Alanus studierte wahrscheinlich in Chartres, Paris, Tours und Orléans und lehrte in Paris und in Südfrankreich (Montpellier) zunächst die sieben freien Künste, dann auch Theologie. Als Schüler von Gilbert von Poitiers gehörte er zu den Porretanern der Schule von Chartres. Alanus war von enzyklopädischer Gelehrsamkeit, was ihm den Beinamen Doctor universalis einbrachte. Er verfasste eine Sprichwörtersammlung in Versen – die sog. Parabolae – sowie verschiedene theologische Werke über die katholische Lehre, über die Ketzer, eine Anleitung für die Predigt sowie ein alphabetisch geordnetes Bibellexikon für die allegorische Auslegung der Bibel. Er erstellte ein nach mathematisch-axiomatischen Methoden aufgebautes deduktives System der Theologie.
Sein Hauptwerk ist der Anticlaudian, das in allegorischer Darstellung einen Überblick über das gesamte damals bekannte Wissen gibt. Der Titel spielt auf das Werk In Rufinum des spätantiken Dichters Claudius Claudianus an. Im Buch des Claudian kommen zu Beginn alle menschlichen Laster zusammen, um das Scheusal Rufinus zu erschaffen. Im Anticlaudian kommen alle Tugenden zusammen, um den göttlichen Menschen (divinus homo) als Bewohner der Erde zu erschaffen.
De planctu naturae (verfasst zwischen 1168 und 1176)
Übersetzung: De Planctu Naturae. Die Klage der Natur. Lateinischer Text, Übersetzung und philologisch-philosophischer Kommentar von Johannes B. Köhler. Münster 2013.
Anticlaudianus
Übersetzung: Der Anticlaudian oder Die Bücher von der himmlischen Erschaffung des Neuen Menschen. Übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Rath. Stuttgart 1966.
Franz. Übersetzung: Les paraboles Maistre Alain en françoys. Hrsg. v. Tony Hunt. Modern Humanities Research Association Critical Texts 2, London 2005, ISBN 0-947623-64-7.
Distinctiones dictorum theologicarum sive summa Quot modis
Omnis Mundi Creatura
Summa Quoniam homines
Hrsg. v. P. Glorieux. Archives d’Histoire doctrinale et littéraire du Moyen Âge. Paris 1954, S. 113–364
Liber poenitentialis
Contra haereticos (In mehreren Handschriften dieses offensichtlich während seiner Lehrtätigkeit in Montpellier verfassten Traktats wird er auch Alanus de Montepessulano genannt.[3])
Regulae de sacra theologia
De arte praedicandi
Predigten
vgl. Alain de Lille, Textes inédits, hrsg. v. Marie-Thérèse d’Alverny. Études de Philosophie Médiévale, LII, Paris 1995
Predigten zum Jahreslauf. Hrsg. u. übers. v. Bruno Sandkühler, Stuttgart 1998, ISBN 3-7725-1628-9
Amelie Bendheim: Alanus ab Insulis’ „Anticlaudianus“ und Heinrich von Mügelns „Der Meide Kranz“. In: Amelie Bendheim, Heinz Sieburg (Hrsg.): Prag in der Zeit der Luxemburger Dynastie. transcript Verlag, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4634-4, S. 101–118.
Johan Huizinga: Über die Verknüpfung des Poetischen mit dem Theologischen bei Alanus de Insulis 1932, In: Johan Huizinga: Verzamelde werken. Bd. 4. Haarlem 1953, S. 3–83.
Martin Grabmann: Die Geschichte der scholastischen Methode, nach den gedruckten und ungedruckten Quellen, Band 2, Akademie-Verlag, Berlin 1956, S. 457.