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zweimotoriges Turboprop-Regionalflugzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die ATR 42 ist die kleinere Variante von zwei Turboprop-Regionalverkehrsflugzeugen des französisch-italienischen Herstellerkonsortiums Avions de Transport Régional. Der größere Typ ATR 72 ist die gestreckte Version der ATR 42.
ATR 42 | |
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ATR 42-600 in ATR-Werksbemalung | |
Typ | Regionalverkehrsflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Avions de Transport Régional |
Erstflug | 16. August 1984 |
Indienststellung | 1985 |
Produktionszeit | Seit 1984 in Serienproduktion |
Stückzahl | 496 (Stand: 6. November 2022)[1] |
Am 29. Oktober 1981 begann das Entwicklungsprogramm für das erste gemeinsame Produkt der Avions de Transport Régional (ATR). Die ATR 42, deren Prototyp dann am 16. August 1984 seinen Erstflug hatte, war ab September 1985 serienreif und zertifiziert. Die Endmontage und Flugerprobung der zivilen Passagierflugzeugvariante erfolgte in Toulouse, die der militärischen wie auch zivilen Frachtvarianten in Neapel.
Der Flugzeugtyp wird hauptsächlich für den Personentransport auf Kurzstrecken eingesetzt. Die Maschinen können nach Umbau der Zelle als Frachtflugzeug eingesetzt werden.
Air Littoral (Frankreich) war die erste Fluggesellschaft, die am 3. Dezember 1985 das Flugzeug in Dienst stellte. Seit dem Zeitpunkt ist es – mit Ausnahme der Änderung der Propeller – nahezu unverändert im Einsatz.
Die älteren Maschinen (ATR 42-300, ab 1985 und ATR 42-320, ab 1987) haben vierblättrige Propeller. Im Oktober 1995 nahm die verbesserte Version ATR 42-500 den Liniendienst bei der Air Dolomiti auf. Die Verbesserungen (laut Herstellerwebseite) umfassen das Kabineninterieur, ein erhöhtes Startgewicht MTOW, stärkere Motoren und modernere sechsblättrige Propeller. Dadurch werden Reisegeschwindigkeit und Reichweite erhöht sowie der Kerosinverbrauch gesenkt, auch werden die Flugzeuge im Landeanflug oder beim Start merklich leiser.
Im Oktober 2019 gab ATR bekannt, eine STOL-Variante der ATR 42-600 produzieren zu wollen – die ATR 42-600S. Diese sollte mit 800 Metern eine um 250 Meter kürzere Startbahn benötigen, hätte dafür aber nur 40 statt 50 Passagiere transportieren können. Mit 50 Sitzplätze sollte sie vollbesetzt dann 900 Meter benötigen, um zu starten.[2] Diese Variante wurde vor Programmstart 20-mal bestellt. Erstkunden waren Air Tahiti und Elix Aviation.[3] Am 11. Mai 2022 absolvierte ein zumindest teilweise zur ATR 42-600S modifiziertes Flugzeug seinen Erstflug.[4] Im November 2024 wurde die Entwicklung der ATR 42-600S eingestellt, da man nicht mehr genügend Absatzchancen sah.[5]
Bis Oktober 2022 waren 496 Exemplare der ATR 42 ausgeliefert. Ende des Jahres 2022 betrug die Summe der Auslieferungen der „Familienmitglieder“ ATR 42 und ATR 72 1.660 Stück.[6]
Durch den Einbau sogenannter Active-Noise-Reduction-Systeme wurde der Propellerlärm im Kabineninneren deutlich reduziert.
Ein Vorteil der Turbopropellermaschinen gegenüber den Regionaljets ist die deutlich kürzere Start- und Landestrecke, die sie für den Einsatz auf kleineren Flughäfen interessant macht. Vergleichbare Werte für Start- und Landestrecke erreichen bei den Regionaljets nur speziell für diesen Zweck entworfene Maschinen, so etwa die BAe-146, auch Jumbolino genannt.
Der Hauptvorteil einer Turbopropmaschine ist der erheblich geringere Kraftstoffverbrauch pro Tonnenkilometer. Zum Zeitpunkt ihres Erscheinens setzte sie hier Maßstäbe – die ATR 42 verbraucht bei voller Auslastung etwa 1,8 Liter Kerosin pro Passagier und 100 km – dies entspricht der Hälfte des Verbrauchs eines modernen Jets.
Im Regionalflugverkehr hat die ATR 42 einen deutlichen Geschwindigkeitsnachteil gegenüber den mit Strahltriebwerken betriebenen Regionaljets. Mit den aktuellen Motoren erreicht die ATR 42 nur Geschwindigkeiten bis 556 km/h. Aktuelle Regionaljets erreichen mit über 700 km/h Geschwindigkeiten, die denen von Mittelstreckenflugzeugen in nichts nachstehen. Verstärkter Einsatz und die Verfügbarkeit unterschiedlicher Regional-Jets (wie der Bombardier CRJ200 oder der Regionaljets von Embraer) stellten die Zukunft von Turboprop-Flugzeugen in Frage. Angesichts steigender Treibstoff-Preise erfuhr der Turboprop-Antrieb im Jahre 2005 allerdings einen gewissen Aufschwung, was zu einer steigenden Nachfrage sowohl bei ATR als auch bei Bombardier (für die DHC-8-Serie) führte.
Die STOL-Variante, die 42-600S, sollte sich durch die Software der Triebwerke, die mehr Leistung (2750 PS statt 2400 PS) beim Start abrufen sollten, automatische Bremsen, zusätzliche Störklappen und einem größeren Seitenruder unterscheiden, welches das Handling verbessern sollte.[3]
Von der ATR 42 entwickelte Alenia Aeronautica neben dem militärischen Frachtflugzeug einen militärischen Transporter mit der Bezeichnung ATM 42, der mit einer Heckrampe ausgerüstet ist sowie die SAR 42 als Such- und Rettungsversion auf Basis der ATR 42-400.
Außerdem existiert eine Seeaufklärer-Variante mit der Bezeichnung ATR 42 MP Surveyor. Sie dient als Patrouillenflugzeug und wird vorwiegend von Küstenwachen oder ähnlichen Organisationen eingesetzt.[7] Das Flugzeug ist mit zwei Turboprop-Triebwerken des Typs Pratt & Whitney Canada PW100 ausgestattet. Ein Hilfstriebwerk (APU) ist nicht vorhanden. Der Propeller des rechten Triebwerks kann aber am Boden mit Hilfe einer Bremse (prop brake) fixiert werden. Die beiden Wellen des sogenannten Kerntriebwerks laufen mit Leerlaufdrehzahl weiter und liefern Strom sowie Zapfluft für die Klimaanlage und andere Systeme. Beschafft wurden Flugzeuge dieses Typs von der italienischen Guardia Costiera und der Guardia di Finanza, weitere Flugzeuge gingen nach Nigeria (Nigerian Air Force) und Libyen (General Security Agency).[8]
An der ATR 42 wurden durch verschiedene Firmen auch Umbauten zum Frachter ATR-42F vorgenommen. Die bekannteste Version ist ein Bulk Freighter, wobei die gesamte Kabine ausgeräumt und mit vertikalen Netzen in verschiedene Frachträume aufgeteilt wird. Die ATR 42 kann dabei ökonomisch bis zu etwa fünf Tonnen Fracht transportieren. Eine ATR 42-320 als Frachter wird beispielsweise durch ASL Airlines Switzerland (ehemals Farnair) mit Basis in Basel, Schweiz eingesetzt.
Bis einschließlich Juli 2023 kam es zu 41 Totalschäden. Bei 13 davon wurden 292 Menschen getötet.[9] Beispiele:
Kenngröße | ATR 42-300 | ATR 42-320 | ATR 42-500 | ATR 42-600 | ATR 42-600S |
---|---|---|---|---|---|
Länge | 22,67 m | ||||
Spannweite | 24,57 m | ||||
Höhe | 7,59 m | ||||
Kabinenbreite | 2,57 m | ||||
Kabinenhöhe | 1,91 m | ||||
Reichweite (mit 48 pax) |
1.150 km (630 NM) | 1.550 km (840 NM) | 1.301 km (703 NM) | n.B. | |
Geschwindigkeit | 491 km/h (265 kn) | 498 km/h (269 kn) | 556 km/h (300 kn) | ||
Max. Startgewicht | 16.700 kg | 18.600 kg | n.B. | ||
Max. Zuladung | 4.950 kg | 5.450 kg | 5.250 kg[39] | n.B. | |
Max. Treibstoffgewicht | 4.500 kg | n.B. | |||
Max. Sitzplätze | 50 | ||||
Triebwerke (2 ×) | Turboprop Pratt & Whitney Canada PW120 mit 1.470 kW (2.000 PS) |
Turboprop Pratt & Whitney Canada PW121 mit 1.544 kW (2.100 PS) |
Turboprop Pratt & Whitney Canada PW127E gedrosselt von 2.051 kW auf 1.764 kW (2.400 PS) |
Turboprop Pratt & Whitney Canada PW127M mit 1.764 kW (2.400 PS) | |
Propeller (2 ×) | 4-Blatt Hamilton Standard | 6-Blatt Hamilton Standard | |||
Indienststellung | 1985 | 1987 | 1995 | 2012 | Entwicklung eingestellt |
Besonderheit | Keine | STOL-Variante |
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