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Kirchengebäude in Russland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Gumbinner Altstädtische Kirche (auch: Stadtkirche) war ein 1720 errichtetes Bauwerk und bis 1945 lutherische Pfarrkirche in der ehemals ostpreußischen Kreisstadt Gumbinnen, der heutigen Rajonshauptstadt Gussew in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)).
Altstädtische Kirche (Stadtkirche) in Gumbinnen | |
---|---|
Baujahr: | 1719–1720 |
Einweihung: | 1720 |
Stilelemente: | Dreischiffiger Ziegelbau mit polygonalem Chorabschluss |
Bauherr: | Evangelische Kirchengemeinde in Gumbinnen (Kirchenprovinz Ostpreußen, Kirche der Altpreußischen Union) |
Lage: | 54° 35′ 27,4″ N, 22° 12′ 9,7″ O |
Standort: | Gussew Kaliningrad, Russland |
Zweck: | Evangelisch-lutherische Pfarrkirche |
Gemeinde: | Nicht mehr vorhanden. Die Kirche wurde 1944 gesprengt und 1945 abgeräumt |
Das heutige Gussew liegt an der russischen Fernstraße A 229 (frühere deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28) im Kreuzungsbereich mit der Fernstraße A 198 (27A-040, deutsche Reichsstraße 132) und der Regionalstraße R 508 (27A-027). Die Stadt ist Bahnstation an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode), der früheren Preußischen Ostbahn, zur Weiterfahrt nach Moskau.
Der Standort der Kirche war am nördlichen Ufer der Pissa im nordöstlichen Stadtbereich.
Ein erster Kirchenbau entstand in Gumbinnen im Jahre 1582[1]. Ein unter König Friedrich Wilhelm I. in den Jahren 1719 bis 1720 errichteter Neubau[2] wurde 1810/1811 renoviert und erweitert, wobei er in klassizistischen Formen neu ausgestattet wurde: als verputzter dreischiffiger Ziegelbau mit polygonalem Chorabschluss[3]. Der Turm wurde erst im Jahre 1875 errichtet[4].
Der Kircheninnenraum war durch Holzsäulen unterteilt. Von den drei Schiffen war das mittlere mit hölzernen Kreuzgewölben überdeckt. Waren die Seitenschiffe anfangs mit ebenen Decken versehen, so wurden sie später gleichfalls mit Gewölbe überdeckt.
Altar und Kanzel waren miteinander verbunden. Die Kirche hatte eine Orgel, ihr Geläut bestand aus zwei Glocken, die in den Jahren 1749 und 1788 gegossen worden waren.
Zur Innenausstattung der Kirche gehörte ein Kronleuchter, der 1731 von dem ersten Gumbinner Großbürger Wilhelm Simony gestiftet worden war[5]. Er befindet sich heute im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg.
Die Altstädtische Kirche wurde im Oktober 1944 während eines sowjetischen Luftangriffs zerstört. Nach 1945 wurden die Ruinenreste abgeräumt. 2012 wurde mit dem Neubau einer russisch-orthodoxen Kirche an der Stelle begonnen[4], 2016 wurde die Allerheiligenkirche von Patriarch Kyrill eingeweiht.[6]
Eine evangelische Kirchengemeinde wurde in Gumbinnen im Jahre 1545, nur kurze Zeit nach Einführung der Reformation in Ostpreußen gegründet[7]. Ihr Kirchspiel umfasste mit dem Kirchort insgesamt dreißig Ortschaften und Wohnplätze. Bis 1634 tat hier lediglich ein Pfarrer seinen Dienst[8]. Danach wurde eine zweite Pfarrstelle (sogenanntes: Diakonat) errichtet, die allerdings zwischen 1655 und 1733 ruhte. Im Jahr 1910 folgte eine dritte Pfarrstelle, nachdem bereits im 19. Jahrhundert vielfach Hilfsprediger eingesetzt worden waren. Von den Geistlichen der Altstadt waren auch die Gefangenen-, Militär- und Hospitalseelsorge wahrzunehmen.
Bis 1725 war die Kirchengemeinde Teil der Inspektion Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk). Danach bildete die Stadt Gumbinnen, in der es seit 1752/54 eine zweite lutherische Kirche, die Salzburger Kirche als Tochterkirche der Altstädtischen Kirche gab, mit sieben umliegenden Pfarreien einen eigenen Kirchenkreis Gumbinnen, der bis 1945 zur Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Im Jahr 1925 zählte die Altstädtische lutherische Kirchengemeinde 18.000 Gemeindeglieder (neben der Neustädtischen reformierten Gemeinde mit 3.800 Gemeindegliedern).
Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischem Bevölkerung im Zusammenhang des Zweiten Weltkriegs sowie der nachfolgenden restriktiven Religionspolitik der Sowjetunion brach das evangelisch-kirchliche Leben in Gussew ein.
In den 1990er Jahren entstand hier allerdings eine neue evangelisch-lutherische Gemeinde, vornehmlich aus Russlanddeutschen bestehend, der die restaurierte Salzburger Kirche seit 1995 wieder als Gotteshaus dient[9]. Gussew ist Sitz des Pfarramtes für den Kirchenbezirk im Osten der Oblast Kaliningrad und ist Teil der Propstei Kaliningrad[10] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Zum weitflächigen Kirchspiel der Gumbinner Altstädtischen Kirche gehörten dreißig Orte[7][A 1]:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | Name | Änderungsname 1938 bis 1946 | Russischer Name | |
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Bernen | Perkallen | Husarenberg | ||||
Blumberg | Lunino | Plicken | ||||
Dauginten | Rudinn | |||||
Friedrichsfelde | Schmilgen | |||||
Gertschen | Gertenau | Jarowoje | Schunkern | |||
*Gumbinnen | Gussew | Serpenten | ||||
Kailen | Skardupchen | Kleinweiler | ||||
*Kallnen | Bismarckshöh | Kalinino | Sodeiken | |||
Kuttkuhnen | Eggenhof | Walujske | *Stannaitschen | Zweilinden | Furmanowo | |
*Luschen | Darwino jetzt: Furmanowo | Stulgen | Hasenrode | Noworetschje | ||
Marienthal | *Szameitschen 1936–38: Schameitschen | Samfelde | Solnetschnoje | |||
Narpgallen | Riedhof | *Thuren | Turen | Marejewka | ||
Naujeningken | Neuhufen | *Waiwern | Seilhofen (Ostpr.) | Nowosselje, jetzt: Pokrowskoje | ||
*Norutschatschen | *Wilkehlen | Wilken | Pugatschjowo | |||
*Pakullauken | *Wilkoschen | Wolfseck | Gruschewka |
In den genau 400 Jahren des Bestehens der evangelischen Kirchengemeinde der Altstädtischen Kirche in Gumbinnen amtierten als Pfarrer[8]:
Von den Kirchenbüchern der Altstädtischen sowie Salzburger Kirche haben sich erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[13]:
Pfarrstelle 1:
Pfarrstelle 2:
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