlich, dass die Bewegung der blockfreien Staaten an Bedeutung gewinnt. In nahezu allen Redebeiträgen auf dem Gipfel von Havanna wurde die Notwendigkeit einer Süd-Süd-Kooperation betont, die in Anbetracht vieler bilateraler Wirtschaftskontakte zwischen den Mitgliedsstaaten weit über die Planungsphase hinausgekommen zu sein scheint. Viele der in Havanna beschlossenen Positionen fanden sich kurze Zeit später in den Redebeiträgen auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen wieder.

    Vorsitzender der Blockfreien Staaten

    Weitere Informationen Vorsitzender der blockfreien Bewegung, Name ...
    Vorsitzender der blockfreien Bewegung
    NameStaatvonbis
    Josip Broz TitoJugoslawien Jugoslawien19611964
    Gamal Abdel NasserVereinigte Arabische Republik Vereinigte Arabische Republik19641970
    Kenneth KaundaSambia 1964 Sambia19701973
    Houari BoumedienneAlgerien Algerien19731976
    William GopallawaSri Lanka Sri Lanka19761978
    Junius Richard Jayewardene19781979
    Fidel CastroKuba Kuba19791983
    Neelam Sanjiva ReddyIndien Indien1983
    Giani Zail Singh19831986
    Robert MugabeSimbabwe Simbabwe19861989
    Janez DrnovšekJugoslawien Jugoslawien19891990
    Borisav Jović19901991
    Stjepan (Stipe) Mesić1991
    Branko Kostić19911992
    Dobrica Ćosić1992
    SuhartoIndonesien Indonesien19921995
    Ernesto SamperKolumbien Kolumbien19951998
    Andrés Pastrana1998
    Nelson MandelaSudafrika Südafrika19981999
    Thabo Mbeki19992003
    Mahathir bin MohamadMalaysia Malaysia2003
    Abdullah Ahmad Badawi20032006
    Fidel CastroKuba Kuba20062008
    Raúl Castro20082009
    Husni MubarakAgypten Ägypten20092011
    Mohammed Hussein Tantawi20112012
    Mohammed Mursi2012
    Mahmud AhmadineschādIran Iran20122013
    Hassan Rohani20132016
    Nicolás MaduroVenezuela Venezuela20162019
    İlham ƏliyevAserbaidschan Aserbaidschan20192024
    Yoweri MuseveniUganda Uganda2024[8]
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    Gipfelkonferenzen

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    18. Gipfel in Baku (2019)
    1. 1961: Belgrad
    2. 1964: Kairo
    3. 1970: Lusaka
    4. 1973: Algier
    5. 1976: Colombo
    6. 1979: Havanna
    7. 1983: Neu-Delhi
    8. 1986: Harare
    9. 1989: Belgrad
    10. 1992: Jakarta
    11. 1995: Cartagena de Indias
    12. 1998: Durban
    13. 2003: Kuala Lumpur
    14. 2006: Havanna
    15. 2009: Scharm asch-Schaich
    16. 2012: Teheran
    17. 2016: Isla Margarita
    18. 2019: Baku
    19. 2021: Belgrad[9]
    20. 2024: Kampala, 19. Gipfelkonferenz[10]

    2011 fand in Belgrad ein Treffen zum 50. Jahrestag der ersten Gipfelkonferenz statt.

    Siehe auch

    Literatur

    • Jürgen Dinkel: Die Bewegung Bündnisfreier Staaten. Genese, Organisation und Politik (1927–1992). (Studien zur Internationalen Geschichte. Band 37). Berlin/München 2015, ISBN 978-3-11-040418-0.
    • Anouar Abdel-Malek: Blockfreiheit. In: Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 2, Argument-Verlag, Hamburg 1995, Sp. 267–275.
    • Christopher J. Lee (Hrsg.): Making a World after Empire. The Bandung Moment and its Political Afterlives. Ohio University Press, Athens, OH, 2010, ISBN 978-0-89680-277-3.
    • Volker Matthies: Die Blockfreien. Ursprünge, Entwicklung, Konzeptionen. Leske + Budrich, Opladen 1985, ISBN 3-8100-0391-3.
    • Marie-Luise Pörtner: Die Blockfreien-Bewegung seit 1989. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-8244-4209-4.
    • Hennie Strydom: The Non-Aligned Movement and the Reform of International Relations. In: Max Planck Yearbook of United Nations Law. Band 11. Martinus Nijhoff, Leiden 2007, S. 1–46 (mpil.de [PDF]).
    • Vijay Prashad: The Darker Nations. A People’s History of the Third World. New Press, New York/London 2007, ISBN 978-1-56584-785-9.
    Commons: Non-Aligned Movement – Sammlung von Bildern

    Einzelnachweise

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