Loading AI tools
österreichischer Journalist und Sachbuchautor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Anton Emmerich Zischka (von Trochnov) (* 14. September 1904 in Wien, Österreich-Ungarn; † 31. Mai 1997 in Pollença, Spanien) war ein österreichischer Journalist und in der Weimarer Republik, im Dritten Reich wie auch der Bundesrepublik Deutschland einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren.[1] Er schrieb auch unter den Pseudonymen Rupert Donkan, Thomas Daring, Darius Plecha und Antal Sorba. Seine rund 40 Bücher, die zumeist Sachthemen und technisch-wirtschaftliche Zusammenhänge populärwissenschaftlich darstellen, wurden bis heute in 18 Sprachen übersetzt.[1]
Der mehrsprachige Zischka war von 1924 bis 1929 Redakteur der Neuen Freien Presse, ab 1930 in Paris Zeitschriftenkorrespondent für diverse europäische sowie amerikanische Zeitungen und berichtete aus nahezu allen Kontinenten. Der große wirtschaftliche Erfolg als Journalist verschaffte ihm unter anderem die Möglichkeit, mit einem eigenen Flugzeug vor Ort internationale Berichterstattung zu betreiben.[1] So wurden etwa seine Reportagen von den Überschwemmungen in China 1931 von vielen großen europäischen Zeitungen abgedruckt und verhalfen ihm zu enormer Popularität.[1] Nach dem Erfolg seines ersten Buches „Le Monde en Folie“ von 1933 blieb Zischka fortan freier Schriftsteller und lebte mit seiner aus den Niederlanden stammenden Frau ab 1935 bis zu seinem Tode 1997 auf seiner Finca in Cala San Vicente auf Mallorca. Teile von Zischkas umfangreichem Privatarchiv sind mittlerweile im Deutschen Museum München aufbewahrt, eine detaillierte wissenschaftliche Aufarbeitung steht noch aus.[1] Während seiner Arbeit kam er in Kontakt zu zahlreichen prominenten Persönlichkeiten, so Ibn Saud, Chiang Kai-shek, Josef Stalin, Thomas Alva Edison, Carl Bosch und Hermann Staudinger.[1]
Während mit Beginn der 30er Jahre Auslandsreisen für Deutsche schwieriger wurden, vermittelten Zischkas Reiseberichte und Industriereportagen (Zischka arbeitete unter Pseudonym in den berüchtigten belgischen Kohlefeldern und rumänischen Ölfeldern) direkt vom Ort des Geschehens den Eindruck von Weltläufigkeit und Authentizität[2] und verkauften sich nicht nur in Deutschland ausgezeichnet. Sein freier Umgang mit fremdem geistigen Eigentum brachte ihm allerdings wiederholt Plagiatsvorwürfe ein und führte schon in den 30er Jahren zum Bruch mit seinem französischen Verleger Payot.[3]
Der Leipziger Goldmann Verlag verdankte seinen Aufstieg in den 1930er Jahren maßgeblich dem Erfolg von und mit Zischkas Bestsellern.[1] Im Unterschied zum in Deutschland lebenden Romanautor Karl Aloys Schenzinger, einem weiteren „(Rohstoff-) Bestseller des 3. Reiches“[2] blieb Zischka in Spanien und beim Sachbuchformat und war als Schriftsteller auch international sehr erfolgreich. Einen Förderer im NS-Regime suchte und fand der bei den NS-Granden nicht unumstrittene Zischka in Fritz Todt. Dieser führte unter anderem „Wissenschaft bricht Monopole“ (von 1936) als Schulbuch bzw. Pflichtlektüre in den Realschulen ein, das Buch wurde aber auch in 18 Sprachen übersetzt und verkauft.[2] Zischka erklärt dabei wie auch im 1939 erschienenen „Ölkrieg“ Kriege und bewaffnete Konflikte als Auseinandersetzung um (ungleich verteiltes) Land und Rohstoffe. Er stellte demgegenüber technische Entwicklungen aus Deutschland wie etwa die Kohleverflüssigung oder die Ammoniaksynthese (Haber-Bosch-Verfahren) als mögliche globale Friedensstifter dar. Darüber hinaus wurde dem „raffenden Kapitalismus“ britischer wie amerikanischer Prägung die schaffende „Volksgemeinschaft“ als größte und wichtigste „Synthese“ einer „neuen Zeit“ gegenübergestellt. Diese gehe im Gegensatz zum „amerikanischen Monopolkapitalismus“ in friedliebender „organischer“ sowie „planmäßiger“ Ausrichtung auf das „Gemeinwohl“ vor und teile ihre technischen Errungenschaften bereitwillig mit anderen. Einer englisch orientierten demokratischen Öffentlichkeit, einer von Massenmedien und parteipolitischen Auseinandersetzungen bestimmten Gesellschaft setzt er eine organische Synthese, sein Ideal einer auf Basis einer breiten parteiübergreifenden Massenbewegung und nach technokratischen Effizienzkriterien autoritär geführten Gemeinschaft entgegen.
Zischka bediente damit nicht nur damals weitverbreitete deutsche Sehnsüchte[4] mit einem zutiefst deutschen, aber nicht vorrangig unter NS-Vorzeichen zu betrachtendem Gegensatzpaar. Er vermittelte auch im Ausland vor dem Krieg ein vergleichsweise friedlich-technokratisches Bild des „Dritten Reiches“[2] Er beantragte allerdings am 20. Juli 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde am 1. Dezember aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.127.933).[5] Er war zudem Mitglied der Auslandsorganisation der Deutschen Arbeitsfront gewesen, hatte die auf Mallorca stationierte Legion Condor geschult und deutsche Regierungsstellen mit Geheimberichten über die politische Situation in Spanien informiert.[2][6] Zudem scheute er nicht davor zurück, antisemitische Propaganda zu veröffentlichen, und behauptete etwa, die „jüdische Finanzwelt“ wolle die deutsche Wirtschaft „vernichten“.[7] Zischka gelang es nach dem Krieg, nach einem zwischenzeitlichen Schreibverbot im Spanien Francos sich (wieder) auf dem deutschen Buchmarkt als unpolitischer[2], dem Frieden verbundener Anhänger einer Technokratie zu positionieren.
Aufgrund eines alliierten Repatriierungsbefehls war Zischka nach 1945 im Spanien Francos vorübergehend interniert und konnte erst ab 1948 (zunächst unter Pseudonym) allmählich wieder Fuß fassen und auch weiterhin legal in Spanien bleiben. Neben einer Vielzahl von Buchveröffentlichungen im Verlag Bertelsmann[1] wurde Zischka vor allem in Deutschland auch durch Publikumsvorträge bekannt. Neben Energiefragen beschäftigte er sich auch mit der Rolle des Dollars in der Weltwirtschaft und stellte hier wieder angeblichem britischen und amerikanischen Kommerz und Kriegstreiberei eine nun nicht deutsch, sondern europäisch konnotierte Friedensmacht[8] gegenüber.
Zischka befürwortete in vielen seiner Bücher eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und die Industrialisierung der Staaten der Dritten Welt. In seinen Werken Kampf ums Überleben. Das Menschenrecht auf Energie und Die alles treibende Kraft. Weltgeschichte der Energie propagierte er unter anderem die Notwendigkeit des massiven Einsatzes der Kernenergie zur weltweiten Energieerzeugung. Daran hielt er auch nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl fest. In seinem Buch Tschernobyl – kein Zufall. Sowjetwirtschaft und die Fehler des Westens warnte er vor dem sich anbahnenden Atomausstieg.[2]
In der Sowjetischen Besatzungszone wurden Zischkas Schriften Brot für zwei Milliarden Menschen (1940), Englands Bündnisse. 6 Jahrhunderte britische Kriege mit fremden Waffen (1940), Sieg der Arbeit (1940), Italien in der Welt (1941) und das in Berlin bei Eher erschienene Erfinder brechen die Blockade (1944) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[9][10] In der Deutschen Demokratischen Republik folgte auf diese Liste sein 5000 Jahre Kleidersorgen (1943).[11]
Zischkas enormer Erfolg als Sachbuchautor ist nicht nur auf einen fesselnden Schreibstil und die unter hohem persönlichen Einsatz recherchierten Fakten zurückzuführen. Es gelang ihm auch, zentrale Themen und Trends (zum Beispiel Energieversorgung) frühzeitig zu erkennen und mit Berichten aus globalen Brennpunkten so provokant wie für breite Kreise verständlich darzustellen.[2] Seine journalistische Vorgehensweise hat sehr unterschiedliche Nachfolger gefunden, genauso wie seine Argumentationen in breiten Bereichen des deutschen politischen Spektrums nachwirken. Ein Beispiel dafür ist die Aufnahme von Zischkas Paradigmen des Dollarimperialismus[12] im Bereich der Antiglobalisierungsbewegung wie des Ölkriegs bei der Friedens- und Umweltbewegung.[13][14] Die Aufnahme des Ölkriegsparadigmas durch die Friedensbewegung der 1990er Jahre wird verschiedentlich auch als Wiederaufnahme und Fortwirken klassisch antiamerikanischer Ressentiments[15][16][17] gesehen.
Dan Diner sieht ähnlich wie bei Zischka in der Friedens- und Antiglobalisierungsbewegung die Gegenüberstellung der vorgeblichen Ölgier einer angloamerikanisch bzw. israelisch konnotierten Plutokratie mit einer friedlichen europäischen technokratischen Vision.[18]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.