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deutscher Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ahasver von Brandt (* 28. September 1909 in Charlottenburg; † 18. März 1977 in Heidelberg) war ein deutscher Historiker und Archivar.
Ahasver von Brandt entstammte einer preußischen Beamten- und Offiziersfamilie. Während seiner Schulzeit verbrachte er längere Zeit im Ausland, unter anderem 1922 und 1923 jeweils fünf Monate in Schweden. Er erlernte dort die Landessprache und baute sich einen dauernden Freundeskreis auf. Ostern 1929 legte Brandt das Abitur am Friedrichs-Gymnasium in Charlottenburg ab. Darauf studierte er von 1929 bis 1934 zunächst Rechtswissenschaft, dann Geschichte an der Universität Kiel. 1930 wurde er im Corps Holsatia recipiert.[1] Er beendete 1934 das Studium mit der Promotion bei Fritz Rörig mit einer Arbeit über den Lübecker Rentenmarkt im 14. Jahrhundert. Brandt war bereits zum 1. Februar 1930 der NSDAP beigetreten, aber ein halbes Jahr später ausgeschieden. Somit war seine Mitgliedschaft erloschen, so dass er sich erst zum 1. Mai 1937 wieder der Partei anschloss (Mitgliedsnummer 5.098.220).[2]
In den Jahren von 1933 bis 1935 arbeitete er als Journalist bei den Kieler Neuesten Nachrichten. Von 1935 bis 1936 war er Wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar der Universität Kiel. Die Vermittlung seines Lehrers Rörig hatte die Entscheidung des Lübecker Senats erleichtert, Brandt auch ohne die vorgeschriebene Ausbildung zum höheren staatlichen Archivdienst einzustellen, so dass er 1936 eine Stelle im Archiv der Hansestadt Lübeck bekam. Dort konnte er trotz zwischenzeitlichem Arbeitsdruck der Nationalsozialisten, welche vom Archiv massenhaft Ariernachweise verlangten, seine eigene wissenschaftliche Publikationstätigkeit aufnehmen. Im Jahr 1941 folgte die Ernennung zum städtischen Archivrat. Zu dieser Zeit leistete Brandt seinen Militärdienst als Reserveoffizier der Marineartillerie ab.
Brandt kehrte im September 1945 aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Im Jahr 1946 übernahm er als Nachfolger des entlassenen Georg Fink die Leitung des Lübecker Stadtarchivs, das die reichen Urkundenbestände der freien Hansestadt verwaltet und zudem als Archiv der Hanse ein Schwerpunktarchiv für jegliche Mittelalterforschung in Mittel- und Nordeuropa ist. Seit 1950 war er Lehrbeauftragter für Historische Hilfswissenschaften an der Universität Hamburg und wurde 1955 zum Honorarprofessor ernannt. Seit 1962 war er korrespondierendes Mitglied der Monumenta Germaniae Historica.
Ebenfalls 1962 erhielt Brandt einen Ruf auf den Lehrstuhl für Historische Hilfswissenschaften an der Universität Heidelberg. Während dieser Zeit wurde er mit der Goldenen Denkmünze der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck geehrt. 1963 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde ernannt und erhielt die Senatsplakette der Hansestadt Lübeck. 1965 wurde er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Im selben Jahr lehnte er einen Ruf an die Universität Hamburg ab. 1974 wurde er emeritiert. Im Februar 1975 erlitt er einen Gehirnschlag und starb 1977 nach langer Krankheit.
Ahasver von Brandt ist vor allem für die Historischen Hilfswissenschaften und in der Hanseforschung von Bedeutung. Durch zahlreiche Arbeiten hat er viele Aspekte der Hanseforschung gefördert. Brandt legte Untersuchungen über die Bevölkerungsstruktur Lübecks, die Knochenhaueraufstände im 14. Jahrhundert, den Stralsunder Frieden und über Lübecks Großmachtstellung vor. Seine Untersuchung zur Sozialgeschichte des spätmittelalterlichen Bürgertums, vor allem Lübecks, gilt im Hinblick auf sozialgeschichtliche Quellenauswertung als bedeutend. Brandt engagierte sich außerdem mit Intensität und Beharrlichkeit für die Wiederherstellung des Archivs der Hansestadt Lübeck als geschichtswissenschaftliche Anstalt. Seine Arbeit Werkzeug des Historikers wurde zu einem der meistverkauften Mittelalterbücher in Deutschland. Die Darstellung ist bis heute im Proseminar Geschichte ein wichtiges akademisches Arbeitsmittel. Unvollendet blieb nach zwei Bänden seine archivarische Erschließung mehrerer tausend Lübecker Bürgertestamente, die nur bis 1363 reichen.
Brandts lange Zeit meinungsführende Fixierung auf die mittelalterliche Geschichte Lübecks und seine negative Einschätzung der folgenden Jahrhunderte, insbesondere des 17./18. Jahrhunderts, als „verkümmert und erstarrt“ werden heute eher kritisch gesehen.[3]
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