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okzitanische Gräfin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Beatriz de Dia, la comtessa de Dia, die „Gräfin von Die“, ist die bekannteste Trobairitz – so bezeichnet das Altokzitanische einen weiblichen Trobador.
Sie lebte im Hochmittelalter, im späten 12. Jahrhundert, in der Dauphiné, im heutigen Département Drôme. Die namengebende Stadt „Die“ hieß zur Römerzeit „Dea“ Augusta Vocontiorum zu Ehren der keltischen Kriegsgöttin Andarta der gallischen Vocontier. Im Altokzitanischen wurde aus Lateinisch Dea (Göttin) „Dià“, daraus wiederum Französisch „Die“.
Die Dichtungen und Kompositionen dieser Trobairitz, dieser «femme-troubadour»,[3] werden in der neueren romanistischen Forschung als gleichbedeutend mit der Trobadorlyrik der männlichen Spielleute angesehen. Beatritz de Dià ist deshalb so berühmt, weil sie die höfische Liebe aus weiblicher Sicht in einer für ihre Zeit außergewöhnlichen Freimütigkeit schildert.[4] Die Trobairitz vertauscht die Rollen. Am deutlichsten bringt sie ihren erotischen Anspruch in der letzten Strophe der „canso“ «Estat ai en greu cossirier» (Ich hatte großen Kummer) zum Ausdruck.
Aus einer äußerst lapidaren „Vida“, einer von einem anonymen Biographen im 13. Jhd. verfassten poetisch-legendären Lebensbeschreibung,[6] erfährt man in nur zwei Sätzen, dass die Trobairitz Comtessa de Dia mit einem – nicht näher bestimmten – „Guilhem de Peitieus“ (Wilhelm von Poitiers) verheiratet war und sich in einen Trobador, in Raimbaut d’Aurenga, verliebt hatte:
La comtessa de Dia si fo moiller d'En Guillem de Peitieus, bella domna e bona. Et enamoret se d'En Rambaut d'Aurenga, e fez de lui mantas bonas cansos.
„Die Gräfin von Die, eine schöne und gute Dame, war die Ehefrau des Seigneurs Wilhelm von Poitiers. Sie verliebte sich in Seigneur Raimbaut d’Aurenga und dichtete für ihn manch schönes Lied.[7]“
Von ihrem Werk sind nur vier „cansos“, 117 Verse, überliefert. Umstritten bleibt, ob die Trobairitz die Tenzone, das Streitgespräch «Amics, en gran cossirier» (Freund, in großem Kummer), BdT 46,3, zusammen mit ihrem geliebten Trobador Raimbaut d’Aurenga gedichtet hat oder ob die Autorenschaft, wie es in den mittelalterlichen Handschriften steht, ganz allein Raimbaut d'Aurenga zukommt.
01 Estat ai en greu cossirier[8]
02 per un cavallier qu’ai agut,
03 e vuoil sia totz temps saubut
04 cum ieu l’ai amat a sobrier:
05 ara vei qu’ieu sui trahida
06 car ieu non li donei m’amor,
07 don ai estat en gran error
08 en lieig e quan sui vestida.
09 Ben volria mon cavallier
10 tener un ser en mos bratz nut,
11 qu’el s’en tengra per ereubut
12 sol qu’a lui fezes cosseillier;
13 car plus m’en sui abellida
14 no fetz Floris de Blancheflor:
15 ieu l’autrei mon cor e m'mor,
16 mon sen, mos huoills e ma vida.
17 Bels amics avinens e bos,
18 cora·us tenrai en mos poder?
19 e que jagues ab vos un ser
20 e qu’ie·us des un bais amoros!
21 Sapchatz, gran talan n’auria
22 qu’ieu·s tengues en luoc del marit,
23ab so que m’aguessetz ple vit
24 de far tot so qu’ieu volria.[9]
Ich hatte großen Kummer
Wegen eines Ritters, der mir gehörte
Und ich will, dass man allzeit weiß,
Wie sehr ich ihn geliebt habe.
Nun sehe ich, dass ich betrogen wurde
Weil ich ihm nicht meine Liebe schenkte,
Weshalb ich sehr gelitten habe
Bei Tag und bei Nacht. (wörtlich: wenn ich im Bett lag und wenn ich angezogen war)
Ich würde gerne meinen Ritter
Eines Abends nackt in meinen Armen halten
Und wünschte, dass er glücklich wäre
Allein wenn ich ihm als Kissen diente
Denn ich bin verliebter in ihn
Als es Floris in Blanchefleur war.
Ich schenke ihm mein Herz und meine Liebe,
Meinen Sinn, meine Augen und mein Leben.
Schöner, liebenswürdiger und guter Freund,
Wann werde ich Euch in meiner Gewalt haben
Wenn ich doch nur eines Abends mit Euch im Bett liegen
und Euch einen Liebeskuss schenken könnte!
Wisset, dass ich großes Verlangen hätte,
Euch anstelle meines Ehemannes bei mir zu haben,
Vorausgesetzt, Ihr hättet mir versprochen,
Alles zu tun, was ich wünschte.
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