Loading AI tools
Wikimedia-Begriffsklärungsseite Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Adjektiv anthropogen (von altgriechisch ἄνθρωπος ánthrōpos „Mensch“ mit dem Verbalstamm γεν- gen- „entstehen“, also „menschengemacht“) bezeichnet einen Fachbegriff für vom Menschen verursachte Einflüsse, die direkt oder indirekt zu Veränderungen der Umwelt geführt haben,[1] sowie für alles durch Menschen Beeinflusste, Entstandene, Hergestellte oder Verursachte. Da sie nur von Menschen hergestellt werden, sind z. B. sowohl Kunststoffe als auch die durch sie verursachte Verschmutzung der Meere anthropogen.
Bei der Beurteilung, ob das Risiko für den Fortbestand menschlichen Lebens auf dem Planeten eher aufgrund natürlicher Gefahren oder anthropogener Ursachen besteht, tendiert das 'Future of Humanity Institute' der Universität Oxford – basierend auf einer Auswertung der letzten Jahrhunderte – dazu, die heutigen und zukünftigen anthropogenen Gefahren als gravierender zu bewerten.[2]
Anthropogene Veränderungen sind mit dem menschlichen Dasein untrennbar verbunden. Dies wurde über Jahrzehntausende der Menschheitsgeschichte entweder ignoriert oder hingenommen (Entstehung von Kulturlandschaften). In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Folgen der anthropogenen Veränderung die Menschen unmittelbar zu bedrohen und deren Gestaltung wurde in Europa und Nordamerika als politische Aufgabe wahrgenommen (z. B. Aufbau von Hygieneinfrastruktur in den Großstädten). In der Mitte des 20. Jahrhunderts trat der Aspekt der Naturnähe bei der Gestaltung zunehmend in den Vordergrund (Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft). Am Anfang des 21. Jahrhunderts prägte besonders die Sorge um den Klimawandel die Bestrebungen, etwa durch Ersatz fossiler Energieträger.
Der Einfluss des Menschen seit dem Gebrauch des Feuers, insbesondere aber seit der Industrialisierung in den „Industrieländern“ hat neben der globalen Erwärmung zu weiteren weltweiten Veränderungen, einschließlich der Schädigungen von Ökosystemen sowie einem Rückgang der Artenvielfalt und damit der Biodiversität geführt. Aus diesem Grund wird diskutiert, diese Zeitspanne der menschlichen Einwirkungen Anthropozän (im Sinne von „durch menschliche Einflüsse geprägtes Zeitalter“) zu benennen.
Die Digitale Revolution hat, wie die Industrialisierung, anthropogenen Ursprung und bildet die Grundlage für die Erschaffung neuer Technologien (wie z. B. Quantencomputer), Interaktion zwischen Menschen und Computern und künstlicher Intelligenz. Die Erschaffung einer Superintelligenz könnte, nach Ansicht von Stephen Hawking, etwas Neues hervorbringen, das sich selbstlernend verbessert und eigenständig reproduziert.[3]
Ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Möglichkeit zur Kontrolle, rückt damit auch die Vernichtung der Menschheit durch solch eine künstliche Superintelligenz in den Bereich einer denkbaren Entwicklung.[4] Zu den Risiken in diesem Bereich zählen unter anderem autonome Waffensysteme, insbesondere, wenn diese sich menschlicher Kontrolle entziehen.[5]
Der Begriff Natur wird verbreitet für die nicht menschengemachte Welt verwendet. Dieses Verständnis ist als speziezistisch und anthropozentrisch zu kritisieren. Daher ist der verbreitete Gebrauch von natürlich im Sinne von nicht-anthropogen mit Vorsicht anzuwenden.
Viele Einflüsse auf die Umwelt können sowohl anthropogen als auch natürlich bedingt sein, wobei eine eindeutige Abgrenzung nicht immer möglich ist. So kann ein Waldbrand beispielsweise sowohl durch Menschen als auch durch eine natürliche Ursache (z. B. Blitzschlag) verursacht worden sein. Bereits im menschlichen Gebrauch des Feuers kann der Beginn des Anthropozäns gesehen werden. Nach einem anthropogenen Eingriff kann der 'natürliche' Zustand prinzipiell nicht wieder hergestellt werden, es kann allenfalls eine Naturnähe (Hemerobie) erreicht werden.
Grundsätzlich übt jede Form von Leben einen Einfluss auf seine Umwelt aus. Es müssen die Grundlagen für den Stoffwechsel entnommen und Endprodukte des Stoffwechsels in diese abgegeben werden. Alle Organismen beeinflussen dadurch das sie umgebende Milieu. Es kommen aber auch gezielte Vorgänge vor, etwa das Ausscheiden von Hemmstoffen, die Konkurrenten behindern. Soziale Tiere errichten Staaten und Bauten. Die menschlich verursachte Veränderung der Umwelt kann in diesem Sinne ebenfalls als natürlich angesehen werden und wird es vielfach auch, z. B. werden ländliche Kulturlandschaften häufig als erholsame Natur wahrgenommen. Originär anthropogen ist jedoch der Einsatz zusätzlicher Energieträger, die über den Grundumsatz hinausgehen.
Stoffliche anthropogene Belastungen werden auch Umweltverschmutzung genannt, ein Teil der stofflichen und physikalischen Belastungen fällt dagegen unter den Begriff Immissionsbelastung. Anthropogene Einflüsse, die zur Veränderung der Umwelt führen sind vielfältig, folgende zählen dazu:[1]
Die Voraussetzung für die genaue Erfassung des Umfangs anthropogener Einflüsse erfassen zu können, ist die Kenntnis des natürlichen Ausgangszustandes. Belastungen, die sich negativ auf die Umwelt auswirken, können auf unterschiedliche Weise entstanden sein, hierzu zählen:[1]
Kunststoffe sind sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen und können nicht biologisch abgebaut werden. Insbesondere Mikroplastik konnte mittlerweile überall auf der Erde nachgewiesen werden; man fand es an der Meeresoberfläche, in Sedimenten der Tiefsee sowie in entlegenen Arktisregionen. Entsprechend einer Studie des Alfred-Wegener-Instituts, werden kleinste Mikroplastikteilchen sogar über die Luft transportiert und gelangen anschließend durch Schneefall oder Regen zurück auf die Erde, wie durch die Analyse von Schneeproben nachgewiesen werden konnte.[6]
Mittlerweile gilt Mikroplastik als hochaktuelles, anthropogenes Umweltproblem und ist Gegenstand aktueller Forschungsprojekte. Studien ergaben unter anderem, dass sechs bis zehn Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion in den Weltmeeren landen, wo sich größere Plastikteile zersetzen und zu Mikroplastik werden.[7]
Auch die Auswirkungen von Mikroplastik auf landwirtschaftlich genutzten Flächen werden mittlerweile wissenschaftlich erforscht.[8]
Nicht alle anthropogenen Belastungen wirken sich negativ aus, bzw. führen zur Verringerung der Biotop- oder Artenvielfalt. Fehlt die eindeutig negative Auswirkung, so werden auch die Bezeichnungen Umweltbeanspruchung, Umweltinanspruchnahme oder Umwelteinwirkung verwendet.
In manchen Fällen entstehen durch extensive menschliche Nutzung zudem Kulturlandschaften, die Lebensräume in Form von unterschiedlichen Biotopen beherbergen. So ist etwa der Fortbestand der artenreichen Magerrasen, Almwiesen oder Heide auf die Nutzung durch den Menschen angewiesen. Darüber hinaus können menschliche Eingriffe, die sich negativ auf die Umwelt auswirken, zumindest teilweise durch Renaturierung (z. B. von Fließgewässern) abgemindert werden.[9]
Die Bezeichnung anthropogen wird häufig in Verbindung mit menschlichen Eingriffen in die Umwelt sowie für vom Menschen verursachte Umweltprobleme gebraucht, beispielsweise:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.