Da der neue Umfang der Familie durch molekularbiologische Ergebnisse erforderlich wurde, gibt es nicht viele gemeinsame morphologische Merkmale, die für alle Unterfamilien gelten.
In die Familie gehören einige Bäume (Tabernaemontana, Dyera), Sträucher und krautige Pflanzen, vor allem aber Lianen und Sukkulenten. Viele Arten enthalten einen (meistens klaren) Milchsaft. Die Mehrzahl der Arten ist immergrün.
Die meist gegenständigen Laubblätter sind in der Regel ungeteilt und ganzrandig. An den Blättern oder Blüten sind oft mehrzellige Drüsen (Colleter) vorhanden. Nebenblätter sind klein oder fehlen.
Die Blüten sind meist vier- oder fünfzählig. Die meist zwei oberständigen Fruchtblätter sind nur selten zu einem Fruchtknoten verwachsen. Einige Arten besitzen einen hoch spezialisierten Bestäubungsmechanismus. Der Griffel bildet manchmal eine „Clavuncula“ aus.
Es werden Balgfrüchte, aber auch Beeren, Kapsel- und Steinfrüchte gebildet. Die Samen besitzen manchmal auch einen Haarbüschel (Coma).
Die Erstveröffentlichung dieser Familie erfolgte 1789 unter dem Namen „Apocineae“ durch Antoine Laurent de Jussieu in Genera Plantarum, S. 143–144. Typusgattung ist ApocynumL.[1]Synonyme für Apocynaceae Juss. sind Asclepiadaceae Borkh., Carissaceae Bertolini, Cerberaceae Martynov, Ophioxylaceae Perleb., Pacouriaceae Martynov, Periplocaceae Schltr., Plumeriaceae Horan., Stapeliaceae Horan., Vincaceae Vest, Willughbeiaceae J.Agardh.[2]
Das Verbreitungsgebiet der Familie Apocynaceae umfasst die gemäßigten, die subtropischen und tropischen Gebiete fast weltweit. Dort findet man auch die größte Artenvielfalt. In Europa sind nur wenige Gattungen und Arten heimisch, in Mitteleuropa nur zwei Arten von Immergrün (Vinca) und die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria).
Die Familie Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) wird in fünf Unterfamilien mit etwa 380 Gattungen gegliedert:[3]
Unterfamilie ApocynoideaeBurnett
Siehe Hauptartikel: Apocynoideae mit Beschreibung, Systematik und Gattungen.
Siehe Hauptartikel: Rauvolfioideae mit Beschreibung, Systematik und Gattungen.
Unterfamilie PeriplocoideaeR.Br. ex Endl.: Sie enthält etwa 33 Gattungen:[2]
AtherandraDecne.: Die nur zwei Arten sind in Südostasien und im westlichen Malesien verbreitet.[4]
BaroniellaCostantin & Gallaud: Die etwa acht Arten kommen nur in Madagaskar vor.[4]
BaseonemaSchltr. & Rendle: Sie enthält nur eine Art:
Baseonema gregoriiSchltr. & Rendle: Sie gedeiht in Savannen im tropischen Ostafrika.[4]
BatesanthusN.E.Br.: Die nur zwei Arten gedeihen in feuchten Wäldern in Zentral- sowie Westafrika.
BuckolliaVenter & R.L.Verh.: Die nur zwei Arten gedeihen in semiariden Gebieten in Höhenlagen von 1400 bis 1800 Meter in Äthiopien, Kenia, Somalia sowie Uganda.[5]
CamptocarpusDecne.: Die etwa neun Arten kommen nur auf Madagaskar und Mauritius vor.[4]
ChlorocyathusOliv. (Syn.: KappiaVenter) Die nur zwei Arten gedeihen in Wäldern in Simbabwe sowie Südafrika.[5]
CryptolepisR.Br.: Die etwa 15 Arten sind in den Tropen der Alten Welt verbreitet.[4]
CryptostegiaR.Br.: Die nur zwei Arten kommen nur in Madagaskar vor.[4]
DecalepisWight & Arn.: Die etwa fünf Arten kommen in Indien vor.[5]
EctadiumE.Mey.: Die nur drei Arten kommen nur in Namibia vor.[5]
FinlaysoniaWall. (Syn.: GuruaBuch.- Ham. ex Wight nom. illeg., AtherolepisHook. f., GongylospermaKing & Gamble, HanghomiaGagnep. & Thérint, MeladermaKerr, StelmacryptonBaill.): Die etwa sieben Arten sind von den Molukken, Indien und China über Südostasien und den Philippinen bis Neuguinea sowie Australien verbreitet.[5]
GymnantheraR.Br.: Die etwa drei Arten sind in Indonesien, auf den Philippinen, in Papua-Neuguinea und Australien verbreitet.[5]
IschnolepisJum. & H.Perrier: Sie enthält nur eine Art:
Ischnolepis graminifolia(Costantin & Gallaud) Klack.: Sie kommt nur in Madagaskar vor.[5]
MaclaudiaVenter & R.L.Verh.: Sie enthält nur eine Art:
Maclaudia felixiiVenter & R.L.Verh.: Sie gedeiht in Trockenwäldern in einer Höhenlage von etwa 1000 Meter nur in Guinea.[5]
MondiaSkeels: Die nur zwei Arten sind im tropischen Afrika verbreitet.[5]
MyriopteronGriff. (Syn.: Jenkinsia) Wall. ex Voigt: Sie enthält nur eine Art:
Myriopteron extensum(Wight & Arn.) K.Schum. (Syn.: Myriopteron paniculatum) Griff.: Sie gedeiht im Dickicht und offenen Wäldern in Höhenlagen von 600 bis 1600 Meter in Indien, Myanmar, Thailand, Vietnam, China sowie Indonesien.[5]
PentopetiaDecne. (Syn.: AcustelmaBaill., GonocryptaBaill., KompitsiaCostantin & Gallaud, PentopetiopsisCostantin & Gallaud): Die etwa 23 Arten sind in Madagaskar, auf den Komoren, Seychellen und auf Aldabra verbreitet.[5]
PhyllantheraBlume (Syn.: PentanuraBlume, StreptomanesK.Schum. ex Schltr.): Die etwa sechs Arten sind in Malaysia, Java, Sumatra, Australien sowie Neuguinea verbreitet.[5]
RaphionacmeHarv. (Syn.: ApoxyantheraHochst., ChlorocyathusOliv., MafekingiaBaill., PentagonanthusBullock, ZaczateaBaill., ZucchelliaDecne.): Die etwa 30 Arten gedeihen in ariden bis semiariden Gebieten in Afrika.[5]
SacleuxiaBaill. (Syn.: GymnolaemaBenth. non Decne., MacropelmaK.Schum.): Die nur drei Arten kommen in Kenia sowie Tansania vor.[5]
SarcorrhizaBullock: Sie enthält nur eine Art:
Sarcorhiza epiphyticaBullock: Die kommt im Kongo sowie in Tansania vor.[5]
SchlechterellaK.Schum. (Syn.: PleurostelmaSchltr. non Baill., TriodoglossumBullock): Die nur zwei Arten sind in Äthiopien, Kenia, Mosambik, Somalia sowie Tansania verbreitet.[5]
StreptocaulonWight & Arn. (Syn.: TriplolepisTurcz.): Die etwa fünf Arten sind in Indien, Myanmar, China, Singapur, Indonesien und den Philippinen verbreitet.[5]
TacazzeaDecne. (Syn.: AechmolepisDecne., LeptopaetiaHarv., ZacatezaBullock): Die etwa fünf Arten sind in Afrika weitverbreitet.[5]
TelectadiumBaill.: Die nur drei Arten gedeihen im Tieflandwald in Laos sowie Vietnam.[5]
ZygostelmaBenth.: Sie enthält nur eine Art:
Zygostelma benthamiiBaill.: Sie kommt in Kambodscha, Laos sowie Thailand vor.[5]
Unterfamilie SecamonoideaeEndl.: Sie enthält etwa acht Gattungen und fast alle Arten sind in der Paläotropis verbreitet. Das Zentrum der Artenvielfalt ist Madagaskar. Es sind hauptsächlich Lianen, seltener Sträucher:[6][5][7]
Tribus Secamoneae G.Don.:
CalyptrantheraKlack.: Die etwa elf Arten kommen in Madagaskar sowie auf den Maskarenen vor.[8]
GenianthusHook. f.: Die etwa 17 Arten sind von China bis ins tropische Asien verbreitet.[8]
GoniostemmaWight: Von den nur zwei Arten kommt die eine in China und die andere im indischen Subkontinent vor.[8]
PervillaeaDecne. (Syn.: MenabeaBaill.): Die etwa fünf Arten kommen in Madagaskar und Mauritius vor.[8]
SecamoneR.Br. (Inklusive RhynchostigmaBenth.): Die 90 bis 133 Arten sind von den Tropen der Alten Welt bis zu den Inseln im südwestlichen Pazifik verbreitet.[8]
SecamonopsisJum.: Die nur zwei Arten kommen in Madagaskar vor.[8]
ToxocarpusWight & Arn.: Die etwa 33 Arten sind im tropischen und subtropischen Asien verbreitet.[8]
TrichosandraDecne.. Mit nur einer Art:
Trichosandra borbonicaDecne.: Sie kommt auf Réunion vor.[8]
Mary E. Endress, Sigrid Liede-Schumann, Ulrich Meve: Advances in Apocynaceae: The enlightenment, an Introduction. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 94, Nummer 2, 2007, S. 259–267 doi:10.3417/0026-6493(2007)94[259:AIATEA]2.0.CO;2.
David John Mabberley:Mabberley’s Plant-Book. A portable dictionary of plants, their classification and uses. 3. Auflage. Cambridge University Press, 2008, ISBN 978-0-521-82071-4 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Renaud Lahaye, Jens Klackenberg, Mari Källersjö, Elise Van Campo & Laure Civeyrel: Phylogenetic relationships between derived Apocynaceae s.l. and within Secamonoideae based on chloroplast sequences, In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 94, 2007, S. 376–391. doi:10.3417/0026-6493(2007)94[376:PRBDAS]2.0.CO;2
The Renaissance of the Apocynaceae s.l.: Recent Advances in Systematics, Phylogeny, and Evolution. In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 88, Nummer 4, 2001, JSTOR:i366713.
Mary E. Endress, Siegried Liede-Schumann, Ulrich Meve: An updated classification for Apocynaceae. In: Phytotaxa. Band 159, Nummer 3, 2014, S. 175–194 (doi:10.11646/phytotaxa.159.3.2).
Mary E. Endress, P. V. Bruyns: A revised classification of the Apocynaceae s. l. In: Botanical Review. Band 66, Nummer 1, 2000, S. 1–56, JSTOR:4354361.
Ulrich Meve, Siegried Liede-Schumann: The manifold evolution of succulence in Apocynaceae. In: Schumannia. Band 6, 2010, S. 183–206.
Bingtao Li, Antony J. M. Leeuwenberg & David J. Middleton: Apocynaceae, S. 143 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 16: Gentianaceae through Boraginaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 1995, ISBN 0-915279-33-9 (Abschnitt Beschreibung).