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Strafsenat des Bundesgerichtshofes Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs ist als einer von sechs Strafsenaten des BGH ein Spruchkörper des obersten deutschen Gerichtshofs der ordentlichen Gerichtsbarkeit.
Der 3. Strafsenat besteht seit der Gründung des Bundesgerichtshofs am 1. Oktober 1950. Mit Wirkung zum 1. Oktober 1956 wurde der Senat zu Gunsten der Errichtung zivilrechtlicher Spruchkörper aufgelöst. Unter der Bezeichnung 3. Strafsenat firmierte fortan der 6. Strafsenat, errichtet am 1. März 1954, dessen einziger Senatspräsident Friedrich-Wilhelm Geier gewesen war.
Der Senat ist derzeit (Stand: Januar 2024)[1] wie folgt besetzt:
Nr. | Name (Lebensdaten) | Beginn der Amtszeit | Ende der Amtszeit |
---|---|---|---|
1 | Richard Neumann (1878–1955) | 15. November 1950 | 1951 |
2 | Hans Eberhard Rotberg (1903–1995) | 22. Januar 1953 | 1954 |
3 | Roderich Glanzmann (1904–1988) | 15. Juli 1954 | 30. September 1956 |
4 | Friedrich-Wilhelm Geier (1903–1965) | 1. Oktober 1956 1 | 1958 |
5 | Ernst Kanter (1895–1979) | 1958 | 30. September 1959 |
6 | Heinrich Jagusch (1908–1987) | 8. Oktober 1959 | 1962 |
7 | Hans Eberhard Rotberg (1903–1995) | 1. Januar 1963 | 31. Dezember 1966 |
8 | Carlhans Scharpenseel (1907–2002) | 1967 | 31. Dezember 1975 |
9 | Hans Wolfgang Schmidt (* 1920) | 1976 | 30. September 1987 |
10 | Wolfgang Ruß (* 1930) | 1. Oktober 1987 | 30. April 1995 |
11 | Klaus Kutzer (* 1936) | 7. Juli 1995 | 30. Juni 2001 |
12 | Klaus Tolksdorf (* 1948) | 20. September 2001 | 31. Januar 2008 |
13 | Jörg-Peter Becker (* 1953) | 14. April 2008 | 31. Dezember 2012 |
14 | Klaus Tolksdorf (* 1948) | 1. Januar 2013 | 30. Juni 2013 |
15 | Jörg-Peter Becker (* 1953) | 1. Juli 2013 | 31. Oktober 2018 |
16 | Jürgen Schäfer (* 1962) | 5. November 2018 |
Der Geschäftsverteilungsplan des Bundesgerichtshofs regelt die Zuständigkeit der Strafsenate derart, dass jeder Senat für Revisionen in Strafsachen aus dem Bezirk bestimmter Oberlandesgerichte zuständig ist und darüber hinaus eventuell sogenannte Spezialzuständigkeiten wahrnimmt. Gegenwärtig (Stand 2020[2]) sind dem 3. Strafsenat folgende Aufgaben zugewiesen:
Die Spezialzuständigkeit des 3. Strafsenats bezieht sich daher vor allem auf den Bereich des Staatsschutzrechts, weil hier die erstinstanzliche Zuständigkeit bei den Oberlandesgerichten oder den Staatsschutzkammern der Landgerichte liegt.
Die Zuständigkeit des 3. Strafsenats für Staatsschutzsachen umfasst regelmäßig auch die Fälle terroristischer Verbrechen, weswegen seine Entscheidungen häufig auf ein starkes öffentliches Interesse stoßen. Im Juli 1961 fand unter dem Vorsitzenden Kurt Weber die Hauptverhandlung gegen Heinz Felfe, Johannes Clemens und Erwin Tiebel statt.[3] Der 3. Strafsenat hatte auch über die Revisionen gegen Entscheidungen des Hanseatischen Oberlandesgerichtes in Hamburg im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001 zu befinden. Mit Urteil vom 4. März 2004 hob er die erste Verurteilung eines mutmaßlichen Terroristen auf und verwies den Fall an das Oberlandesgericht zurück. In einem weiteren Urteil vom 9. Juni 2005 bestätigte der Senat den Freispruch des Oberlandesgerichts Hamburg in einem anderen Fall.
Internationales Aufsehen erregte 1992 der sogenannte Ossietzky-Beschluss,[4] worin der 3. Strafsenat den Antrag von Rosalinde von Ossietzky-Palm auf Wiederaufnahme des Verfahrens gegen ihren Vater, den Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, zurückwies. Ossietzky war 1931 im sogenannten Weltbühne-Prozess in einem politischen Verfahren zu 18 Monaten Freiheitsentzug wegen Landesverrates verurteilt worden, nachdem er geheime Rüstungsaktivitäten der damaligen Reichswehr öffentlich gemacht hatte, die gegen den Versailler Vertrag verstießen.
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