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hethitischer Herrscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Šuppiluliuma II. war der letzte bezeugte Herrscher des hethitischen Großreichs und regierte von etwa 1215/10 bis ungefähr 1190/80 v. Chr.
Šuppiluliuma war der Sohn Tudḫaliyas IV. und der jüngere Bruder und Nachfolger Arnuwandas III. Er hatte offenbar Legitimierungsschwierigkeiten, denn er betont in erhaltenen Texten (Treueschwüren, die er seinem Umkreis abverlangt), dass sein Bruder kinderlos verstorben sei und er niemanden in der Thronfolge übergangen habe.
Der folgende Stammbaum wurde nach Veröffentlichungen von Volkert Haas[1] und Jörg Klinger[2] erstellt.
Tudḫaliya I. | Nikkalmati | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arnuwanda I. | Ašmunikal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya II. | Daduḫepa | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya III. | Šuppiluliuma I. | 1. Ḫinti | 2. Tawananna | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zida | Telipinu | Piyaššili | Zannanza | Arnuwanda II. | Muršili II. | 1./2. Gaššulawiya | 2./3. Danuḫepa | Frau Šattiwazzas | Šattiwazza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ḫalpa-šulupi | Muwattalli II. | Mašturi | Maššana-uzzi | 1. Ehefrau | Ḫattušili III. | Puduḫepa | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Muršili III. | Kurunta | Bentešina | Gaššuliyawiya | Nerikkaili | Tudḫaliya IV. | Šauškanu | Ramses II. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frau Ammistamrus II. | Arnuwanda III. | Šuppiluliuma II. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die bisher aus seiner Regierungszeit in Ḫattuša gefundenen Texte stammen vermutlich alle aus der ersten Hälfte seiner Regierungszeit. Er hat damals zu See und zu Lande – nach eigenem Bekunden – erfolgreich gegen nicht näher benannte Feinde gekämpft, die Alašija (Zypern) erobern wollten oder aus Alašia stammten. Auch ist von erfolgreichen Kämpfen in Südwest- und Südanatolien die Rede, unter anderem gegen den hethitischen Staat Tarḫuntašša. Strittig ist, ob Šuppiluliuma auch in Ostanatolien, in einem Feldzug gegen Išuwa, erfolgreich war. Eine Eroberung Išuwas mit seinen Kupferminen macht vor allem Sinn, wenn die Kontrolle über Zypern verloren gegangen war oder verloren zu gehen drohte. Die vielen Kriege könnten die militärische Stärke jedoch geschwächt haben. Allerdings deutet in all diesen Texten noch nichts auf den bevorstehenden Untergang des Großreichs hin.
Anders verhält es sich da schon bei anderen Texten, vor allem denen aus Ugarit in Syrien, das weiterhin zum hethitischen Herrschaftsgebiet gehörte. Sie zeugen von einer Hungerkatastrophe, die sich offenbar in Kleinasien ereignet hat: in allerdings nicht genau datierbaren Briefen wird der Herrscher in Ugarit vom Großkönig angewiesen, Schiffe mit Getreide zu entsenden. Die Dringlichkeit wird im letzten Satz eines dieser Briefe betont, in dem es heißt, es ginge um „Leben und Tod“. Der ägyptische Pharao Merenptah (ca. 1212–03) erwähnt Getreide-Hilfslieferungen an die Hethiter, um die Not zu lindern.
Zwischen 1194 und 1186 v. Chr. wurde Ugarit zerstört. Zuvor hatte das Hethiterreich vermutlich die Kontrolle über Zypern verloren. Der Herrscher auf Zypern hatte den jungen König von Ugarit, Hammurapi III., noch vor einem bevorstehenden Angriff gewarnt. Doch dieser war fast schutzlos: Die Flotte Ugarits wurde vom nicht namentlich genannten hethitischen Großkönig, bei dem es sich nur um Šuppiluliuma II. handeln kann, an der Südküste Kleinasiens eingesetzt. Die ugaritischen Fußtruppen waren ins hethitische Kernland verlegt worden, während Šuppiluliuma selbst schwere, verlustreiche Kämpfe im Bereich der Lukka-Länder (Südwest-Anatolien) führte.
Die Texte belegen, dass das Hethiterreich, möglicherweise in der Zeit um 1190, Zypern und Syrien verlor und Šuppiluliuma II. an verschiedenen Fronten zu kämpfen hatte. Die Verlagerung von Truppen aus Ugarit in die Nähe der Hauptstadt Ḫattuša deutet ebenfalls auf eine Zuspitzung der militärischen Lage hin, denn Ugarit war in früheren Krisenzeiten von der Stellung von Truppen befreit gewesen.
Es ist nicht bekannt, wie lange Šuppiluliuma II. noch an der Macht war bzw. wann genau das Großreich endgültig zusammenbrach. Vermutlich nur wenige Jahre später wurden die bisher bekannten zentralanatolischen Siedlungen zerstört oder aufgegeben. In Ḫattuša selbst sind Spuren von Zerstörungen jedoch gering. Lediglich in einigen Gebäuden der Oberstadt gibt es Hinweise auf Brände. Dagegen sind die Wohn- und Handwerkerviertel offenbar unversehrt geblieben.
In letzter Zeit werden daher die Zweifel immer größer, ob Ḫattuša von Feinden erobert wurde. Zunehmend werden Bürgerkriege oder ein Aufstand der Bevölkerung in der Hauptstadt als Gründe für den endgültigen Zusammenbruch genannt. Die Ausgräber sprechen teilweise davon, dass Ḫattuša aufgegeben und schließlich verlassen wurde.
Was indessen mit Šuppiluliuma geschah, ist unbekannt. Seine Großkönigssiegel sind jedenfalls die letzten, die in Ḫattuša gefunden wurden. Man muss daher davon ausgehen, dass er der letzte Herrscher des Großreichs war und sich der Zusammenbruch des Reichs unter seiner Regentschaft abgespielt hat.
Šuppiluliuma II. ließ eine Reihe von prächtigen Bauwerken errichten. Sowohl in Ḫattuša als auch im benachbarten Felsenheiligtum von Yazılıkaya finden sich davon viele Zeugnisse. In Yazılıkaya entstanden monumentale Felsenreliefs zu Ehren seines Vaters Tudḫaliya IV. In der Hauptstadt wurden u. a. Teile der Oberstadt neu strukturiert. Einige der ehrgeizigen Bauprojekte – u. a. spricht der frühere Leiter der Ausgrabungen, Peter Neve, von der „Schaffung einer Götterresidenz (…) unter Einschluss des Palastes“ – konnten bis zum Ende des Großreichs nicht mehr abgeschlossen werden.
An der Flanke der Südburg genannten Erhebung im Stadtgebiet von Ḫattuša konnte eine Kammer mit einem Relief und einem in luwischen Hieroglyphen abgefassten Rechenschaftsbericht des Herrschers ergraben werden. Unweit davon liegt die schlecht lesbare Felsinschrift Nişantaş, in der Šuppiluliuma wohl über die Taten seines Vaters Tudḫaliya IV. berichtet.
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