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deutscher Kunsthistoriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Andreas Beitin (* 1968 in Uetersen) ist ein deutscher Kunsthistoriker, Kurator und Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg.
Andreas Beitin absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Gärtner. Nach einem einjährigen Arbeitsaufenthalt in Neuseeland und dem Zivildienst im Kreiskrankenhaus Uetersen absolvierte er eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Gartenbautechniker in Münster. Anschließend holte er dort sein Abitur am Overberg-Kolleg nach und studierte an der Universität Münster Kunstgeschichte, Angewandte Kulturwissenschaften sowie Neuere und Neueste Geschichte. Seine Dissertation verfasste er zum Motiv des Schreis in der deutschen Malerei und Grafik des 20. Jahrhunderts.
Parallel zur Arbeit an der Dissertation arbeitete Andreas Beitin als Projektleiter für ein Düsseldorfer Art-Consulting-Unternehmen. Im Anschluss an die erfolgte Promotion begann er 2004 seine Tätigkeit zunächst als wissenschaftlicher Volontär am ZKM | Museum für Neue Kunst. Nach verschiedenen wissenschaftlichen und kuratorischen Positionen übernahm er 2010 als Leiter das Museum für Neue Kunst.[1] Innerhalb von elf Jahren am ZKM wirkte er in kuratorischer / verantwortlicher Position an rund 80 Ausstellungen mit.[2]
Im Februar 2016 wurde Beitin Direktor des Ludwig Forums für Internationale Kunst in Aachen.[3] Ihn reizte an der neuen Aufgabe die „Herausforderung“ und Arbeit mit der renommierten Sammlung des Hauses.[4] Beitin machte es sich zur Aufgabe, das „Ludwig Forum als ein lebendiges Haus weiterzuentwickeln“.[5] Im Dezember 2018 gab er bekannt, dass er das Ludwig Forum 2019 verlassen und ab dem 1. April 2019 das Kunstmuseum Wolfsburg leiten werde.
Andreas Beitin wirkte bzw. wirkt in zahlreichen Kunstjurys und wissenschaftlichen Gremien mit. Hierzu zählen u. a. Fraunhofer-Gesellschaft, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), RWE Stiftung für Energie und Gesellschaft, The Watermill Center, Volkswagenstiftung. Von 2013 bis 2018 war er Vorsitzender des Beirates für bildende Kunst am Goethe-Institut.[6] Für die Jahre 2022 bis 2024 wurde er von Kulturstaatsministerin Monika Grütters in die Jury der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo berufen.
2014–2015 lehrte Beitin als Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie für Bildende Kunst Karlsruhe.[5]
Beitin sieht in Kulturinstitutionen nicht mehr nur ein „Forum für die Präsentation von schönen und kontemplativen Dingen“, da diese seiner Meinung nach „in einer komplexen Welt mit ebenso komplexen sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen“ viel mehr eine „zeitgemäße Diskursplattformen für die künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen im Zeitalter der Globalisierung“ sein sollten. Moderne und zeitgenössische Kunst könne mit ihren Fragestellungen, Angeboten an Erkenntnis und Bewusstsein dieser Herausforderung begegnen. Dies zu ermöglichen sieht Beitin als Ziel seiner kuratorischen Praxis.[7]
Für die Mies-van-der-Rohe-Ausstellung 2017 erhielten Andreas Beitin, Brigitte Franzen und Holger Otten den Justus-Bier-Preis für Kuratoren.[8] Ausgezeichnet wurden sowohl das Projekt als auch die mit der Ausstellung einhergehende Publikation „Mies van der Rohe: Montage Collage“. Die Jury begründete dies wie folgt: „Der Justus-Bier-Preis widmet sich Ausstellungsprojekten und Publikationen, die durch eine originelle Themenstellung und eine fundierte fachliche Aufarbeitung beeindrucken. Beides ist nach Meinung der Jury mit dem Projekt zu den Montagen und Collagen von Mies van der Rohe beispielhaft gelungen. Zwar ist Mies van der Rohe ein weltbekannter Architekt, dessen Werk bis heute Anlass für unzählige Untersuchungen bildet, allerdings fehlte bislang eine systematische monografische Gesamtdarstellung seiner Collagen und Fotomontagen. Dies ist umso bemerkenswerter, als gerade dieser Teil des Werkes einen umfassenden Einblick in das Denken Mies van der Rohes bietet. Den Herausgebern gelingt es, eben jenen panoramatischen Aspekt dieser Werkgruppe mustergültig deutlich zu machen.“[9]
„Flashes of the Future. Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmächtigen.“ wurde von der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA Deutschland e. V. 2018 zur Ausstellung des Jahres gewählt. „Die von Andreas Beitin (Aachen) und Eckhart Gillen (Berlin) erarbeitete Ausstellung entfaltete in über 200 Werken ein nie zuvor so umfassendes Panorama der Kunst um 1968 in all ihren Stilrichtungen. Während die Erinnerung an das Jahr 1968 in politischer Hinsicht meist auf die Studentenrevolte eingeengt ist, zeigten die Kuratoren, dass sich der gesellschaftliche Umbruch, der 1968 seinen Ausgang nahm, in der Kunst lange zuvor angekündigt hatte. Ein umfangreicher Katalog analysiert und erläutert in rund 60 Beiträgen Kunst, Politik und Gesellschaft jener Zeit. Eine so vollständige und differenzierte Bestandaufnahme der damaligen kulturellen Situation kann wohl erst im Abstand von einem halben Jahrhundert gelingen.“[10]
2018 wurde unter der Leitung von Beitin das Ludwig-Forum für Internationale Kunst von der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) zum Museum des Jahres 2018 gewählt. Begründung der Jury: „Unter der aktuellen Leitung von Andreas Beitin fiel das Ludwig Forum vor allem durch gut präsentierte und recherchierte thematische Sonderausstellungen auf, die künstlerische Strömungen der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit in neuem Licht zeigen und dabei auch kulturelle und politische Kontexte veranschaulichen.“[11]
Am 10. April 2024 wurde in Köln im Auktionshaus VAN HAM der ART-Kuratorenpreis für die beste Ausstellung 2023 an Andreas Beitin (Ideengeber und Kurator der Ausstellung) und Elena Engelbrechter (Co-Kuratorin der Ausstellung) für Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen verliehen. Die renommiert besetzte Jury (bestehend aus Kathleen Rahn (Marta Herford), Christoph Grunenberg (Kunsthalle Bremen), Brigitte Kölle (Hamburger Kunsthalle), Stefan Koldehoff (Deutschlandfunk) und Tim Sommer (Kunstmagazin ART)) wählte die Schau aus allen Ausstellungen des vergangenen Jahres in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus und zeichnete sie schließlich aus einer Shortlist von zwölf Nominierungen als die beste Ausstellung aus. Überreicht wurde den beiden Ausgezeichneten die neue Preisskulptur des Düsseldorfer Künstlers Jan Albers. Die Laudatio auf die Preisträger hielt der Kunstwissenschaftler Wolfgang Ullrich. Das größte europäische Kunstmagazin art vergab diesen Preis zum sechsten Mal.[12]
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