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österreichisch-deutscher Dirigent Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst Edler von Schuch, geboren als Ernest Gottfried Schuch, (* 23. November 1846 in Graz; † 10. Mai 1914 in Niederlößnitz in Sachsen) war ein österreichisch-sächsischer Dirigent, der als Generalmusikdirektor der Dresdner Hofoper und durch seine Zusammenarbeit mit Richard Strauss als dessen „Leibdirigent“[1] berühmt wurde. Die über vierzig Jahre seines Schaffens in Dresden (1872–1914) werden als die Ära Schuch rezipiert.
Schuch war der Sohn eines höheren Beamten. Nach seinem Abitur studierte er in Graz Jura, daneben musizierte er weiterhin wie bereits seit früher Kindheit (Geige, Klavier). Er leitete den Academischen Musikverein und war ein Schüler des Dirigenten Eduard Stolz. Dann immatrikulierte er sich in Wien und wurde Schüler von Felix Otto Dessoff. 1867, nach seiner juristischen Zwischenprüfung, begann er als Kapellmeister bei Theodor Lobe in Breslau. Es folgten Verpflichtungen in Würzburg (1868–1870), Graz (1870/1871) und Basel, bevor er 1872 nach einer Aufsehen erregenden Konzertreise unter Bernhard Pollini (1838–1897) durch Graf Julius von Platen als Musikdirektor für die italienische Oper in Dresden an die Hofoper engagiert wurde. Dort wurde er 1873 Königlicher Kapellmeister neben Julius Rietz, später neben Franz Wüllner. 1879 stieg er zum Leiter der Königlichen Kapelle auf. 1882 übernahm er die Direktion der Hofoper als Hofrat, womit er entscheidenden Einfluss auf die Programmgestaltung wie auch die Weiterentwicklung der Kapelle selbst nehmen konnte. 1889 wurde er zum Generalmusikdirektor ernannt. Die einaktige Oper „Marga“ Pittrichs u. a. mit dem Heiduckenlied „In grauser Schlucht, auf hohem Saum“ für Sänger mit Baritonstimme wurde unter Schuch 1894 aufgeführt.[2]
Im Jahr 1898 wurde Schuch vom österreichischen Kaiser in den erblichen Adelsstand erhoben und 1899 wurde er zum sächsischen Geheimen Hofrat ernannt. Im selben Jahr 1899 erhielt er die sächsische Adelsanerkennung. Sein Wirken ging als Ära Schuch in die Operngeschichte ein.
Neben Gastspielreisen in Berlin, München, Wien und Paris blieb er Dresden bis zu seinem Tode verbunden und schlug einige verlockende Angebote an andere bedeutende Häuser aus, darunter das Richard-Wagner-Festspielhaus in Bayreuth.[3] Schuch machte Dresden zu einer der führenden Musikbühnen Europas, erweiterte die Sächsische Staatskapelle zu einer der größten der Welt und schuf daraus ein Ensemble von Weltruf. Mit diesem pflegte er einerseits das Repertoire seines Amtsvorgängers Richard Wagner, den er verehrte und dessen Werk er dem Dresdner Publikum in Gänze erschloss. Daneben präsentierte er der Öffentlichkeit das Wirken der zeitgenössischen italienischen Opernkomponisten, ergänzt um Werke aus dem slawischen Kulturkreis. Als Pianist begleitete Schuch 1905 die sogenannte Traumtänzerin Magdeleine Guipet im Dresdner Schauspielhaus, die sich vor ihrem Auftritt unter Hypnose setzen ließ. Bei dieser und auch mehreren anderen Gelegenheiten in den 1900er Jahren waren Karl May und Gattin auf Einladung oder auch zusammen mit den Schuchs zu Musikveranstaltungen in Dresden.[4]
Von seinen vielen Ur- und Erstaufführungen werden insbesondere die Uraufführungen von Richard Strauss’ Feuersnot (1901), Salome (1905), Elektra (1909), Rosenkavalier (1911) sowie deutsche Erstaufführungen von Puccini und Mascagni rezipiert. Daneben wurde Schuch auch als Konzertdirigent geschätzt und setzte sich als solcher besonders für Orchesterwerke von Felix Draeseke, Strauss und Gustav Mahler ein, von dem er zwischen 1897 und 1914 viele Werke als Erstaufführungen nach Dresden brachte.[5]
Schuch war ab 1875 mit der Koloratursopranistin Clementine von Schuch-Proska (1850–1932) verheiratet. Nachdem Schuch sich ab 1880 jeweils in der Lößnitz eine Sommerwohnung gemietet hatte, nahm er 1882 seinen Sommerwohnsitz in der Niederlößnitz, in der Weintraubenstraße direkt nördlich des Gasthofs Goldene Weintraube (heute Stammhaus der Landesbühnen Sachsen). Die Straße wurde im Folgejahr, 1883, auf seinen Antrag umbenannt in Schuchstraße. Dort unter der heutigen Adresse Nr. 15/17 stand ursprünglich ein eher kleineres Haus, das der Baumeister Moritz Ziller 1866 (oder 1876/77)[1] als Landhaus im Schweizerstil für den Eigentümer der Goldenen Weintraube errichtet hatte und das in den Folgejahren mehrfach für Schuch erweitert werden musste und ab 1897 als Ganzjahreswohnung diente. Schuch selbst nannte das Haus, dessen heutige Besitzer Villa Schuch an den Giebel geschrieben haben, Villa Favorita (damalige Adresse Schuchstraße 11).[6] Dort kam 1891 seine Tochter Liesel von Schuch (1891–1990) als jüngstes von fünf Kindern zur Welt, die ebenfalls wie die Mutter eine erfolgreiche Koloratursopranistin wurde. Liesels ältere Schwester Käthe (1885–1973; auch verh. Ullmann bzw. Schmidt)[5] schlug ebenfalls die Sängerkarriere ein. Bruder Hans (1886–1963) wurde ein bekannter Cellist. Dessen Tochter Clementine von Schuch (1921–2014) wurde wiederum Opernsängerin.[7] Schuch führte dort ein gastliches Haus, in dem „wohl alle namhaften Musiker und Theaterleute seiner Zeit einmal gern und ohne Förmlichkeit aufgenommen wurden.“[8] Mit diesen erging er sich gern auf ausgedehnten Spaziergängen durch die Lößnitz.[1]
Schuch fuhr viele Jahre mit der Eisenbahn von der nahegelegenen Station Weintraube zur Arbeit. Extra für ihn wurde ein Sonderzug eingerichtet, im Volksmund „Schuch-Zug“ genannt, der jeweils zur Probenzeit fuhr.[9]
Schuch starb kurz nach der Dresdner Erstaufführung von Wagners Parsifal. Er wurde am 14. Mai 1914 unter großer öffentlicher Teilnahme zu den Klängen von Wagners Trauermarsch aus der Oper Götterdämmerung auf dem Kötzschenbrodaer Friedhof beerdigt. Dort liegt er zusammen mit seiner Ehefrau Clementine, die dort 1932 neben ihm beerdigt wurde. Direkt in der Nähe liegt auch das Grab ihrer Tochter Liesel. Sein Nachfolger als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle wurde Fritz Reiner (1888–1963).
Schuch dirigierte in Dresden 122[10] oder 123 Erst- und Uraufführungen, darunter:[5]
Schuch erhielt im Laufe seiner Tätigkeit zahlreiche in- und ausländische Auszeichnungen und Ehrungen, die Orden teilweise in unterschiedlichen Stufen.[11]
Im Jahr 1898 wurde Schuch als österreichischer Bürger durch Kaiser Franz Joseph I. nobilitiert. Das auch für seine Familie geltende erbliche Adelsprädikat war Edler von, dazu gab es ein Wappen. Anfang 1899 erhielt Schuch die Bestätigung des sächsischen Hofes zur Führung seines Adelstitels. Im April jenes Jahres wurde er dann zum Geheimen Hofrat 3. Klasse ernannt. 1907 folgte die Rangerhöhung auf Rang 18c der 2. Klasse in der Hofrangordnung, womit er an der königlichen Tafel selbst sitzen durfte (Platz Nr. 23).
Auf die Eltern Ernst und Clementine von Schuch folgten zwei weitere Generationen musisch begabter Nachkommen:
Die drei Enkelinnen Clementine von Schuch, Brigitte Bela (Tochter von Käthe von Schuch-Schmidt) sowie Sabine Lämmel errichteten 2011 die Familienstiftung Ernst Edler von Schuch in der Trägerschaft des Stadtmuseum Dresden, die Erbstücke ihrer bedeutenden Großeltern aus deren Schaffenszeit dem Stadtmuseum Dresden überreichte. Diese Familienstiftung soll jedoch nicht nur die Vergangenheit dokumentieren, sondern fördert auch junge Musiktalente.[13]
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