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schwäbischer Mundartdichter Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Julius August Lämmle (* 3. Dezember 1876 in Oßweil, heute zu Ludwigsburg; † 8. Februar 1962 in Tübingen[1]) war ein schwäbischer Mundartdichter.
August Lämmle ließ sich von 1891 bis 1896 in Esslingen am Neckar und Nürtingen zum Volksschullehrer ausbilden. Anschließend versah er seinen Dienst an verschiedenen Orten (u. a. in Göppingen und Ulm).
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Lämmle die Cannstatter Volkshochschule. Er sammelte und veröffentlichte schwäbische Redensarten, Sagen, Sprichwörter und Volkslieder. 1923 wurde er von Peter Goessler als Kurator der Abteilung „Volkstum“ ans Staatliche Landesamt für Denkmalpflege geholt. Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.227.496),[2] obwohl er Mitglied der Stuttgarter Freimaurerloge Zu den 3 Cedern gewesen war.[3] Er war seit 1933 Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Auch war er Mitglied im 1938 gegründeten Schwäbischen Dichterkreis. Nach dem Krieg trat er der wiedererrichteten Loge Zu den 3 Cedern wieder bei und gehörte ihr bis zu seinem Tod an.[4]
Auch als alleiniger Schriftleiter und Herausgeber von Württemberg. Schwäbische Monatshefte im Dienste von Volk und Heimat ab 1938 (zuvor zeitweise mit Georg Schmückle), zeigte er sich durchaus systemkonform. In einer kurzen Erzählung mit dem Titel Fünf Jahre später unter dem Seitentitel Zum 30. Januar 1938, also dem Jahrestag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, lässt er beispielsweise einen fiktiven, nach fünfjährigem Amerikaaufenthalt nach Deutschland zurückgekehrten Philosophen eine verklärende Bilanz von der Entwicklung unter Hitler ziehen und legt seiner literarischen Figur in einem „aus dem nationalsozialistischen Deutschland“ geschriebenen Brief die Worte in den Mund: „… was soll die »Demokratie«, wenn nur die wohlhabenden Schichten den Genuß vom Schatz des Landes und der Arbeit der Menschen haben?“[5] „Freuden- und Jubeltage wie seit dem 12. März 1938“, dem Tag des Anschlusses Österreichs, habe das deutsche Volk „in seiner zweitausendjährigen Geschichte nicht erlebt“, schrieb er wenig später, „ein Wiederaufstieg innerhalb weniger Jahre, bewirkt durch die Tat eines einzigen Mannes, der das Wunder vollzog …“.[6] Zudem widmete er dem Reichsstatthalter und NSDAP-Gauleiter Wilhelm Murr, „dem Sohne und Führer des schwäbischen Volkes“, zu dessen 50. Geburtstag im Dezember 1938 eine „Huldigung“, in der er den Staat „glücklich pries“, … dem | gütige Götter gegeben | Führer und Volk aus dem ewig – | einzigen Brunnen des Bluts …[7] Lämmle trat zudem offen und unmissverständlich als Befürworter der NS-Rassegesetzgebung in Erscheinung, als er ebenfalls 1938 im Schwäbischen Heimatkalender schrieb, „Dienst am Volkstum“' sei „in seiner zielbewußten Durchdenkung und Durchführung der Arierparagraph und die Beseitigung der Fremdstämmigen aus der Führung des deutschen Volkes und Staates“.[8] Nicht lange danach (1939) wurde Lämmle auf Druck der Gauleitung als „bester Kenner des schwäbischen Volkes“ zum Vorsitzenden des Bundes für Heimatschutz in Württemberg und Hohenzollern, des heutigen Schwäbischen Heimatbundes, gewählt und kurz darauf zum Ehrenmitglied gemacht.[9] 1946 wurde er von einigen Mitgliedern des Bundes, welche die Organisation eines Neubeginns in die Hand genommen hatten, zum offiziellen Rücktritt bewegt;[10] gleichwohl findet sich sein Name in der Liste der verstorbenen Ehrenmitglieder.[11]
Auch noch nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ließ Lämmle sich für NS-Propagandaveranstaltungen einspannen. So trat er als Vertreter des Schwäbischen Dichterkreises 1941 in Litzmannstadt (Łódź) bei der Heimatschau »Der Osten des Warthelandes« als „Sprecher und Künder des Schwabenlandes“ und „Vertreter jenes Kreises schwäbischer Dichter“ auf, die mit ihrer Feder „für Deutschland zeugen“ würden.[12] Am Rednerpult ließ er dabei den „Führer“ Adolf Hitler nicht unerwähnt, der Stuttgart mit der Ernennung zur Stadt der Auslandsdeutschen besonders geehrt habe. Zudem dürfe man „nicht eher zur Ruhe kommen, als bis alles, was vom Vaterland abgetrennt ist, zu Deutschland zurückgefunden hat.“[13]
Nachdem im Zweiten Weltkrieg seine Cannstatter Wohnung zerstört worden war, zogen er und seine Frau 1944 nach Leonberg als erste dauerhafte Bewohner ins Ramtel, wo Lämmle 1937 ein Gartenhaus gebaut hatte. Das Grundstück hatte er 1936 günstig von der Stadt Leonberg gekauft, der jüdische Vorbesitzer Richard Heilner hatte es unter Wert abgeben müssen. Heilners Kritik an der niedrigen Grundstücksbewertung der Stadt tat Lämmle in einem Dankschreiben an den Leonberger Bürgermeister als „echt jüdisch, blödes Zeug“ ab. Eine Entschädigung von 3.000 Deutsche Mark an Heilner, zu der Lämmle 1949 verpflichtet wurde, übernahm die Stadt.[14][15] Im Zuge der Entnazifizierung wurde er 1947 als „Mitläufer“ eingestuft und zu einem Sühnebeitrag von 2.000 Reichsmark verurteilt.[16]
Nachdem die Philosophische Fakultät in Tübingen im Oktober 1951 beschlossen hatte, dass für Lämmle eine Ehrenpromotion nicht erwogen werde, verlieh ihm die Landesregierung den Professortitel.[17] Noch im selben Jahr 1951 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Leonberg, die ihm 2020 wegen seiner Verstrickungen in den Nationalsozialismus aberkannt wurde. Die Beziehungen zu den teilweise tief verstrickten Dichterkollegen aus der Zeit des Dritten Reichs wurden nach Kriegsende offenbar weiter gepflegt: Der ehemalige NS-Kulturfunktionär und -Schriftsteller Gerhard Schumann etwa nannte ihn 1974 unter den Verstorbenen, mit denen er „besonders verbunden“ gewesen sein will,[18] Hellmuth Langenbucher, einer der führenden NS-Literaturhistoriker, gratulierte ihm 1951 in der Schwäbischen Heimat zum 75. Geburtstag.[19] Zum 80. Geburtstag dann Hans Schwenkel ebenfalls in der „Schwäbischen Heimat“.[20]
August Lämmle starb im Alter von 85 Jahren im Tübinger Paul-Lechler-Krankenhaus.[1] Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Stuttgart.
Nach August Lämmle sind mehr als 85 Straßen und Wege in Württemberg benannt, einige davon ohne Angabe des Vornamens.[21] Folgend eine Auswahl: Affalterbach, Aidlingen, Bad Saulgau, Bempflingen, Bernloch, Bodelshausen, Bönnigheim, Calw, Deizisau, Ditzingen, Eberdingen, Engstingen, Eningen unter Achalm, Fellbach, Flein, Göppingen, Gruibingen, Haigerloch, Heilbronn, Hemmingen, Ilsfeld, Kernen im Remstal, Kirchberg an der Murr, Knittlingen, Köngen, Korb, Lauffen am Neckar, Leonberg, Leutenbach, Ludwigsburg, Maichingen, Marbach, Mühlacker, Münchingen, Oberriexingen, Obersulm, Öpfingen, Pfullingen, Remshalden, Reutlingen, Rudersberg, Sachsenheim, Schorndorf, Stuttgart, Trochtelfingen, Tübingen, Tuttlingen, Urbach (Remstal), Vaihingen an der Enz, Wangen im Allgäu, Weilheim an der Teck und Wendlingen. Eine Schule in Lämmles Geburtsort Ludwigsburg-Oßweil, die 67 Jahre seinen Namen trug, wurde 2022 in „Grundschule Oßweil“ umgetauft.[22] Nach ihm benannte Schulen in Leonberg, Kusterdingen und Rudersberg und Straßen in Kusterdingen und Trossingen waren bereits 2020 und 2021 umbenannt worden.[23][24][25][26][27]
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