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Pflicht der ordnungsgemäßen Personenbestattung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bestattungspflicht ist die Pflicht, nach dem Tod einer Person dafür zu sorgen, dass deren Leichnam einer ordnungsgemäßen Bestattung zugeführt wird. Es gibt dabei grundsätzlich drei Arten der Bestattung:
Die Bestattungspflicht ist in Deutschland in den entsprechenden Bestattungsgesetzen der Bundesländer geregelt und ist Teil der gewohnheitsrechtlich geregelten Totenfürsorgepflicht. In Deutschland ist gesetzlich vorgeschrieben, in welcher Form eine Leichenschau stattfinden und eine Sterbefallanzeige beim Standesamt erfolgen muss. Zusätzlich beinhaltet Bestattungspflicht in den meisten Bundesländern seit 1934 einen Friedhofszwang[1] von dem die Seebestattung ausgenommen ist.[2]
Keine Bestattungspflicht besteht nach Ansicht des Verwaltungsgerichtes Berlin bei einer Plastination der Leiche (siehe Körperspende).[3]
Bestattungspflichtig sind nach den Bestattungsgesetzen der Bundesländer die nächsten Angehörigen der oder des Verstorbenen. Sie sind verpflichtet, für Durchführung der Leichenschau, Ausstellung der Todesbescheinigung und Bestattung (Einsargung, Beförderung, Bestattungsart, Friedhofs- und Grabwahl, Beisetzung) innerhalb der kurzen gesetzlichen Fristen zu sorgen.
Es gibt regionale Besonderheiten. Teilweise wird auch darauf abgestellt, dass die jeweiligen Personen volljährig oder voll geschäftsfähig sind, teilweise sind bei gleichrangig Verpflichteten die Älteren vor den Jüngeren bestattungspflichtig.
Ausschließlich im Land Hessen ist nachrangig nach den Angehörigen auch die Einrichtung bestattungspflichtig, in der der Verstorbene zum Todeszeitpunkt untergebracht war, z. B. Krankenhaus, Pflegeheim.[4]
Die Bestattungspflicht ist nicht mit dem Erbrecht verbunden. Es besteht die nach Landesrecht geregelte gesetzliche Verantwortung für die Bestattungspflicht. In Rheinland-Pfalz ist abweichend davon der Erbe vorrangig vor den Familienangehörigen bestattungspflichtig. Ein rechtlicher Betreuer (§ 1896 BGB) ist nicht verpflichtet, die Bestattung des früheren Betreuten zu veranlassen (in Sachsen wurde dies vor einigen Jahren durch Änderung der diesbezüglichen Verwaltungsvorschrift klargestellt).
Weigern sich die Bestattungspflichtigen, die Bestattung vorzunehmen, oder sind keine Bestattungspflichtigen vorhanden, kann das örtliche Ordnungsamt aus Gründen der Seuchenhygiene im Wege der Ersatzvornahme die Bestattung veranlassen und die Kosten gegebenenfalls den eigentlich Bestattungspflichtigen (oder den Erben) in Rechnung stellen.[5]
Von der Bestattungspflicht ist die Kostentragungspflicht der Bestattung zu trennen. Diese beinhaltet die Verpflichtung, die Kosten zu tragen oder dem zu ersetzen, der die Bestattung veranlasst hat. Diese kann öffentlich-rechtlich, bei der Ersatzvornahme durch ein kommunales Ordnungsamt, oder privatrechtlich geregelt sein (z. B. im Testament). Grundsätzlich besteht eine Kostentragungspflicht des Erben gemäß § 1968 BGB: „Der Erbe trägt die Kosten der Beerdigung des Erblassers“. Besteht eine Erbengemeinschaft, so ist entsprechend diese verpflichtet.[6]
Sind die Beerdigungskosten vom Erben nicht zu erlangen, trifft denjenigen die Kostentragungspflicht, der dem Verstorbenen gegenüber unterhaltspflichtig war (§ 1615, § 1615m BGB). Für den Fall, dass eine andere Person für den Tod des Verstorbenen verantwortlich war, sind Erbe oder Unterhaltspflichtiger berechtigt, von dieser Person die Bestattungskosten zurückzuverlangen (§ 844 BGB). Eine verschuldensunabhängige Sonderregelung für tödliche Unfälle im Straßenverkehr enthält das Straßenverkehrsgesetz (§ 10 StVG).
Seit 2004 zahlen Krankenkassen kein Sterbegeld zur Deckung der Bestattungskosten. Ein Sterbegeld gibt es aber weiterhin in einigen speziellen Rechtsgebieten z. B. in der Beamtenversorgung, der gesetzlichen Unfallversicherung oder im sozialen Entschädigungsrecht.
Der für den Sterbeort zuständige Sozialhilfeträger übernimmt auf Antrag die Bestattungskosten, soweit den hierzu Verpflichteten nicht zugemutet werden kann, diese Kosten zu tragen (§ 74 SGB XII). Der Gesetzgeber hat dabei statt des Merkmals der Bedürftigkeit das Merkmal der Zumutbarkeit eingeführt. Zu dieser Bestimmung liegt eine Vielzahl sozialgerichtlicher Entscheidungen vor, zumeist darüber, inwieweit kostentragungspflichtige Angehörige für Bestattungskosten aufkommen müssen, wenn kein oder nur ein negativer Kontakt zum Verstorbenen bestand oder der Angehörige selbst mittellos ist. Im Jahre 2010 wurden für 22.651 Personen Bestattungskosten durch Sozialhilfeträger übernommen. Innerhalb von fünf Jahren war das eine Steigerung um 64 %.[7][8]
Das Leichen- und Bestattungswesen ist gemäß Art. 15 Abs. 1, Art. 10 Abs. 1 Z 12 B-VG Landessache in Gesetzgebung und Vollziehung.[10]
In Österreich herrscht grundsätzlich Bestattungspflicht. Nachdem die Totenbeschau und die Eintragung in das Sterbebuch vollzogen sind, kann die Bestattung erfolgen.[11] Es muss jedoch eine Grabstätte vorhanden sein. Mögliche Formen der Bestattung sind die Erd- und die Feuerbestattung sowie Sonderbestattungsformen, wie eine Seebestattung.[12] In den Bundesländern gibt es unterschiedliche gesetzliche Regelungen.[13][14]
Für Art und Ort der Bestattung eines Leichnams ist vor allem der Wille des Verstorbenen maßgebend.[15][16] Es ist das höchstpersönliche Recht eines (noch lebenden) Menschen, Verfügungen über seinen Leichnam zu treffen. Diese sind Ausfluss seines über den Tod hinauswirkenden Persönlichkeitsrechtes gemäß § 16 ABGB und sind im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Vorschriften und der guten Sitten zu treffen.[17]
Auf Gemeindefriedhöfen werden in der Regel nur Personen begraben, welche im Gemeindegebiet gelebt haben oder dort gestorben sind. Außerdem gibt es Friedhöfe, die von einer anerkannten Kirche, Religionsgemeinschaft oder religiösen Bekenntnisgemeinschaft betrieben werden.
In der Schweiz ist das Bestattungswesen durch kantonale Bestattungsgesetze geregelt.
Die Bestattung darf in der Regel erst erfolgen, wenn der Todesfall dem Zivilstandsamt gemeldet wurde und die zuständige Behörde gestützt auf die Todesbescheinigung die Bewilligung dazu erteilt hat. Sie soll „innert längstens sieben Tagen nach Eintreten des Todes stattfinden.“[18] Da es im Unterschied zu Deutschland und Österreich in der Schweiz keinen Friedhofszwang gibt, dürfen die Hinterbliebenen die Urne eines Verstorbenen nach der Kremation zu sich nehmen. Zulässig ist grundsätzlich auch die Urnenbeisetzung oder das Ausbringen der Asche außerhalb von Friedhöfen.
Nach § 29 der Zürcher Bestattungsverordnung[19] dürfen Urnen und Kremationsasche außerhalb von Friedhöfen beigesetzt oder ausgebracht werden, jedoch nur privat, nicht gewerbsmäßig.[20] Es müssen die Bestimmungen des Forst-, Gewässerschutz-, Luftfahrt-, Bau- und Umweltrechts eingehalten werden, außerdem dürfen Urnen und Kremationsasche nicht als solche erkennbar und nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnehmbar sein. Die Gemeinden können das Beisetzen von Urnen oder das Ausbringen von Kremationsasche außerhalb von Friedhöfen einschränken oder verbieten, wenn sich dies störend auswirkt. Für öffentliche Gewässer (sog. Flussbestattungen) ist die Direktion zuständig.
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