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Bergfreiheit (Bad Wildungen)

Ortsteil von Bad Wildungen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Bergfreiheit ist ein staatlich anerkannter Luftkurort im Kellerwald und südwestlicher Stadtteil von Bad Wildungen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Schnelle Fakten Stadt Bad Wildungen ...
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Blick auf den Ort mit Schneewittchen-Skulptur
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Bergfreiheit von oben
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Geographie

Das Dorf Bergfreiheit, im Südosten des Kellerwaldes gelegen, ist vom Naturpark Kellerwald-Edersee umgeben und liegt auf 320 m Höhe nördlich des Bergkamms Keller, in dem der Wüstegarten (675 m ü. NN) den höchsten Berg darstellt, und südsüdöstlich des Auenbergs (611 m). Tangiert wird der Ort vom Mittellauf der Urff. Der Ort zählt mit den Dörfern Albertshausen, Armsfeld, Braunau, Frebershausen, Gellershausen, Hüddingen, Hundsdorf, Odershausen und Reinhardshausen zu den so genannten Walddörfern (nicht zu verwechseln mit den Hamburger Walddörfern).

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Geschichte

Zusammenfassung
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Ehemaliges Kupfererzbergwerk, heute Besucherbergwerk mit oberer und unterer Sohle

Ortsgeschichte

Das einstige Bergmannsdorf im Tal der Urff war in früheren Jahrhunderten das Zentrum des Bergbaus im Kellerwald. Der Ortsname basiert auf dem Begriff der Bergfreiheit.

1252 wurde Bergbau beim heutigen Dorf Bergfreiheit erstmals urkundlich erwähnt, als Abbaurechte an Zisterzienser-Mönche aus Haina verliehen wurden. Planmäßig wurde Kupfererz durch Bergleute seit 1552 abgebaut und vor Ort verhüttet. Das Recht der Bergfreiheit im Tal der Urff erhielt die ursprünglich „Neusess“ genannte Bergmannssiedlung im Jahre 1561 durch ein Edikt des Grafen Samuel von Waldeck-Wildungen verliehen. Das zog viele Bergleute in den Ort, der 1584 erstmals „Bergfreiheit“ genannt wurde. Mit der Bergfreiheit genossen die Bergleute umfangreiche Rechte, wie Schank- und Zollfreiheit, Jagd- und Holzrecht, Befreiung vom Militärdienst und von Spanndiensten. Auch hatten sie das Recht zum freien Zu- und Abzug und zur freien Wahl von Bürgermeister und Rat.[3] Im gesamten Tal der oberen Urff gab es im 16. und 17. Jahrhundert bergbauliche Einrichtungen (insbesondere Stollen) sowie Einrichtungen der Weiterverarbeitung (Hammerwerke, Gießereien) und Infrastruktur. Bereits 1577 erfolgte bei den Grubenbauen von Bergfreiheit die Entwässerung durch die Wasserkunst; die erste Anlage hatte zwei über- und ein untertägiges Kunstrad im Stollen mit 7 m Durchmesser. Nach dem Erliegen des Bergbaus wurde die Wasserkunst 1662 abgeworfen.

In der Blütezeit des Ortes lebten rund 1.000 Menschen in Bergfreiheit. Die Abbauperiode in Bergfreiheit endete bereits um 1590 nach rund 40 Jahren. Durch Verfall und Wegzug gingen die 19 Hüttenbetriebe allmählich ein, und zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs gab es nur noch 15 Bewohner.

Eine Wiederaufnahme des Erzabbaus unter hohem Kostenaufwand ab 1651 scheiterte und wurde bereits 10 Jahre später aufgegeben. Auch weitere Erschließungsversuche zwischen 1728, anfangs durch Ludwig Balthasar Müller, Berginspektor von Thalitter, und 1737 verliefen verlustreich. Danach kam es nur noch zu Untersuchungsarbeiten zwischen 1850 und 1900. 1908 kam das Grubenfeld an die Firma Krupp aus Essen. Seit 1968 gehört es zur Harz-Lahn-Erzbergbau GmbH.

1965 gründeten Ortsbewohner einen Verein zur Erforschung des lokalen Bergbaus. Seit 1974 kann das ehemalige Kupfererzbergwerk Bertsch in Ortsnähe als Besucherbergwerk besichtigt werden. Das verbliebene Grubensystem bei Bergfreiheit hat heute etwa 20 km lange Gangsysteme.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bergfreiheit zum 1. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Bad Wildungen eingemeindet.[4][5] Für Bergfreiheit wie für alle im Zuge der Gebietsreform nach Bad Wildungen eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Bergfreiheit angehört(e):[1][7]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bergfreiheit 330 Einwohner. Darunter waren 3 (0,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 48 Einwohner unter 18 Jahren, 108 waren zwischen 18 und 49, 87 zwischen 50 und 64 und 90 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 144 Haushalten. Davon waren 36 Singlehaushalte, 57 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 39 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 78 Haushaltungen leben keine Senioren.[8]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1620:29 Häuser
 1650:16 Häuser
 1738:36 Häuser
 1770:47 Häuser, 272 Einwohner
Bergfreiheit: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2020
Jahr  Einwohner
1770
 
272
1800
 
?
1834
 
453
1840
 
487
1846
 
511
1852
 
502
1858
 
451
1864
 
434
1871
 
321
1875
 
332
1885
 
348
1895
 
333
1905
 
273
1910
 
275
1925
 
257
1939
 
228
1946
 
319
1950
 
298
1956
 
267
1961
 
263
1967
 
262
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
330
2015
 
339
2020
 
328
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1967 LAGIS[1]; Stadt Bad Wildungen[9][2]; Zensus 2011[8]

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:333 evangelische (= 100 %) Einwohner[1]
 1961:255 evangelische (= 96,96 %), 8 katholische (= 3,04 %) Einwohner[1]
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Sehenswürdigkeiten

Um Bergfreiheit führt ein 5 km langer ökologischer Lehrpfad. Er präsentiert an 17 beschilderten Stationen die Kulturlandschaft um das ehemalige Bergmannsdorf. Thematisch geht es um Bergbau, Siedlungsentwicklung, Flora und Fauna, Streuobstbestände sowie Dorferneuerung.

Bauwerke

Sehenswürdigkeiten im Ort sind das Schneewittchenhaus, das historische Bergamt, das in ein Museum umgestaltet wurde,[10] und die Fachwerkkirche.

Schneewittchen-Dorf

Die Fremdenverkehrswerbung gab Bergfreiheit den Titel Schneewittchendorf im Kellerwald. Der hessische Lokalhistoriker Eckard Sander führt das Märchen der Brüder Grimm von Schneewittchen auf das Dorf Bergfreiheit zurück. Schneewittchen soll die seinerzeit als besonders schön bekannte Waldecker Prinzessin Margaretha von Waldeck gewesen sein. Die sieben Zwerge, die mit Schaufeln im Berg arbeiten, werden in diesem Zusammenhang auf die damals übliche Kinderarbeit in Bergwerken zurückgeführt. Jährlich finden auf einer Freilichtbühne im Ort Theateraufführungen des Märchens statt.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Gasthof und Hotel Hartmühle in Bergfreiheit

Wirtschaftliche Grundlage sind heute insbesondere der Fremdenverkehr und die Landwirtschaft. Es gibt eine Edelsteinschleiferei; sie besitzt die Schürfrechte für den lokal vorkommenden Kellerwalder Achat, den sie zu Schmuckstücken verarbeitet.

Literatur

  • Heinrich Hochgrebe und Helmut Löwer: Bergfreiheit. Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 1994 (= Waldeckische Ortssippenbücher 48); Bearbeiteter Zeitraum 1731–1945, 1019 Familien
  • Literatur über Bergfreiheit nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Bergfreiheit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bergfreiheit – Reiseführer
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Anmerkungen und Einzelnachweise

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