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deutscher Jurist, Historiker und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Alfred Bernd Gottwaldt (* 4. Oktober 1949 in Berlin; † 16. August 2015 in Berlin[1][2]) war ein deutscher Jurist und Historiker.
Gottwaldt studierte an der Universität Frankfurt am Main Rechts- und Staatswissenschaften und Neuere Geschichte. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich in seiner Freizeit mit Eisenbahngeschichte und wurde bald nach ihrer Gründung Mitglied der DGEG. Nach seinem Studium war er zunächst als Rechtsanwalt tätig. Ende der 1970er Jahre übernahm er für mehrere Jahre das Lok Magazin als Herausgeber.
Von 1983 bis 2014 leitete er als Oberkustos in Berlin die Abteilung Schienenverkehr im Museum für Verkehr und Technik (seit 1996 Deutsches Technikmuseum Berlin). Erstmals wurde unter ihm in einem deutschen Technikmuseum die Rolle der Deutschen Reichsbahn im Holocaust in einer Ausstellung thematisiert und aufbereitet.[3] 1985 war er an der Erarbeitung der Ausstellung „Zug der Zeit – Zeit der Züge“ zum 150-jährigen Jubiläum der deutschen Eisenbahnen in Nürnberg beteiligt. Für die Deutsche Bahn gestaltete er 2007 die Wanderausstellung „Sonderzüge in den Tod“. Er wurde 2010 an der TU Berlin zum Dr. phil. promoviert.[4] Als Referent und Berater war Gottwaldt zudem für die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem tätig.[5] Ebenso war Gottwaldt Mitglied im Kuratorium der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum.
In seinen zahlreichen Veröffentlichungen konzentrierte Gottwaldt sich vor allem auf die Deutsche Reichsbahn vor 1945 und die Zeit des Nationalsozialismus. Neben der Darstellung der technischen Entwicklung insbesondere des Fahrzeugparks der Reichsbahn sowie der Kulturgeschichte der Eisenbahn stellten die Diskriminierung jüdischer Eisenbahner, der Beitrag der Deutschen Reichsbahn zur Judenverfolgung und ihre Mithilfe bei der Deportation von Juden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern einen besonderen Schwerpunkt von Gottwaldts Arbeit dar. Auslöser für die vertiefte Beschäftigung mit dieser Thematik war seine erstmals 1970 veröffentlichte und in den Folgejahren mehrfach überarbeitete und neu aufgelegte Arbeit über die Kriegslokomotiven der Reichsbahn, deren Produktion unter maßgeblicher Beteiligung von Zwangsarbeitern erfolgte. Gottwaldt betrachtete in seinen Arbeiten sowohl individuelle Lebensschicksale verfolgter Eisenbahner wie Ernst Spiro oder Paul Levy wie auch die rechtlichen, logistischen und technischen Fragen der Deportationen und Transporte.
Weitere Arbeiten Gottwaldts beschäftigten sich mit leitenden Beamten und Technikern der Vor- und Nachkriegsreichsbahn. So erarbeitete er biographische Skizzen des Reichsverkehrsministers Julius Dorpmüller, des „Vaters der Einheitslokomotiven“, Richard Paul Wagner und seiner beiden Nachfolger bei der Deutschen Bundesbahn, Friedrich Witte, und der Deutschen Reichsbahn in der DDR, Hans Schulze, die jeweils die Konstruktion der letzten Dampflokomotivbaureihen in beiden Teilen Deutschlands maßgeblich beeinflussten.
2016 übernahm die Deutsche Bahn Stiftung Alfred Gottwaldts Archiv zur Geschichte der Eisenbahn in Deutschland mit dem Ziel, „die Sammlungen und Forschungsarbeiten für die Nachwelt zu erschließen und zu bewahren.“ Der Nachlass mit seltenen Fotografien, Eisenbahndokumenten, Prospekten, Sammlungsgegenständen zur Eisenbahngeschichte sowie Unterlagen zu biographischen Forschungen soll von der Deutschen Bahn mit Unterstützung der Archive der Stiftung Topographie des Terrors, der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, des DB Museums und der Historikerin Diana Schulle aufgearbeitet werden.[6]
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