Der Mönch Wandregisel, der in der Normandie in der Mission tätig war, gründete 649 die Abtei Fontenelle auf einem Gelände, das ihm der neustrischeHausmeierErchinoald zur Verfügung gestellt hatte. Nach einer anfänglichen Blütezeit unter den westfränkischen Merowingern verlor die Abtei in der Zeit von Karl Martell (vor allem unter Abt Teutsind) einen großen Teil ihres Besitzes wieder an weltliche Adelige. Vermutlich ab 752 wurde Theuderich (Theoderich), der Sohn des letzten Merowingerkönigs Childerich III., nachdem dieser von Pippin abgesetzt worden war, in die Abtei Saint-Wandrille eingewiesen. Es ist nicht bekannt, wann er starb.
787 ließen auf Befehl Karls des Großen Landry, der Abt von Jumièges, und Richard, der Graf von Rouen, für die Abtei einen Flügelaltar anfertigen, der heute verschwunden ist. Ebenfalls auf das Jahr 787 datiert eine Erfassung des gesamten Grundbesitzes des Klosters, die auf Befehl Karls des Großen angefertigt wurde. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass die Abtei über 4264 Höfe (manses) und 28 Mühlen verfügte sowie über weiteren Grundbesitz, der allerdings durch Misswirtschaft praktisch verloren gegangen war.[2]
Fontenelle war die dritte Abtei in der Provinz Rouen nach St-Ouen und der Abtei Saint-Évroult.
Die um 830 verfassten Gesta sanctorum patrum Fontanellensium (dt.: „Taten der heiligen Äbte von Fontenelle“) gelten als das früheste Zeugnis der klösterlichen Geschichtsschreibung im Mittelalter. Überhaupt entwickelte die Abtei in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine äußerst rege Schreibtätigkeit. So sind hier Heiligenviten über die Äbte Wandregisel, Lantbert und Ansbert sowie über den Eremiten Condedus, Bischof Erembert von Toulouse, Bischof Wulfram von Sens und die Äbtissin Childemarca von Fécamp entstanden.
Um 960 ordnete Richard I. von Normandie die Wiederherstellung der Abtei unter Führung von Gérard de Brogne an. Herzog Robert der Prächtige unterzeichnete eine Urkunde, die der Abtei die verlorenen Güter zurückgab, auf deren Basis das Kloster im Mittelalter seinen außergewöhnlichen Reichtum gründete.
Von der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Abteikirche mit Stilelementen der Normandie und der Île-de-France sind nur noch Ruinen vorhanden. Eine neue Abteikirche wurde von den neu eingezogenen Mönchen mit Material, das von einem abgerissenen Herrensitz aus dem Département Eure und aus der Entstehungszeit der vorigen Kirche stammt, selbst gebaut. Der Kreuzgang des Klosters mit der Statue Notre-Dame de Fontenelle stammt aus dem 14. Jahrhundert, die Chapelle de Saint-Saturnin vermutlich aus dem 10. oder 11. Jahrhundert.
Die Reliquien des heiliggesprochenen Wandrille, die tausend Jahre lang in Belgien aufbewahrt wurden, wurden nach der Wiederinbetriebnahme an das Kloster zurückgegeben.
1895–1898 Joseph Bourigaud, Apostolischer Administrator, auch Abt von Ligugé
1898–1923 Joseph Pothier OSB, erster regulärer Abt von Saint-Wandrille seit Jacques Hommet im 16. Jahrhundert, erster Abt seit der Aufhebung des Klosters durch die Revolution, 1885 Prior von Saint-Wandrille
1923–1941 Jean-Louis Pierdait OSB, Prior in Silos, Koadjutor in Saint Wandrille
1943–1962 Gabriel Gonthard OSB
1962–1969 Ignace Dalle OSB
1969–1996 Antoine Levasseur OSB
1996–2009 Pierre Massein OSB
2009–0000 Jean-Charles Nault OSB
John Howe: The Hagiography of Saint-Wandrille. In: Martin Heinzelmann (Hrsg.): L' hagiographie du haut moyen âge en Gaule du Nord. Manuscrits, textes et centres de production. (Beihefte der Francia, Bd. 52). Thorbecke, Stuttgart 2001, ISBN 3-7995-7446-8, S. 126–192 (Online)
Eustache-Hyacinthe Langlois: Essai historique et descriptif sur l'abbaye de Fontenelle ou de Saint-Wandrille, et sur plusieurs autres monuments des environs, éd. de Fontenelle, Saint-Wandrille, 1827.
Ferdinand Lot: Etudes critiques sur l’abbaye de Saint-Wandrille, Honoré Champion, Paris, 1913.
Fernand Lohier und Jean Laporte: Gesta sanctorum patrum Fontanellensium, Société d’Histoire de Normandie, Rouen-Paris, 1936.
Ch. Fr. Toustain und René-Prosper Tassin: Histoire de l’abbaïe de Saint-Vandrille depuis l’an 1604 jusqu’en 1734, éd. Jean Laporte, Saint-Wandrille, 1936.
Jean Laporte: Inventio et miracula sancti Vulfranni. in Mélanges, 14. Reihe, Société d’Histoire de Normandie, Rouen-Paris, 1938, S. 8–83.
Jean Laporte: Annales Fontanellenses priores (Chronicon Fontanellense). in Mélanges, 15. Reihe, Société d’Histoire de Normandie, Rouen-Paris, 1951, S. 65–90.
Jean Laporte: Fontenelle. in DHGE, Band XVIII, Spalte 915–953.
Gabriel Gontard: l’Abbaye Saint-Vandrille de Fontenelle, éd. de Fontenelle, Saint-Wandrille, 1954.
Pierre Le Gall: Saint-Wandrille, le monastère au quotidien, Dieppe, 1979.
Pascal Paradié: Chronique Des Abbés de Fontenelle (Saint-Wandrille). Les Classiques De L’Histoire de France au Moyen Age, Bd. 40, Paris, 1999. (Neuedition des lateinischen Textes mit französischer Übersetzung).
Yves Poncelet: Le temporel de l’abbaye de Saint-Wandrille aux XIVe et XVe siècles. in Annales de Normandie, 29, Oktober 1979, S. 301–330.
Michel Nortier: Les sources de l’histoire de la Normandie à la Bibliothèque Nationale. in Aspects du monachisme en Normandie, Paris, 1982, S. 158–183.
Yves Poncelet: Recherches sur le temporel médiéval de l’abbaye Saint-Wandrille de Fontenelle des origines au XIVe siècle, Mémoire de l’Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales, 1984.
Joseph Daoust: l'Abbaye de Saint-Wandrille, Ouest-France, Rennes, 1987.
Yves Poncelet: Le temporel de l’abbaye des origines à la restauration de 960. in l'Abbaye Saint-Wandrille, 36, 1987, S. 10–42.
Yves Poncelet: Les possessions anglaises de l’abbaye de Saint-Wandrille. in Annales de Normandie, 37, Mai 1987, S. 149–171.
l'Abbaye Saint-Wandrille de Fontenelle, éditions de Fontenelle, Saint-Wandrille-Rançon, 1989.