Ötztaler Ache
Nebenfluss des Inns Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Ötztaler Ache ist ein rechter Nebenfluss des Inns und Hauptgewässer des Tiroler Ötztals mit einer Länge von rund 42 km. Sie ist nach dem Ziller sein wasserreichster Zubringer in Tirol und trennt in ihrem Gesamtlauf die Ötztaler Alpen im Westen von den Stubaier Alpen im Osten.
Ötztaler Ache | ||
Die Ötztaler Ache bei Sautens | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | AT: 2-8-92 | |
Lage | Ötztal, Bezirk Imst Tirol, Österreich Ötztaler / Stubaier Alpen | |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Inn → Donau → Schwarzes Meer | |
Ursprung | Zusammenfluss von Venter Ache und Gurgler Ache bei Zwieselstein 46° 56′ 19″ N, 11° 1′ 34″ O | |
Quellhöhe | 1452 m ü. A. | |
Mündung | bei Ötztal-Bahnhof in den Inn 47° 13′ 56″ N, 10° 50′ 18″ O | |
Mündungshöhe | 676 m ü. A. | |
Höhenunterschied | 776 m | |
Sohlgefälle | 18 ‰ | |
Länge | 42 km[1] | |
Einzugsgebiet | 894 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Brunau[3] AEo: 836,7 km² Lage: 2,05 km oberhalb der Mündung |
NNQ (19.02.1992) MNQ 1991–2009 MQ 1991–2009 Mq 1991–2009 MHQ 1991–2009 HHQ (20.09.1999) |
2,24 m³/s 4,21 m³/s 31,3 m³/s 37,4 l/(s km²) 238 m³/s 417 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Rettenbach, Pollesbach, Lehnbach, Leiersbach, Tumpenbach | |
Rechte Nebenflüsse | Windache, Fischbach, Horlachbach, Nederbach | |
Gemeinden | Sölden, Längenfeld, Umhausen, Oetz, Sautens, Haiming, Roppen | |
Einwohner im Einzugsgebiet | 13.800 | |
Die Ötztaler Ache wurde 1259 erstmals als fluvius dictus Ez (‚Fluss genannt Etz‘) erwähnt.[4] Im Jagdbuch Kaiser Maxilimilans von 1500 wird sie als das Wasser genant die Ach bezeichnet, im Atlas Tyrolensis von Peter Anich (1774) als Oezthaler Bach und bei Johann Jakob Staffler im 19. Jahrhundert als Ötztalerache.[5]
Die Ötztaler Ache entsteht bei Zwieselstein durch den Zusammenfluss von Venter Ache und Gurgler Ache und fließt in nördlicher Richtung durch das Ötztal. Zwischen dem Haiminger Ortsteil Ötztal-Bahnhof und Roppen mündet der Fluss in den Inn. Seine Länge von Zwieselstein bis zur Mündung beträgt 42 km. Häufig werden Venter Ache und Rofenache als Oberlauf der Ötztaler Ache angesehen, die damit eine Länge von 66,5 km und einen Höhenunterschied von über 1800 m aufweist.[1]
Das Ötztal weist mehrere Talstufen auf, die durch Bergstürze entstanden sind. Die Ache grub sich einen Weg durch die Schuttmassen und bildete Steilstrecken mit Stromschnellen, die sogenannten Achstürze aus. Die bedeutendsten liegen südlich von Oetz zwischen Tumpen und Habichen, wo 2022 ein Wasserkraftwerk in Betrieb ging[6].
Seit der Gründung des Hydrographischen Dienstes in Österreich 1893/94 wird die Ötztaler Ache hydrographisch erforscht. Die ältesten Messstellen wurden 1897 eingerichtet, nur wenige davon gibt es heute noch. Die Erfassung des hydrographischen Regimes erfolgt an Pegelanlagen. Die Messungen betreffen Wasserstand, Durchfluss, Wassertemperatur, Schwebstoffe und Geschiebe. Ziel ist die Schaffung langer Messreihen, damit auf Basis dieser Daten stete Veränderungen dokumentiert werden, Aussagen zum Klimawandel und extremwertstatistische Aussagen für Langzeitprojekte wie Flussverbauungen gemacht werden können. Sie bilden auch die Grundlagen für wasserwirtschaftliche Planungen aller Art, u. a. auch für angedachte Kraftwerke. Mit der Automatisierung des Messnetzes können die Werte online abgefragt werden und zum Zwecke der Hochwasserwarnung in Niederschlag-Abfluss-Modelle Eingang finden.
Die Ache hat ein Einzugsgebiet von 894 km², das den Ostrand und Kernbereich der Ötztaler Alpen und den gesamten Westteil der Stubaier Alpen ausmacht, mit einer mittleren Höhe von etwa 2500 m. 20 % des Einzugsgebietes liegen über 2900 m, die höchste Erhebung ist die Wildspitze mit 3768 m ü. A.[7] 512 km² (57 %) des Einzugsgebietes sind mit Vegetation bedeckt, davon 130 km² (15 %) mit Wald, 381 km² (43 %) sind vegetationsfrei.[8] Im Einzugsbereich der Ötztaler Ache befinden sich 171 Gletscher mit einer Gesamtfläche von 114,9 km², die damit 13 % des Einzugsgebietes ausmachen.[7] Seit 1850 ist diese Fläche aufgrund des Gletscherschwunds um rund 95 km² zurückgegangen. 2,1 km² des Einzugsgebietes entfallen auf Italien.[8]
Charakteristisch für den Einfluss der Gletscher ist die merkbare Zunahme des Abflusses erst im späten Frühjahr (Mai/Juni) mit einer kurzen und konzentrierten Abflusstätigkeit im Hochsommer und einem starken Rückgang der Wasserführung im beginnenden Herbst. Der mittlere Abfluss beträgt am Pegel Brunau, 2 km oberhalb der Mündung, 31,3 m³/s, das entspricht einer Abflussspende von 37,5 l/s·km². Der mittlere Abfluss beträgt im wasserreichsten Monat Juli am Pegel Brunau mehr als das Siebzehnnfache des wasserärmsten Monats Februar, am Pegel Tumpen fast das Zwanzigfache.[3]
Mittlere monatliche Abflüsse der Ötztaler Ache (in m³/s) am Pegel Brunau
Erhebungszeitraum 1991–2009, Quelle:[3]
Die wasserreiche und stürmische Ötztaler Ache, über die mehr als 40 Brücken führen, hat häufig das Tal verwüstet, was aufwändige Verbauungsmaßnahmen notwendig machte. Extreme Hochwasserereignisse gab es in der Vergangenheit insbesondere bei Ausbrüchen des Rofener oder Gurgler Eissees.
24./25. August 1987: Nach einem Dauerregen stieg die Ötztaler Ache rasand an, trat an vielen Stellen über die Ufer und riss Straßen und Brücken weg. Das Telefonnetz brach zusammen, der Funkverkehr ebenso. Zwischen Umhausen und Längenfeld wurde eine Brücke ein Raub der Wassergewalten, die Warnung für Autofahrer kam zu spät, zumal wegen Nebels kaum Bodensicht vorhanden gewesen war. 13 Menschen stürzten in den Tod. Tagelang konnte das hintere Ötztal nur auf dem Luftweg versorgt werden. Hubschrauber des Bundesheeres brachten Nahrung, über das Timmelsjoch kamen Lkws.
28. August 2023: Der Abflussscheitel der Ötztaler Ache erreichte den Wert eines 100-jährlichen Hochwassers (HQ100). Personenschäden waren keine zu verzeichnen, wohl aber an Flur und Infrastruktur. So wurde die Ötztalstraße auf einem Teilstück zwischen Umhausen und Längenfeld weggerissen, ebenso wie die Köfler Brücke.
Die Ötztaler Ache ist einer der wenigen hydrologisch unbeeinflussten Gebirgsflüsse Tirols. Entsprechend den Talstufen des Ötztals wechseln sich schnell und langsam fließende Abschnitte ab. Die Uferbereiche werden von Steilwänden, landwirtschaftlich genutzten Flächen, Fichtenwäldern und Galeriewäldern aus Erlen und Weiden gebildet.[9] Die Wasserqualität wird im Oberlauf mit Gewässergüteklasse II, im Unterlauf mit I-II eingestuft.[10]
Die im Jahresverlauf stark schwankende Wasserführung und die niedrige Wassertemperatur (im Mittel der wärmsten Monate unter 9 °C) bedingen eine speziell angepasste Fauna, darunter Algen (Goldalgen, Blaualgen), Insekten (Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen) und Fische. Den größten Anteil am Fischbestand (mehr als 90 %) hat die Bachforelle, im Mündungsbereich zum Inn finden sich auch Äsche und Koppe. Daneben werden Regenbogenforellen und Bachsaiblinge eingesetzt.[9] 2021 wurde bei Brunau eine Wehranlage (für den Bewässerungswaal durch den Amberg ins Inntal) entfernt und die Ache auch in diesem Bereich damit durchgängig gestaltet. Mit dieser ökologischen Ausgleichsmaßnahme im Zusammenhang mit der Errichtung eines zusätzlichen Stausees im Kühtai (Längental) einher ging die Ausbildung des Achbettes als Rampe über einen Bereich von mehreren Dutzend Metern.[11]
Die Ötztaler Ache und ihre Zuflüsse bieten verschiedene Möglichkeiten der sportlichen Betätigung, wie Rafting, Kanufahren, Canyoning oder auch Fischen. Die Ache gilt als anspruchsvolles Wildwasser, der Schwierigkeitsgrad reicht von III in den offenen Abschnitten bis VI in den Kataraktstrecken.[12]
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