Durch seine Werke gilt Robbe-Grillet als einer der Väter des Nouveau Roman – auch wenn er selbst darin weder eine Schule noch eine umfassende literarische Theorie sah.[1] Der Begriff geht auf seinen Essay Pour un Nouveau Roman zurück. Dieser neue, nichtrealistische Roman soll weder die Wirklichkeit spiegeln noch Botschaften übermitteln, sondern literarische Formen und deren Entwicklung abbilden. Zwischen Gewalt und Erotik gleitet er stets nüchtern und metonymisch über Sinneseindrücke hinweg. Durch das stetige Ineinanderübergehen winziger Bilder von Lust und Schmerz und weniger in Rückgriff auf kohärente, narrative oder andere Sinnstrukturen gelang es Robbe-Grillet, nicht nur den Begriff von Literatur zu verändern, sondern auch der Aufmerksamkeit des Lesers Streiche zu spielen.
Alain Robbe-Grillet war seit 1957 mit der Schriftstellerin Catherine Robbe-Grillet verheiratet.
Alain Robbe-Grillet wurde am 25. März 2004 in die Académie française gewählt.
Romane
Un régicide. 1949
Übers. Eva Schewe: Ein Königsmord, nur im Doppelband zus. mit Momentaufnahmen. Frühe Prosa (in der Übers. durch Tophoven). Verlag Volk und Welt, Berlin 1983
Les Gommes. 1953
Übers. Gerda von Uslar: Ein Tag zu viel. Wegner, Hamburg 1954
Übers. Gerda von Uslar: Die Radiergummis. Suhrkamp, Frankfurt 1989
Argumente für einen neuen Roman. Essays. Übers. Marie-Simone Morel, Helmut Scheffel u.a.
Dt. Auszug: Neuer Roman, neuer Mensch, in: Verena von der Heyden-Rynsch (Hg.): Vive la littérature! Französische Literatur der Gegenwart. Hanser, München 1989, S. 209–214. Übers. Marie-Simone Morel
Le Voyageur. Textes, causeries et entretiens 1947–2001. Christian Bourgois, Paris 2001
Automythografien
Le Miroir qui revient. 1985
Übers. Andrea Spingler: Der wiederkehrende Spiegel.
Angélique ou l’enchantement. 1988
Übers. Andrea Spingler: Angélique oder die Verzauberung. Suhrkamp 1989
Les derniers jours de Corinthe.
Übers. Andrea Spingler: Corinthes letzte Tage. Suhrkamp 1997
Textsammlung
Warum ich Roland Barthes liebe. Hg. Olivier Corpet, Übers. Philipp Rang. Edition Suhrkamp 2700, 2017[3]
Karl Alfred Blüher: Robbe-Grillet zwischen Moderne und Postmoderne. „Nouveau Roman“, „Nouveau Cinéma“ und „Nouvelle Autobiographie“. Gunter Narr, Tübingen 1992, ISBN 3-8233-4399-8
Nathalie Groß: Autopoiesis. Theorie und Praxis autobiographischen Schreibens bei Alain Robbe-Grillet. Berlin 2008, ISBN 978-3-503-09844-6.
Ernstpeter Ruhe: Alain Robbe-Grillet: „Le voyeur“. In: Martha Kleinhans, Klaus Stierstorfer (Hrsg.): Lektüren für das 21. Jahrhundert. Schlüsseltexte europäischer Literatur: England, Frankreich, Irland, Italien, Portugal, Russland. (Ringvorlesung an der Universität Würzburg 2000). Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1944-X, S. 119–136
Christina Schaefer: Konstruktivismus und Roman. Erkenntnistheoretische Aspekte in Alain Robbe-Grillets Theorie und Praxis des Erzählens. Steiner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-515-10278-0
Christoph Wagner: „,Ceci n’est pas une pipe‘ – Bild und Text im internationalen Transfer bei René Magritte und Alain Robbe-Grillet“, in: Multiperspektivische Fragestellungen der Translation Romania (Sabest, Saarbrücker Beiträge zu Sprach- und Translationswissenschaft, 14), hrsg. von Alberto Gil und Ursula Wienen, Peter Lang Verlag, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-631-56186-7, S. 331–350 (Online abrufbar).
Jean-Louis Leutrat: L'Année dernière à Marienbad (Last Year in Marienbad) (BFI Film Classics). BFI Publishing, London 2000, ISBN 0-85170-821-8. Darin S. 52–61, das Kapitel The two L'Année dernière à Marienbad, ein detaillierter Vergleich des „ciné-romans“ Robbe-Grillets mit dem Film Alain Resnais’.
Beinahe 30 Jahre lang bestand eine Freundschaft zwischen Robbe-Grillet und Barthes. Sie begann 1953, als Barthes Die Radiergummis als »gelungen«, weil »avantgardistisch«lobte. Danach entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen dem Romancier Robbe-Grillet, der in dem Theoretiker den Schriftsteller lobte, und dem Semiologen Barthes, der im Romanautor den praktizierenden Philosophen der écriture schätzte. Die Stellungnahmen von Robbe-Grillet zu Barthes zeigen ein Spannungsfeld zwischen der Lust am Text und der Lust am Spiel mit der Fiktion, in dem sich die französische Literatur in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte.