Agnes Speyer war die Tochter von Nani Speyer, geborene Wallach, und des Textilfabrikanten und ersten jüdischen Laienrichters in Wien, Albert Speyer (8. April 1836 in Breslau – 25. März 1905 in Abbazia). Sie heiratete 1910 den Richter und späteren Oberlandesgerichtsrat Emil Ulmann (1870–1947) und wurde dadurch Schwägerin von Jakob Wassermann. Im Anschluss siedelte das Ehepaar nach München über, wo ihr Haus zu einem kulturellen Treffpunkt wurde. Ihr Mann wurde durch die Nationalsozialisten zwangspensioniert. Danach lebten die Eheleute ab 1933 in Partenkirchen und emigrierten im Februar 1939 in die USA. Die Künstlerin unterhielt freundschaftliche Kontakte zu Arthur Schnitzler, von dem sie auch ein Porträt schuf, Hugo von Hofmannsthal, Beer-Hofmann, Wolfskehl, Heinrich und Thomas Mann.[1]
Während ihrer Ausbildungszeit veröffentlichte Agnes Speyer Beiträge in der Kunstzeitschrift „Die Fläche“ und illustrierte 1906 J. A. Lux’ „3 Puppenspiele“. 1906 entwarf sie einen Kalender und 1907 Postkarten für die Wiener Werkstätte.
Das Werk von Agnes Speyer wird von der Gebrauchsgraphik dominiert. Sie entwarf Plakate, Kalender, Postkarten, Bucheinbände und Buchschmuck. Sie entwickelte den „Flächenstil“ der Wiener Secession um 1900 weiter. Ihre Werke bewegen sich zwischen floralem Ornament und frühen Tendenzen zur Abstraktion mit perspektivlos in die Fläche gesetzten Figuren.
Christoph Thun-Hohenstein, Anne-Katrin Rossberg, Elisabeth Schmuttermeier (Hrsg.): Die Frauen der Wiener Werkstätte. MAK, Wien und Birkhäuser Verlag, Basel 2020, ISBN 978-3-0356-2211-9, S. 268–270.
Gerda Breuer:Her Stories in Graphic Design. Dialoge, Kontinuitäten, Selbstermächtigungen. Grafikdesignerinnen 1880 bis heute.Jovis Verlag GmbH, Berlin 2023, ISBN 978-3-86859-773-8, S.332,333.
biographien.ac.at, Österreichisches Biographisches Lexikon, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2022.
archive.org, Guy Stern: Hugo von Hofmannsthal and the Speyers: A report on an unpublished correspondence in: PMLA. Publications of the Modern Language Association of America 1957-03: Volume 73, Issue 1, S. 110.
archive.org, A. S. Levetus: The Imperial Arts And Craft Schools, Vienna in: The Studio: An Illustrated Magazine of Fine and Applied Art, 1907: Vol 39, S. 330.
sammlung.mak.at, Plakatentwurf von Agnes Speyer (Originaltitel), Die Fläche I, Tafel 136 (Serientitel), Inventarnummer: BI 12983-1-124, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2022.
sammlung.mak.at, Plakatentwurf von Agnes Speyer (Originaltitel), Die Fläche I, Tafel 133 (Serientitel), Inventarnummer: BI 12983-1-121, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2022.
sammlung.mak.at Leiste von Agnes Speyer, Mileva Stoisavljevic und Zierstücke von Johanna Hollmann (Originaltitel), Die Fläche I, Tafel 142 (Serientitel), Inventarnummer: BI 12983-1-130, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2022.
sammlung.mak.at, Leiste von Eduard Wimmer, Leiste von Emma Schlangenhausen, Leiste von Agnes Speyer und Zierstücke von Johanna Hollmann (Originaltitel), Die Fläche I, Tafel 143 (Serientitel), Inventarnummer: BI 12983-1-131, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2022.
digi.ub.uni-heidelberg.deModerne Tafeltücher, Agnes Speyer – Wien in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906, S. 277.
digi.ub.uni-heidelberg.de, Preis–Ausschreiben Tafeltücher, in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906, S. 275.