Seine Werke sind heute weitgehend vergessen. Ruthardt schrieb, mit einer Ausnahme, Werke für Klavier oder Klavier zu 4 Händen. Neben seiner Komponistentätigkeit war er Autor mehrerer Bücher über das Klavier und das Klavierspiel. Sein Wegweiser durch die Klavier-Literatur, dessen Herausgabe er von Johann Carl Eschmann übernommen hatte, erschien zwischen 1888 und 1925 in acht Auflagen.[1] Die Schule der Claviertechnik von Carl Eschmann-Dumur legte er in autorisierter deutscher Übersetzung vor. Zuletzt lebte er in der Scheffelstraße 35 in Leipzig-Connewitz.
Walter Niemann schrieb 1913 über Ruthardts Kompositionen:
"Seine vielen Spezial-Etüdenwerke gehören zu den besten und verbreitetsten unserer Zeit, weil er die seltene Kunst versteht, den prosaischen Zweck technischer Förderung hinter poetischem und geistreichem Inhalt zu verstecken. So geschickt, dass ihrer viele - [...] - zugleich schöne Charakterstücke von poetischer Inspiration darstellen,"[2]
Als Herausgeber zahlreicher Klavierwerke berühmter Komponisten für die Edition Peters ist er bis heute im Gedächtnis geblieben. Seine Ausgaben, die heute weitgehend durch Urtextausgaben ersetzt sind, waren mit genauestem Fingersatz versehen, der den älteren Stand der Pianistik und Klavierpädagogik widerspiegelte, aber Generationen von Klavierspielern, besonders den Laien, eine große Hilfe war.
Alfred Brendel schreibt, bezogen auf die damals übliche Praxis der Herausgeber, den Notentext aufgrund persönlicher Interpretationen zu verändern, ohne dies in irgendeiner Weise kenntlich zu machen:
"Jede Herausgabe älterer Werke war [...] Bearbeitung. Bülow "korrigierte" Beethoven. Adolf Ruthardt, weder als Komponist noch als Virtuose noch als musikalischer Denker noch als Traditionshüter befugt, verwandelte jedes Meisterwerk, das er betrat, in einen Augiasstall."[3]
Kompositionen
Wenn nicht anders angegeben wurden die Werke für Klavier komponiert. Die Jahreszahlen beziehen sich auf das Jahr der Erstveröffentlichung.
Op. 4 - Menuet, 1872
Op. 6 - Romance, 1874
Op. 7 - 3 Klavierstücke, 1873
Op. 9 - Stelldichein - Fantasiebild, 1871
Op. 11 - 6 Stücke zum Vortrag für die klavierspielende Jugend in fortschreitender Stufenfolge, 1883
Die ersten beiden Auflagen verfasste Johann Carl Eschmann. Nach dessen Tod 1882 übernahm Ruthardt die Herausgabe der dritten bis zehnten Auflage, die dabei ständig erweitert und überarbeitet wurden.