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Aussage einer Partei vor Wahlen über Zusammengänge Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Koalitionsaussage ist eine Aussage einer Partei vor einer Wahl, welche Koalition(en) sie nach der Wahl anstrebt. Eine derartige Koalitionsaussage kann exklusiv sein, d. h. andere Koalitionsmöglichkeiten werden ausgeschlossen oder sie kann unter dem Vorbehalt stehen, dass sie nur gilt, wenn die gewünschte Koalition eine Mehrheit hat. Entsprechend gilt bei der negativen Koalitionsaussage, dass die Partei verspricht, mit einer konkreten anderen Partei keine Koalition einzugehen. Eine Koalitionsaussage ist (wie andere Wahlversprechen) rechtlich nicht bindend und kann gebrochen werden. Bekannt ist der gescheiterte Versuch von Andrea Ypsilanti, nach der Landtagswahl in Hessen 2008 entgegen ihrer klaren Koalitionsaussage eine von der Partei Die Linke tolerierte rot-grüne Regierung zu bilden.
In Staaten mit Verhältniswahlrecht sind Koalitionsregierungen die Regel. Da die Wahl des Koalitionspartners für die Richtung der verfolgten Regierungspolitik vielfach entscheidend ist, ist die Frage, welche Koalitionen nach dem Wahltag angestrebt werden, vor der Wahl eine vieldiskutierte, die auch für die Entscheidung des Wählers für eine bestimmte Partei entscheidend sein kann. In der Politikwissenschaft werden Koalitionsaussagen daher als positiv bewertet, da sie die Transparenz erhöhen und den Einfluss der Wähler gegenüber den Parteigremien (die ansonsten nach der Wahl frei über Koalitionsbildung entscheiden würden) stärken. Im Zeitraum 1946 bis 1998 haben in den 22 Demokratien in Europa die Parteien in 44 % aller Wahlen vorab eine Koalitionsaussage getroffen. Hierbei treten jedoch starke nationale Unterschiede auf. Während Koalitionsaussagen in Deutschland, Frankreich, Österreich und Spanien üblich sind, sind sie in Dänemark, Schweden und den Niederlanden ungebräuchlich.[1]
Koalitionsaussage können auch informell getroffen werden. Wenn sich Parteien einer bestehenden Koalition oder eines politischen Lagers im Wahlkampf klar erkennbar schonen oder konkrete andere Parteien verletzend angegriffen werden, kann der Wähler aus diesem Verhalten eine implizite Koalitionsaussage ableiten. In diesem Fall spricht die Politikwissenschaft von einem Koalitionssignal.[2]
Es lassen sich folgende Arten von Koalitionsaussagen unterscheiden:[3]
Explizit | Implizit | |||
---|---|---|---|---|
Positiv | Wunschkoalition | Exekutivkoalition | Ohne Bedingung | |
Mit Bedingung | ||||
Tolerierung | Ohne Bedingung | |||
Mit Bedingung | ||||
Alternativkoalition | Exekutivkoalition | Ohne Bedingung | ||
Mit Bedingung | ||||
Tolerierung | Ohne Bedingung | |||
Mit Bedingung | ||||
Negativ | Ohne Bedingung | |||
Mit Bedingung | ||||
Neutral |
Auch der bewusste Verzicht auf eine Koalitionsaussage wird als politisches Signal an die Wähler verstanden. So verzichteten beispielsweise die Regierungsparteien nach der Großen Koalition bei der Bundestagswahl 1969 auf eine solche Aussage. Die SPD wollte sich die Möglichkeit einer sozialliberalen Koalition offenhalten, die CDU hoffte auf eine absolute Mehrheit. Beide Parteien warben darum, die ungeliebte große Koalition zu beenden.
Der hessische Grünen-Landesvorsitzende Tarek Al-Wazir sieht sich als Erfinder dieser Wortschöpfung; er habe diesen Begriff erstmals im Wahlkampf zur Landtagswahl in Hessen 2009 verwendet.[4] Der Begriff Ausschließeritis leitet sich ab vom Verb ausschließen und der Endung -itis, die meist eine entzündliche Krankheit bezeichnet.
Negative Koalitionsaussagen können die Koalitionsbildung soweit erschweren, dass eine stabile Regierungsbildung unmöglich wird.
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