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Benachrichtigung einer Schule an einen Schüler, dass die Versetzung gefährdet ist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Blauer Brief ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Benachrichtigung, mit der die Schule den Eltern eines Schülers (oder dem Schüler selbst, wenn dieser volljährig ist) mitteilt, dass die Versetzung gefährdet ist. Auch Kündigungsschreiben werden oft als Blauer Brief bezeichnet.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 benötigten die deutschen Fürsten in ihren Staaten wesentlich weniger Soldaten. Viele Uniformen, die in dieser Zeit preußisch Blau eingefärbt waren und nicht mehr benötigt wurden, nutzte man zur Papierherstellung. Die Papierfabriken zerkleinerten die damals gängigen blauen Uniformstoffe stark, um daraus Papier herzustellen. Das Papier behielt trotz Bleichung einen blauen Schein und wurde von den Verlegern von Zeitungen und Büchern nicht akzeptiert, man wollte weißes Papier haben. Mangels erforderlicher Absatzmärkte mussten die Fürsten das Briefpapier selbst verwenden. Briefe der Staatsmacht bedeuteten damals meistens nichts Gutes und enthielten regelmäßig Forderungen und unangenehme Erlasse. Die blauen Briefe, die auch in großer Zahl von Gerichten und Behörden versandt wurden, brachten den Empfänger regelmäßig Kummer. Erst ab 1865 wurden andere Rohstoffe für die Papierherstellung verwandt.[1]
Friedrich der Große hatte am 15. August 1877 die Order erlassen, wonach nur noch an die höheren Offiziere vom Regimentskommandeur an aufwärts gerichteten Kabinettsorders in persönlichen Angelegenheiten und Mitteilungen über Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen, Verabschiedungen usw. blickdicht in blauen Briefumschlägen zu übergeben sind:
„Se. Majestät der Kaiser und König haben Sich dahin auszusprechen geruht, daß Allerhöchst dieselben den althergebrachten, seit der Regierungszeit Sr. Majestät Friedrichs des Großen in Übung befindlichen Brauch, wonach die Allerhöchsten Kabinettsordres in blauen Briefumschlägen verschlossen werden, aufrecht zu erhalten, dagegen die anderweitige Benutzung blauer Briefumschläge im Dienstverkehr bei der Armee tunlichst vermieden zu sehen wünschen.“
Da heute durch die geänderte Herstellungsweise blaues Papier eigens eingefärbt werden muss und daher solche blauen Umschläge teurer sind, werden sie zumindest in Deutschland nur noch selten tatsächlich für solche Schriftstücke verwendet.
Blaue Briefe sind in Deutschland, wie das gesamte Schulrecht, durch die Bundesländer geregelt. In Hessen hat eine Benachrichtigung unabhängig von einem Vermerk im Halbjahreszeugnis spätestens acht Wochen vor dem Ausgabetermin des Jahreszeugnisses zu erfolgen (Verordn. Schulverh. § 16 (2)).
Zuweilen wird auch ein schriftlicher Tadel (= schriftliche Missbilligung), d. h. die schriftliche Benachrichtigung der Eltern über ein Fehlverhalten in der Schule, als Blauer Brief bezeichnet.
Grundsätzlich gilt, dass bei einem Schüler, der die Volljährigkeit erreicht hat, der Blaue Brief an den Schüler selbst und nicht mehr an die Eltern gerichtet wird und daher der Schüler selbst bestätigen muss, dass er die bevorstehende Nichtversetzung zur Kenntnis genommen hat; gleiches gilt bei Schulverweisen o. Ä. Maßnahmen. Nach dem Amoklauf von Erfurt, bei dem die Eltern des späteren Täters aus diesem Grund nichts von seinem Schulverweis erfahren hatten, wurde in die Schulgesetze einiger Bundesländer die Möglichkeit aufgenommen, auch bei volljährigen Schülern die Eltern über gravierende Vorkommnisse informieren zu dürfen.[3]
In Österreich versteht man unter einem Blauen Brief auch einen von einer Behörde versandten RSa-Brief. Darunter versteht man ein behördliches Schriftstück, welches an den Empfänger mit Zustellnachweis eigenhändig zuzustellen sind. Solche Schriftstücke werden zur leichteren Erkennbarkeit in blauen Umschlägen versandt.
In der Schweiz bedeutet der blaue Brief die Kündigung seitens des Arbeitgebers.
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