Artà
Gemeinde in Spanien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Artà (kastilisch Artá) ist eine Gemeinde auf der spanischen Baleareninsel Mallorca. Die gleichnamige Kleinstadt ist Verwaltungssitz der Gemeinde in der Region (Comarca) Llevant.
Gemeinde Artà | ||
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Wappen | Karte von Spanien | |
Basisdaten | ||
Land: | Spanien | |
Autonome Gemeinschaft: | Balearische Inseln | |
Insel: | Mallorca | |
Comarca: | Llevant | |
Gerichtsbezirk: | Manacor | |
Koordinaten: | 39° 42′ N, 3° 21′ O | |
Höhe: | 154 msnm | |
Fläche: | 139,79 km² | |
Einwohner: | 8.062 (1. Jan. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 58 Einw./km² | |
Postleitzahl(en): | 07570 | |
Gemeindenummer (INE): | 07006 | |
Nächster Flughafen: | Palma (Son Sant Joan / Palma de Mallorca, 55 km) | |
Verwaltung | ||
Amtssprache: | Katalanisch, Kastilisch | |
Bürgermeister: | Manuel Galán Massanet | |
Website: | www.arta.cat | |
Lage des Ortes | ||
Karte anzeigen |
Die Gemeinde Artà hatte am 1. Januar 2022 eine Einwohnerzahl von 8062 gemeldeten Bewohnern auf einer Fläche von 139,63 km². Dies entspricht 58 Einwohnern pro km². Im Jahr 2006 betrug der Ausländeranteil der Gemeinde 13,2 % (890), der Anteil deutscher Einwohner 3,9 % (262). Noch 1991 gab es in der Gemeinde 136 Analphabeten. 1292 Einwohner hatten keine Schulbildung, 1675 Grundschulabschluss, 1210 Mittlere Reife. Amtssprachen sind Katalanisch und Spanisch (Kastilisch). Der auf der Insel gesprochene katalanische Dialekt wird Mallorquí genannt.
Jahr | 1842 | 1877 | 1887 | 1900 | 1910 | 1920 | 1930 | 1940 | 1950 | 1960 | 1970 | 1981 | 1991 | 2001 | 2008 | 2019 |
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Einwohner | 4001 | 5123 | 5837 | 5816 | 5769 | 6040 | 5841 | 6117 | 5511 | 5410 | 5462 | 5630 | 5716 | 6176 | 7113 | 7845 |
Artà liegt im Nordosten der Insel Mallorca, rund 60 km von der Inselhauptstadt Palma entfernt. Mehr als die Hälfte der Gemeindefläche wird vom Massís d’Artà eingenommen, dem höchsten und kompaktesten Massiv der östlichen Bergketten der Serres de Llevant.
Das Gemeindegebiet befindet sich auf dem westlichen Teil der Halbinsel von Artà und grenzt im Westen an die Bucht von Alcúdia (Badia d’Alcúdia), im Norden ans offene Mittelmeer gegenüber der Nachbarinsel Menorca. Die Küste von Artà erstreckt sich auf über 25 Kilometer und ist bis heute von Bebauung verschont geblieben. Besonders zu erwähnen sind hier der Strand und die Dünenformation sa Canova d’Artà, der flache Küstenstreifen bei der Ansiedelung Colònia de Sant Pere, die hohen Felseneinschnitte des Cap de Ferrutx und schließlich eine ganze Reihe kleiner Buchten, die von s’Arenalet des Verger bis Cala Torta reichen.
Im Osten und Südosten grenzen die Gemeinden Capdepera und Son Servera an das Gemeindegebiet von Artà. Beide gehörten bis ins 19. Jahrhundert mit zum Bezirk Artà auf der deshalb auch noch so bezeichneten Halbinsel von Artà. Aus diesem Grunde liegen die Höhlen von Artà (Coves d’Artà) an der Ostküste Mallorcas heute im Gemeindegebiet von Capdepera.
Südwestlich angrenzende Gemeinden sind Sant Llorenç des Cardassar und Petra. Der Torrent de na Borges bildet die Westgrenze Artàs zum Ortsteil Son Serra de Marina der Gemeinde Santa Margalida.
Zur Gemeinde Artà gehören folgende Orte und Siedlungen:
Die Einwohnerzahlen in Klammern stammen vom 1. Januar 2008. Die erste Zahl gibt dabei die Einwohner der geschlossenen Ortschaften an, die zweite Zahl die Einwohner der Orte einschließlich der hinzu zu rechnenden „verstreut“ lebenden Bevölkerung außerhalb der eigentlichen Siedlungen. (Quelle: INE)
Acht Berge mittlerer Höhe gehören zur Gemeinde Artà, wobei der Puig Morei (auch Puig d’en Morell oder Talaia Freda) mit 561 Metern der höchste und der Puig d’en Mir mit 256 Metern der niedrigste ist. Das Gemeindegebiet wird charakterisiert durch weitläufige unbewohnte Flächen, insbesondere der Gegenden in den Bergen der Serres de Llevant. Heute ist der Naturraum durch die vielen Waldbrände der letzten Jahre sehr karg.
Das Gebiet des Caps de Ferrutx mit seinen Felseinschnitten bietet z. B. dem Fischadler und dem Wanderfalken eine ideale Zufluchtsstätte. Die nördliche Küstenregion ist auch Heimat verwilderter Ziegen. In der Tälerlandschaft des Massís d’Artà, auch Serra Artana genannt, befinden sich kleine Parzellen mit Steineichenbeständen, die durch Mauern aus Trockenmauerwerk umschlossen sind und in denen der Anbau von Mandel-, Feigen- und Johannisbrotbäumen das Landschaftsbild bestimmt.
In den Bergen dominieren die Olivenbaumkulturen, die an den steilen Abhängen ebenfalls durch Trockenmauerwerk gehalten werden. In der natürlichen Vegetation finden sich große Vorkommen von Schilfrohr mit den für diese Zone typischen Zwergpalmen (Chamaerops humilis), niedriges Buschwerk mit üppigem Aufkommen an Sträuchern, wilder Ölbäume und vereinzelt Kiefernwälder. Die genannte Zwergpalme dient noch heute als Ausgangsprodukt für die Korbflechter auf Mallorca.
In Artà werden das ganze Jahr über Niederschläge registriert. Der trockenste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 8,8 l/m². Im Oktober verzeichnet man die höchste Niederschlagsmenge mit durchschnittlich 101,3 l/m². 1945 wurde der höchste Wert mit 224,3 l/m² gemessen.
Artà wurde erstmals im Jahre 1232 unter dem Namen Yartân im Llibre de repartiment de mallorca (Jaume I) erwähnt. Später gab es auch die Schreibweise Jartan oder Jertan. Die Herkunft des Namens wird von „Gertan“ abgeleitet, dem arabischen Wort für Garten.
Diese außergewöhnliche Landschaft war seit der Besiedlung Mallorcas bewohnt. Davon zeugen die archäologischen Funde dieser Gemeinde: der Dolmen von S’Aigua Dolça aus der Zeit von 1750 bis 1650 v. Chr. und die talaiotischen Siedlungen Ses Païsses und Sa Canova aus der Zeit von 1300 bis 100 v. Chr. Die Münzen, Siegel und Gefäße der Talaiot-Kultur können im Regionalmuseum von Artà am Plaça d’Espanya besichtigt werden.
Aus römischer oder vorislamischer Zeit ist über das Gebiet von Artà kaum etwas bekannt. Man nimmt jedoch an, dass die alte Festung auf dem Stadthügel ihre Ursprünge vor der islamisch-arabischen Besitzergreifung der Insel hat. In der arabischen Epoche vom 10. bis zum 13. Jahrhundert und auch noch während der ersten Zeit der katalanischen Herrschaft war die Festung unter dem Namen Almudaina bekannt, was so viel wie „Burg“ oder „Festung“ bedeutet.
Heute umschließt die ein Meter dicke ehemalige Festungsmauer mit ihren neun Türmen, einschließlich des Hauptturmes Sant Miquel, die Wallfahrtskirche des Santuari de Sant Salvador mit dessen Nebengebäuden. Sie beherbergt eine aus mehrfarbigem Holz geschnitzte romanische Statue der Jungfrau Maria, die laut Überlieferung von Prämonstratenser-Chorherren bei der Eroberung Mallorcas durch Jaume I. auf die Insel gebracht wurde.
Eine 180 Stufen zählende Kalvarientreppe verbindet die am Fuße des Stadthügels gelegene Pfarrkirche (Església Parroquial) Transfiguració del Senyor mit der ab 1832 erbauten barocken Kirche Sant Salvador auf dem 182 Meter hohen sogenannten Kalvarienberg oder Puig de Sant Salvador. Die ab 1573 in spätgotischem Stil errichtete Kirche La Transfiguració ersetzte die auf dem Gelände einer Moschee im Jahre 1248 geweihte alte Gemeindekirche.
Während der arabischen oder maurischen Epoche war die Halbinsel Yartan einer von dreizehn Distrikten Mallorcas. Nach der katalanischen Eroberung der Insel entstand die heutige Stadt Artà ab dem 13. Jahrhundert nach Ankunft der Prämonstratenser, die das Priorat von Santa Maria del Bellpuig gründeten. Der Landsitz Bellpuig liegt drei Kilometer südwestlich Artàs. Von dort wurde das heutige Stadtgebiet, die Höfe von Almudaina, parzelliert und neu besiedelt. Noch im 15. Jahrhundert wurde die Stadt Almudaina genannt, während sich der Name Artà auf den gesamten Bezirk bezog.
Vom 16. zum 18. Jahrhundert stieg die Bevölkerungszahl der Stadt stark an und neben der Landwirtschaft entwickelte sich eine Textilindustrie. Einen Rückschlag brachte der Ausbruch einer Beulenpestepidemie im Jahre 1820, an der 1200 Menschen starben. Im 19. Jahrhundert wurden dann die Gemeinden Capdepera und Son Servera vom Bezirk Artà abgetrennt. Der größte Teil des Territoriums von Artà war zu dieser Zeit in den Händen von Großgrundbesitzern. Unter den Kleinbauernfamilien entwickelte sich als unverzichtbares Zubrot das Handwerk des Korbflechtens aus Palmenblättern.
Im Jahre 1880 wurden an der Bucht von Alcúdia die Flächen der Devesa de Ferrutx parzelliert und der Küstenort Colònia de Sant Pere als landwirtschaftliche Kolonie gegründet. Der heute ruhige Touristenort hat nach der Stadt Artà die zweithöchste Einwohnerzahl des Gemeindegebietes.
Die wenigen Orte der Gemeinde Artà wurden im 20. Jahrhundert straßenmäßig gut erschlossen, auch im Hinblick auf den sich entwickelnden Tourismus als in der Gegenwart wichtigstem Wirtschaftszweig der Insel. Trotzdem sind immer noch weite Gemeindeteile aufgrund der spärlichen Besiedlung nahezu unberührt, was auch zur Ausweisung des Naturschutzgebietes Parc natural de la península de Llevant im Norden Artàs führte. In dem Naturpark, nahe der Straße zur Ermita de Betlem, stehen die Gebäudereste eines Arbeitslagers aus der Zeit des Franquismus, das Campament dels Soldats. Die 1921 eingeweihte Eisenbahnlinie von Palma über Manacor und Son Servera nach Artà verkehrt heute nicht mehr. Eine Wiederinbetriebnahme ab Manacor war geplant. Die Bauarbeiten wurden von der Eisenbahngesellschaft SFM 2010 begonnen und im August 2011 aus Geldmangel wieder eingestellt. Eine Instandsetzungshalle nahe Artà blieb als Bauruine. Die Trasse wurde zum Radweg und der Bahnhof Artà zur Touristeninformation umgebaut.
Jahr | 1842 | 1877 | 1887 | 1900 | 1910 | 1920 | 1930 | 1940 | 1950 | 1960 | 1970 | 1981 | 1991 | 2001 | 2011 |
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Einwohner | 4.001 | 5.123 | 5.837 | 5.816 | 5.769 | 6.040 | 5.841 | 6.117 | 5.511 | 5.410 | 5.462 | 5.630 | 5.716 | 6.176 | 7.553 |
Hervorzuheben ist das geschlossene Gesamtbild des Ortes mit seinen steilen engen Straßen, die am Fuße des Berges beginnen, und von der Einheit der mittelalterlichen Festungsmauern der Wallfahrtskirche Sant Salvador auf dem Gipfel des Ortes beherrscht werden. Von der Terrasse aus bietet sich ein Rundblick auf die Küste und die Hügellandschaft, Mandelplantagen, Ölbaumhaine und auf den Torre de Canyamel sowie auf die gotische Wehr- und Pfarrkirche (Transfiguració del Senyor) direkt unterhalb des Hügels. Von der Talseite sieht sie mit ihren hohen Stütztürmen besonders wuchtig aus. Im Inneren sind vor allem die typisch mallorquinische Holzkanzel und der Hochaltar mit der Verklärung Christi sehenswert.
Das Regionalmuseum von Artà am Plaça d’Espanya wurde im Jahre 1927 von einer Gruppe Gelehrter der Stadt gegründet. Die Bestände des Museums stammen aus privaten Sammlungen. Es untergliedert sich in eine ethnologische, eine naturgeschichtliche und eine archäologische Abteilung. Der ethnologische Teilbereich zeigt die verschiedensten Werkzeuge, die von den im Llevant arbeitenden Palmenflechtern auch heute noch benutzt werden. Ebenfalls ausgestellt werden Werkzeuge aus dem Bereich des mallorquinischen Textilhandwerks. Die archäologische Sammlung beherbergt eine Vielzahl von Objekten aus Keramik, Bronze, Eisen und Knochen vor allem aus der Vorgeschichte Mallorcas.
Für Touristen bietet Artà viele Möglichkeiten. Von besonderem Interesse ist dabei die Küstenregion der Gemeinde. Direkt an der Grenze zur Gemeinde Santa Margalida bei deren Ortsteil Son Serra de Marina befindet sich der Sandstrand s’Arenal de sa Canova mit weitläufigen Dünen. An ihm entlang führt ein Küstenwanderweg bis zur Urbanisation s’Estanyol bei Colònia de Sant Pere. Weiter östlich zwischen s’Estanyol und es Caló sind steile Klippen und wechselnde Schluchten mit kleinen Sandstränden anzutreffen. Der Norden des Gemeindegebietes wird beherrscht durch das Massís d’Artà mit den Erhebungen des Puig Morei (561 m), Puig de sa Tudossa (444 m) und des Talaia Moreia (432 m).
Die Berge fallen nach Norden stark, nach Nordosten weniger stark zur Küste hin ab. Im Nordosten der Gemeinde haben sich dabei an den Mündungen der Sturzbäche (Torrents) einige Sandbuchten gebildet. Auf den Erhebungen an der Küste befinden sich noch die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert errichteten Wehrtürme. Inmitten der Berge befindet sich auch die Ermita de Betlem, eine von wenigen Mönchen bewohnte Einsiedelei. Teile der Nordküste sind mit Kiefernwäldern bedeckt.
Entlang eines Teils der Küste führt der Küstenwanderweg Camí dels Carabiners.
In den letzten Jahren wendet sich Artà verstärkt dem Tourismus zu. Vor wenigen Jahren wurde die Promenade Carrer Ciutat umgebaut. Zahlreiche neue und alte Häuser in der Umgebung werden als Ferienhäuser vermarktet.
In der Region um Artà hat sich das Handwerk der Korbflechterei (Obra de llatra) erhalten, neben der Töpferei eines der ältesten Kunsthandwerke der Insel Mallorca. So hat man in archäologischen Fundstätten Reste von geflochtenen und gewobenen Pflanzenfasern gefunden. Ausgangsprodukt sind die im westlichen Mittelmeerraum heimischen Zwergpalmen mit ihren biegsamen robusten Blättern. Die auf Mallorca vor allem zwischen Manacor und Artà natürlich vorkommende, bis einen Meter hohe Palmenart bedeckt heute weite Felder um die Stadt Artà.
Die in den Monaten Juni und Juli gesammelten Blätter der Zwergpalme werden zunächst in der Sonne getrocknet. Haben sie eine gelblich-weiße Farbe angenommen, werden sie in feinere Stränge getrennt, wobei man sie qualitätsmäßig sortiert. Danach werden die hochwertigeren Palmenstränge in einer Mischung aus Wasser und Chlor eingeweicht, danach geschwefelt, was sie weiter ausbleicht und zur Verarbeitung biegsam macht.
Die nun palmito genannten weichen Blätter werden anschließend in ein Grundgerippe aus festen Stängeln oder Blättern in rechtem Winkel zu Korbwaren verwoben. Durch das erneute Trocknen der Blätter ziehen sie sich leicht zusammen, was dem Flechtwerk eine besondere Stabilität und Dichte gibt. Mit eingefärbten Blättern oder durch besondere Techniken entstehen kunstvolle Muster, mal in das Grundgeflecht eingewoben, mal plastisch als zweite oder sogar dritte Schicht aufgetragen.
Bekannte Produkte des Korbflechtens sind Körbe, Hüte, Rucksäcke, Taschen etc. Aus den Abfallprodukten, Strünken und Blattteilen, werden in Fasern zerlegt Besen und Seile hergestellt. Die Korbwaren werden auf vielen Märkten der Insel angeboten.
Rafel Ginard Bauçà, spanischer Schriftsteller, lebte in den 1950er bis 1970er Jahren im Ort und wurde zum Ehrenbürger ernannt. Der englische Komponist Derek Bourgeois lebte und arbeitete in den 2000er Jahren zeitweise in Artà. Michael Weisser, deutscher Musikproduzent, Hans-Georg Dornhege, deutscher Maler, und Rainer Klausmann, Schweizer Kameramann, leben im Ort. Auch der britische Musiker Lenny Zakatek lebt zeitweise hier.
Der schwedische Schlagzeuger Ola Brunkert (1946–2008) verstarb in Artà.
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