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deutsch-schweizerischer evangelischer Theologe, Psychologe, Psychotherapeut, Buchautor und Referent Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Arnold Georg Bittlinger (* 13. Juni 1928 in Edenkoben) ist deutsch-schweizerischer evangelischer Theologe, Psychologe, Psychotherapeut, Buchautor, Referent und in den Sechzigerjahren Mitbegründer der Charismatischen Erneuerung in Deutschland.
Bittlinger ist ein Sohn des elsässischen Landesjugendpfarrers Georg Bittlinger und seiner Ehefrau Wilhelmine Jung. 1937 verunglückte sein zehnjähriger Bruder Karl tödlich, was ihn nachhaltig beeinflusste. Er besuchte die Volks- und Oberschule im pfälzischen Edenkoben und das Humanistische Gymnasium in Neustadt an der Weinstrasse. 1945 absolvierte er ein Weinbaupraktikum im grosselterlichen Weingut in Ebernburg an der Nahe und leitete dort den von ihm gegründeten Kirchenchor, weil die Schulen in den Nachkriegswirren geschlossen waren. Ab Herbst 1945 baute er in seiner Heimatstadt Edenkoben die evangelische Jugendarbeit neu auf, die während des Dritten Reichs zum Erliegen gekommen war. Nach seinem Abitur studierte er evangelische Theologie und Psychologie in Deutschland, Frankreich, England, in der Schweiz und in den USA; er befasste sich zudem mit Kunstgeschichte und mit Weinbau.
1952 wurde Bittlinger in seiner Heimatstadt Edenkoben ordiniert, als Vikar in Kaiserslautern und danach als Pfarrverweser in Speyer eingesetzt. Er selbst bezeichnet sich als Schüler und Freund des damals in Speyer wirkenden Theologen und Kulturwissenschaftlers Carl Schneider.[1] Außerdem wurde er Leiter der Schülermission in Deutschland, die er nach dem Vorbild der englischen Interschool Christian Fellowship aufbaute. Nach seinem zweiten theologischen Examen wurde er 1956 Pfarrer in Ludwigshafen am Rhein mit einem selbstständigen Pfarrbezirk von etwa 7.000 Gemeindegliedern. Dort gründete er eine lebhafte Jugendarbeit und zahlreiche Hauskreise. 1959 wurde Bittlinger zum Leiter des Volksmissionarischen Amtes der Pfälzischen Landeskirche berufen. In dieser Funktion reiste er 1962 durch die USA, um den missionarischen Gemeindeaufbau zu studieren. Dabei stieß er auf Anfänge der Charismatischen Erneuerung in lutherischen, episkopalen und reformierten Gemeinden. Er berichtete davon in seiner Schrift «Wie es begann». Außerdem interessierte er sich für den amerikanischen Weinbau und erwarb das Weindiplom des Weininstituts von San Francisco. Nach seiner Rückkehr aus den USA beschäftigte er sich mit dem charismatischen Gemeindeaufbau und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zu dieser Thematik. Er lud den charismatischen Amerikaner Larry Christenson nach Deutschland ein, 1963 leitete er eine grosse Tagung in Enkenbach bei Kaiserslautern zum Thema: «Das Wirken des Heiligen Geistes heute», die als Beginn der charismatischen Bewegung in Deutschland angesehen werden kann.[2][3] 1965 bis 1969 organisierten Wilhard Becker, Reiner Edel, Klaus Hess, Walter Hümmer, Arthur Richter, der katholische Priester Peter Paul Urbanczik und er weitere Tagungen in Königstein im Taunus. 1966 begann er eine ökumenische Akademie in Schloss Craheim in Unterfranken. 1968 gründete er zusammen mit dem Franziskanerpater Eugen Mederlet und dem freikirchlichen Pastor Wilhard Becker das «Lebenszentrum für die Einheit der Christen» in Schloss Craheim. 1967 bis 1973 war er Mitarbeiter des theologischen Marburger Kreis, wobei er am Schluss aufgrund von Differenzen wegen seiner neuen charismatischen Ausrichtung abgewählt wurde und ausschied.[4]
Am Ökumenischen Institut der Universität Genf war Bittlinger 1969–1970 Assistent des griechisch-orthodoxen Professors Nikos Nissiotis. 1971–1972 war er «Fellow» des Instituts für ökumenische und kulturelle Forschung in Collegeville, Minnesota und Mitglied des Lehrkörpers («Faculty-member») der St. John’s Universität. Er befasste sich auch mit indianischer Kultur und wurde in den Stamm der Ojibwe-Indianer der Algonkin-Nation aufgenommen. 1978 wurde seine ökumenische Akademie dem Schweizerischen Diakonieverein angegliedert und 1980 vom Ökumenischen Rat der Kirchen (OeRK) als Studienzentrum des OeRK anerkannt. 1976 gründete er zusammen mit einer Ärztin und einer Krankenschwester in München ein «Healing-Home». 1977 wurde er vom Weltkirchenrat als Mitarbeiter im Ressort «Erneuerung und Gemeindeleben» nach Genf berufen. In dieser Funktion unternahm er zahlreiche Forschungsreisen in alle Erdteile und organisierte 1980 eine weltweite Konsultation zum Thema «Towards a Church Renewed and United in the Holy Spirit».[5] Zeitgleich wirkte er als Pfarrer der Weinbaugemeinde Oberhallau im Kanton Schaffhausen. 1991 erhielt er das Schweizer Bürgerrecht. 1984 bis 1993 wirkte er als Seelsorger und Psychotherapeut am Psychiatriezentrum Schaffhausen und als Dozent an der Schule für psychiatrische Krankenpflege. Ab 1994 war er als Psychotherapeut mit eigener Praxis und als Dozent am C.G. Jung-Institut in Zürich tätig. Er hielt außerdem Vorlesungen, Seminare, Kurse und Vorträge bei der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie, an verschiedenen Universitäten und Hochschulen, in Akademien und Bildungszentren, im Radio und Fernsehen. Er war in der Ärzte- und Lehrerfortbildung und als Leiter der Redaktion Schweiz der Zeitschrift «Analytische Psychologie» tätig. Daraus erwuchsen zahlreiche Publikationen, die in mehrere Sprachen übersetzt und verbreitet wurden.[6][7][8]
Bittlinger war verheiratet mit der Theologin und Dipl. Analytischen Psychologin Ilse Bittlinger-Baumann († 2008), ein Sohn ist der evangelische Pfarrer und Liedermacher Clemens Bittlinger. Seit 2013 ist Arnold Bittlinger mit Bettina Elisabeth Egli verheiratet.
Bittlinger kann als unkonventioneller Pionier, Vorreiter und Impulsgeber gesehen werden, der ein starkes Gespür für geistliche Sehnsüchte, Entwicklungen und Neuerungen hatte. Nicht alle Personen und Gruppierungen sind aber bereit und offen für Veränderungen aus theologischen, psychologischen und sozialen Gründen. Deshalb hat er auch einiges an berechtigter Kritik hervorgerufen. Seine grössten theologischen Kritiker sind eher evangelikal-konservative Christen, die seine Begeisterung für die Charismatik, schamanistische Praktiken und seine synkretischen Tendenzen ablehnen. Sie gehen oft auf Alexander Seibel und seine geäusserte Kritik zurück.[9]
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