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Familie der Ordnung Röhrennasen (Procellariiformes) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Albatrosse (Diomedeidae) sind eine Familie von Seevögeln aus der Ordnung der Röhrennasen (Procellariiformes). Von den 21 Arten kommen 17 in den südlichen Ozeanen vor, drei im Nordpazifik und eine in den Tropen.
Albatrosse | ||||||||||
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Laysanalbatros (Phoebastria immutabilis) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Diomedeidae | ||||||||||
G.R. Gray, 1840 |
Die Albatrosse sind eine Gruppe von großen bis sehr großen Seevögeln mit sehr langen und schmalen Flügeln. Albatrosse können Flügelspannweiten von über 3,5 Metern erreichen und übertreffen damit jede andere lebende Vogelart. Auch die kleinsten Vertreter der Familie haben noch Spannweiten von zwei Metern. Mit einem Gewicht von bis zu 12 Kilogramm gehören Albatrosse zu den schwersten flugfähigen Vögeln.
Der Schnabel ist groß, kräftig und spitz. Oft ist er leuchtend gelb oder rosa gefärbt. Albatrosse haben auf dem Schnabel zwei kleine Röhren, über die aufgenommenes Meersalz ausgeschieden werden kann. Die Beine sind kurz und kräftig und befähigen zu einem watschelnden, aber sicheren Gang. Die Zehen sind mit Schwimmhäuten verbunden. Albatrosse sind gute Schwimmer, die sich auch bei hohen Wellen auf dem Wasser halten können.
Der Großteil der Arten lebt über den Ozeanen der Südhalbkugel. Dort kommen sie vor allem auf verschiedenen Inseln wie Falkland, Macquarieinsel, Crozetinseln, Prince-Edward-Inseln und Südgeorgien vor; daneben bilden sie vereinzelte Kolonien in der Antarktis.
Klimatisch liegt der Schwerpunkt auf polaren und subpolaren Breiten, seltener in gemäßigten Zonen, und mit dem Galapagosalbatros lebt nur eine einzige Art in den Tropen. Drei weitere Arten leben, geografisch von den vorgenannten deutlich getrennt, im subtropischen, gemäßigten und subpolaren Bereich des Nordpazifik.
Im Nordatlantik und seinen Nebenmeeren gibt es für gewöhnlich keine Albatrosse; ebenso fehlen sie, abgesehen von der Umgebung der Galápagos-Inseln, in den Tropen. Während im Südpolarmeer eine Vielzahl von Albatrosarten beheimatet ist, fehlen sie gänzlich im Nordpolarmeer.
Stürme führen allerdings dazu, dass Albatrosse auch auf die Nordhalbkugel verschlagen werden. Da sie ohne Wind nicht flugfähig sind, können sie anschließend die äquatorialen Kalmen nicht mehr überqueren und verbleiben so oft mehrere Jahre auf der „falschen“ Halbkugel. Zum Beispiel war ein Schwarzbrauenalbatros von 1972 bis 1987 alljährlich auf den Shetlandinseln zu sehen. Auch auf Helgoland wurde seit 2014 regelmäßig ein Schwarzbrauenalbatros gesichtet.[1]
Albatrosse meiden normalerweise die Küstennähe, und das feste Land suchen sie ausschließlich zum Brüten auf. Sie können Wanderungen fliegend über gewaltige Distanzen unternehmen, oft wird die ganze Erde umrundet[2]. Als Brutplätze dienen meistens kleine Inseln mit grasbewachsenen Hängen. Felsige Steilküsten bieten dagegen wegen Start- und Landeschwierigkeiten ungeeignete Bedingungen für Albatrosse.
Laut einem NABU-Bericht aus dem Jahr 2020 sterben jährlich weltweit mehr als 300.000 Seevögel (davon etwa 100.000 Albatrosse) durch die Hochseefischerei und dabei insbesondere durch Langleinen.[3]
Obwohl sie durch die Bewegungen ihrer riesigen Flügel schnell erschöpft sind, können Albatrosse sehr große Strecken zurücklegen. Sie nutzen dazu die Technik des Dynamischen Segelflugs. Fällt die Windgeschwindigkeit unter 12 km/h, können Albatrosse nicht mehr abheben und müssen an Land oder auf dem Wasser verbleiben. Hingegen können sie selbst in Stürmen noch manövrieren.
Albatrosse sind bekannt dafür, dass sie zwar sehr gute Flieger sind, jedoch große Schwierigkeiten mit Start und Landung haben. Erst nach einem langen Startlauf hebt das große Tier ab, und bei der langen Gleitlandung können sich die Vögel durch zu hohe Geschwindigkeit überschlagen, sich Flügel oder Beine brechen. Letzteres führt in der Regel zum Tod.[4] Brutkolonien bieten gemeinsam genutzte Start- und Landebahnen, in deren Verlauf keine Nester gebaut werden. Trotzdem ist eine Landung auf dem Land immer ein gefährliches Unterfangen, bei dem gelegentlich auch schwerere Unfälle auftreten können. Weniger Schwierigkeiten haben Albatrosse mit Starts und Landungen auf dem Wasser.
Die Hauptnahrung der Albatrosse sind Tintenfische. Diese wandern oft nachts aus der Tiefsee in oberflächennahes Wasser, so dass sich Albatrosse über den Schwärmen zum Fressen zusammenfinden. Daneben sind kleine Fische ein wichtiger Nahrungsbestandteil, meistens nur bis zur Größe einer Sardine. Weitere Nahrungsquellen sind Krebstiere und selten Quallen und Aas.
Albatrosse sind zwar gute Flieger, können aber keine schwierigen Manöver nahe der Oberfläche fliegen. Daher können sie nur die kleinsten Arten Beute von der Oberfläche fliegend erhaschen. Die meisten Albatrosse lassen sich auf dem Wasser nieder und fressen schwimmend.
Oft folgen Albatrosse Schiffen, um deren Aufwinde zu nutzen und ohne Kraftaufwand in der Luft bleiben und mitreisen zu können. Fischerboote werden wegen des über Bord geworfenen Abfalls verfolgt. Beliebt sind Walfänger, um sich an den nicht verwerteten Teilen der getöteten Wale gütlich zu tun. Ferner betätigen sich Albatrosse manchmal als Kleptoparasiten; zum Beispiel jagen Galapagosalbatrosse Tölpeln regelmäßig ihre Beute ab. Der Schwarzbrauenalbatros folgt manchmal Schwertwalen, um deren Beutereste zu fressen.[5]
Albatrosse haben einen außerordentlich langen Fortpflanzungszyklus. Vom Nestbau bis zur Selbstständigkeit der Jungen vergeht bei den größeren Arten ein volles Jahr, so dass sie nur alle zwei Jahre brüten können. Nur wenige Arten brüten jährlich.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Röhrennasen pflegen Albatrosse ein komplexes Balzritual. Hierzu zählen das synchrone Hochrecken der Köpfe, das Ausbreiten der Flügel, Reiben der Flanken mit den Schnäbeln und zahlreiche Rufe. Albatrosse sind monogam und treffen zu jeder Brut den vorherigen Partner wieder. Das Männchen erreicht den Brutplatz einige Tage vor dem Weibchen und verteidigt ihn gegen Konkurrenten. Beim Aufeinandertreffen der Partner gibt es einige ritualisierte Begrüßungsgesten, die weniger komplex sind. Eine erneute Balz findet nur statt, wenn einer der Partner gestorben ist und nicht zur Niststätte zurückkehrt.
Albatrosse nisten in Kolonien, die einige hundert bis einige tausend Nester umfassen können. Die größten Kolonien bilden Laysanalbatrosse und Schwarzbrauenalbatrosse, bei denen über 100.000 Paare zusammen brüten können. Die Nester befinden sich allerdings selbst bei den größten Kolonien in Abständen von einigen Metern zueinander, so dass wenig Interaktion zwischen den Brutpaaren auftritt.
Die meisten Albatrosse bauen große Nester aus Gräsern, Moosen und Schlamm. Die nordpazifischen Arten hingegen heben nur eine flache Nistgrube aus, und der Galapagos-Albatros baut überhaupt kein Nest. Das einzige Ei wiegt 205 bis 487 Gramm und wird im Schnitt zehn bis elf Wochen von beiden Partnern bebrütet. Dabei brütet ein Vogel jeweils für mehrere Tage, ohne Nahrung aufzunehmen, ehe ihn der Partner ablöst. Erst wenn der geschlüpfte Jungvogel drei bis fünf Wochen alt ist, verlassen ihn beide Partner für mehrere Stunden oder Tage. Die Jungen werden mit vorverdauter Nahrung sowie mit einer öligen Substanz gefüttert, die im Magen erzeugt und über die Röhren auf dem Schnabel ausgeschieden wird.
Albatrosse sind sehr langlebige Vögel. Die großen Arten brüten im Alter von zehn bis elf Jahren das erste Mal. Der mit mindestens 70 Jahren älteste Albatros[6] und damit auch der (Stand 2021) älteste wildlebende Vogel ist ein Laysanalbatros namens „Wisdom“, der 1956 als brütender Altvogel beringt wurde und auch im Jahr 2016 noch erfolgreich brütete[7][8] und Anfang Januar 2018 erneut ein Ei legte.[9] Forscher um British Antarctic Survey, schätzen, Wisdom habe seither 36 Eier ausgebrütet.[10] Allerdings gibt es eine hohe Sterblichkeit bei jungen Vögeln. So überleben 70 Prozent der jungen Wanderalbatrosse ihr erstes Lebensjahr nicht.
Bereits im frühen Oligozän ist der Albatros Tydea septentrionalis nachgewiesen, der im Bereich der Nordsee lebte, wo heute keine Albatrosse mehr vorkommen. Daneben gab es in der gleichen Region albatrosähnliche Vögel. Diese Seevögel, die den längst ausgestorbenen Gattungen Rupelornis und Diomedeoides zugerechnet werden, werden nach den neueren Klassifizierungen in einer eigenen Familie Diomedeoididae geführt und waren offenbar noch keine echten Albatrosse.[11]
Vertreter der echten Albatrosse sind verstärkt seit dem Miozän belegt. Hierzu gehören die ausgestorbene Albatrosgattung Plotornis sowie Vertreter der rezenten Gattungen Diomedea und Thalassarche. Die Trennung der nördlichen Albatrosse von den südlichen Arten war bereits im Miozän vollzogen, ebenso legt die molekulare Uhr den Schluss nahe, dass alle vier rezenten Gattungen am Ausgang des Miozäns existent waren. Diomedea und Phoebastria trennten sich vor rund 23, Thalassarche und Phoebetria vor etwa 28 Millionen Jahren.[12]
Heute fehlen Albatrosse im Nordatlantik. Dort waren sie im Pliozän aber noch in wenigstens fünf Arten verbreitet, von denen vier der Gattung Phoebastria angehörten, die fünfte war der ausgestorbene Diomedea anglica.[13] Der Grund für das Aussterben im Nordatlantik ist nicht bekannt, könnte aber mit klimatischen Schwankungen während des Pleistozäns zusammenhängen.
Albatrosse gehören zur Ordnung der Röhrennasen. Traditionell werden sie an der Basis dieses Taxons eingeordnet. Nach neueren Erkenntnissen ist dies jedoch nicht zutreffend. Albatrosse sind demnach die Schwestergruppe eines gemeinsamen Taxons aus Sturmvögeln und Tauchsturmvögeln, und alle gemeinsam bilden wiederum das Schwestertaxon der Hydrobatinae, die traditionell als Unterfamilie der Sturmschwalben galt.[14]
Traditionell wurden die Albatrosse in zwei Gattungen mit 14 Arten unterteilt. Dies waren Diomedea und Phoebetria. Als deutlich wurde, dass Diomedea in der ursprünglichen Zusammenstellung paraphyletisch wäre, teilte man noch die Gattungen Phoebastria und Thalassarche ab, so dass es nun vier Gattungen gibt, die alle mit ziemlicher Sicherheit monophyletisch sind.[15]
Die Artenzahl wurde zuletzt drastisch erhöht. So beschrieben die Zoologen Robertson und Nunn 1998 statt der bis dahin üblichen 14 nun 24 Arten. Die Erhöhung der Artenzahl ist allerdings nur auf Erhebung von bisher als Unterarten angesehener Taxa in den Artstatus zurückzuführen, nicht auf die Entdeckung neuer Arten.[16] Die in der folgenden Auflistung wiedergegebene Zahl von 21 Arten folgt Brooke 2004 (siehe Literatur).
Die Gattungen Diomedea und Phoebastria sind Schwestertaxa, ebenso die Gattungen Thalassarche und Phoebetria.[15] Die Verwandtschaftsverhältnisse sind im folgenden Kladogramm dargestellt:
Diomedeidae |
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Das Wort „Albatros“ gelangte über die englische Seefahrersprache ins Deutsche. Es stellt eine vermutlich unter dem Einfluss von lat. albus „weiß“ entstandene Abwandlung des spanischen und portugiesischen alcatraz dar, das heute den Tölpel bezeichnet, ursprünglich aber große schwarze Seevögel im Allgemeinen und den Pelikan im Besonderen. Das spanische Wort wiederum leitet sich aus dem arabischen al-qādūs „Schaufel eines Wasserrads“ ab, mit dem die Mauren in Anspielung auf seinen Kehlsack den Pelikan bezeichneten.
Seeleute hatten ein besonderes Verhältnis zu Albatrossen. Einerseits wurden einige Tiere spätestens ab dem 18. Jahrhundert zur Bereicherung der Bordverpflegung für ihr Fleisch gejagt.[17] Andererseits galten Albatrosse als Seelen gestorbener Seeleute.[18] Vielleicht kam daher der Seemannsglaube, es brächte Unglück, einen Albatros zu töten (verewigt von Coleridge, siehe unten); laut Angaben der chilenischen Kap-Hoornier-Vereinigung gab es unter Seeleuten sogar den Brauch, Albatrosse zwar vom Schiff aus im Flug zu fangen, sie aber wieder freizulassen.[19] Von der im 20. Jahrhundert gegründeten Organisation der Kap Hoorniers (Segler, die auf Frachtseglern Kap Hoorn umrundet hatten) wurde ein Albatroskopf mit einem Fanghaken sogar als Logo genutzt, und wer das Kap als Kapitän eines Frachtseglers umrundet hatte, erhielt den Ehrentitel Albatros.[19]
Am Ende des 19. Jahrhunderts dienten Albatrosse als Federlieferanten für Kleiderfutter und Kissenfüllungen. Mehrere Kolonien, die Hunderttausende Vögel umfassten, wurden binnen weniger Jahre vernichtet. Zwischen 1887 und 1903 wurden weit über eine Million Kurzschwanzalbatrosse getötet, was die Art dem Aussterben nahebrachte und sie so selten machte, dass sie sich bis heute nicht von dieser Verfolgung erholen konnte. Im Jahr 2004 trat das von 13 Staaten unterzeichnete Übereinkommen zum Schutz der Albatrosse und Sturmvögel (ACAP) in Kraft.
Ein anderes Schicksal erlitt eine Kolonie von 200.000 Laysanalbatrossen auf den Midwayinseln. Seit 1940 besteht hier ein Luftwaffenstützpunkt der United States Navy. In den ersten Jahren traten immer wieder Kollisionen zwischen Flugzeugen und Albatrossen auf. Nachdem die Vögel mit Sirenen und Explosionen nicht vertrieben werden konnten, wurden die Dünen abgetragen und große Teile der Insel asphaltiert, so dass die Möglichkeiten zum Brüten nicht mehr gegeben waren.
Die Māori benutzten, mindestens auf der neuseeländischen Südinsel, die Schwingenknochen von Albatrossen zum Flötenbau.[20]
Die europäische Kunst und Kultur, der der Albatros als nicht-heimischer Vogel zunächst fremd war, lernte das Tier erst vergleichsweise spät kennen. Der englische Dichter Samuel Taylor Coleridge verewigte in seiner berühmten, 1798 entstandenen Ballade The Rime of the Ancient Mariner (dt. Ballade vom alten Seemann oder Der alte Matrose) das – künstlerisch überhöhte – Unbehagen eines Seemanns, einen Albatros getötet zu haben. Daneben benannten mehrere spätere Künstler ihre Werke nach den Seevögeln: Charles Baudelaires (1821–1867) Gedicht „L’Albatros“ beschreibt die Ungeschicklichkeit des Tieres am Boden und vergleicht sie mit dem eleganten Flug der Tiere bzw. dem Schicksal des Poeten. Die Band Fleetwood Mac betitelte ein Instrumentalstück Albatross (1969) und die Rockgruppe Karat ein Lied Albatros (1979). Im Jahr 2014 erschien das Lied des schwedischen DJs AronChupa namens I’m an Albatraoz. Im Disney-Film Bernard und Bianca (1977) nutzen die Helden die „Albatross Airlines“, deren Pilot, ein erfahrener Albatros, die typischen Schwierigkeiten sowohl beim Start als auch bei der Landung zeigt.
Im Golfsport wird ein Ergebnis an einem Loch umgangssprachlich Albatros genannt, wenn der Spieler drei Schläge weniger benötigt hat, als die Bahnvorgabe („Par“) vorgibt. Benötigt beispielsweise ein Spieler auf einer Bahn mit der Bahnvorgabe 5 („Par 5“) lediglich 2 Schläge, hat er einen Albatros gespielt. Siehe auch: Fachbegriffe Golfsport
Der deutsche Schwimmsportler, Olympiasieger und Weltmeister Michael Groß erhielt 1983 von einem französischen Reporter der Sporttageszeitung L’Équipe aufgrund seiner großen Armspannweite von 2,13 m bei 2,01 m Körperlänge den Spitznamen „Albatros“. Während der Olympischen Spiele 1984 kreierte der deutsche Sportreporter Jörg Wontorra das geflügelte Wort: „Flieg, Albatros, flieg …!“ Der Ausspruch wurde 2019 in einer Briefmarke der Deutschen Post „verewigt“.
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