Alle Wisteria-Arten sind laubabwerfende, robuste, stark wachsende und verholzende Kletterpflanzen (Lianen) mit windenden Sprossachsen. Im Winter friert nur das junge Holz ein wenig zurück. Je nach Art können Wuchshöhen bis über 30 Metern (Wisteria sinensis) erreicht werden. Blauregen blüht zumeist zweimal jährlich, wobei die ersten Blüten im Frühjahr noch vor den Blättern erscheinen. Ein zweiter, viel schwächerer Blütenschub folgt im Juli/August. Die wechselständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert, die gestielten Fiederblättchen sind ganzrandig. Meist sind kleine abfallende Nebenblätter und Nebenblättchen vorhanden.[1]
Generative Merkmale
Es werden endständige, auffällige, große und hängende traubigeBlütenstände gebildet mit früh abfallenden Tragblättern. Die duftenden, zwittrigen, gestielten Schmetterlingsblüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind weitgehend miteinander verwachsen und erscheinen basal „aufgeblasen“. Die zwei oberen Kelchzipfel sind besonders kurz, die drei unteren sind länger. Die fünf Kronblätter sind blau, rosa, violett oder weiß. Die zwei geöhrten Flügel sind nicht mit dem gebogenen Schiffchen verwachsen. Der oberständige Fruchtknoten ist gestielt und der Griffel ist glatt, kahl. Die 10 Staubblätter sind diadelphisch. Es ist ein Diskus ausgebildet.[1]
Die ein- bis mehrsamigen Hülsenfrüchte sind ledrig mit samtiger bis kahler Oberfläche. Reife Hülsenfrüchte explodieren bei Austrocknung regelrecht und schleudern dabei durch leicht schraubige Torsion der Fruchtklappen ihre Samen in oft beträchtliche Entfernung. Die rundlichen bis leicht nierenförmigen Samen sind flach.[1]
In allen Pflanzenteilen werden Alkaloide gefunden. In den Samen und Hülsen sind hauptsächlich Lektine enthalten[2], beschrieben ist davon das Wisteria floribunda-Agglutinin, WFA. Die Struktur dessen, was oft als Wistarin bezeichnet wird, wurde noch nicht aufgeklärt.
Wisteria-Arten stammen aus Ostasien und dem östlichen Nordamerika oder auch vielleicht Australien. In China kommen vier Arten vor, drei davon stammen von dort.[1]
Die Gattung Wisteria wurde 1818 durch Thomas Nuttall in The Genera of North American Plants, Volume 2, S. 115–116 aufgestellt.[3] Der botanische Gattungsname Wisteria ehrt den deutschamerikanischen Arzt Caspar Wistar (1761–1818). Die Schreibweise Wisteria (statt Wistaria) war zwar ein etymologischer Fehler, ist aber nach den Regeln der botanischen Nomenklatur (Internationaler Code der Botanischen Nomenklatur) beizubehalten. Synonyme von WisteriaNutt. sind: PhaseoloidesDuhamel, RehsoniaStritch.
In der Gattung Wisteria gibt es sechs bis zehn Arten:[4]
Wisteria brachybotrysSiebold & Zucc.: Die Heimat ist Japan.[4]
Wisteria brevidentataRehder (sie könnte auch zu Wisteria sinensis gehören): Sie kommt in den chinesischen Provinzen Fujian und Yunnan vor.[4]
Wisteria-Sorten werden in den gemäßigten Gebieten als Zierpflanzen verwendet. Bald nach ihrer Erstbeschreibung wurden sie in England für den Gartenbau eingeführt,[1] in den USA ebenfalls seit dem frühen 19. Jahrhundert. W. sinensis und W. floribunda sowie ihre Hybride gelten im Freiland des Südostens der USA als invasive Arten.[5]
Im japanischenIya-Tal (Präfektur Tokushima) wurden zum Überqueren von Flüssen Brücken aus den dicken Schlingtrieben der Japanischen Wisteria (Wisteria floribunda) gebaut. Hierzu wurden die Lianen zusammengeflochten, nachdem sie eine ausreichende Länge erreicht hatten, und Holzplanken hinzugefügt.[6]
Zhi Wei, Les Pedley: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 10: Fabaceae., Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-91-7. Wisteria, S. 188 - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Systematik und Verbreitung).
O. N. Allen, Ethel K. Allen: The Leguminosae. Univ. of Wisconsin Press, 1981, ISBN 0-299-08400-0, S. 696 f.
James A. Compton: Wisteria sinensis on the slow boat from China: the journey of Wisteria to England: Leguminosae (Fabaceae). In: Curtis's Botanical Magazine, Band 32, Nr. 3—4, 2015, S. 248—293, doi:10.1111/curt.12112.
Jennifer L. Trusty, B. Graeme Lockaby, Wayne C. Zipperer, Leslie R. Goertzen: Horticulture, hybrid cultivars and exotic plant invasion: a case study of Wisteria (Fabaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society, Band 158, Nr. 4, 2008, S. 593—601, doi:10.1111/j.1095-8339.2008.00908.x.
Hisashi Narimatsu, Takashi Sato: Wisteria floribunda agglutinin positive glycobiomarkers: a unique lectin as a serum biomarker probe in various diseases. In: Expert Review of Proteomics, Band 15, Nr. 2, 2018, S. 183—190 (PDF).