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französischer Mathematiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Yves François Meyer (* 19. Juli 1939 in Paris[1]) ist ein französischer Mathematiker, der sich mit harmonischer Analyse beschäftigt.
Meyer wuchs in Tunesien[2] auf, besuchte das Lycée Carnot in Tunis und gewann den ersten Platz im nationalen Wettbewerb (concours) um den Zugang zu den Eliteschulen sowohl in Altgriechisch als auch in Französisch, wobei er nur ein Jahr eine der Vorbereitungsschulen für die Eliteuniversitäten besucht hatte. Er studierte 1957 bis 1960 an der École normale supérieure, erhielt die Agrégation und war danach zunächst drei Jahre an der Prytanée Militaire in La Flèche als Lehrer, wobei er seine Dissertation vorbereitete und in die nationale Forschungsorganisation CNRS aufgenommen wurde. Er promovierte 1966 in Straßburg, wobei er nach eigenen Worten sein eigener Doktorvater war, offiziell aber bei Jean-Pierre Kahane promoviert wurde. Ab 1963 lehrte er an der Universität Straßburg. Er forschte und lehrte auch an der Universität Paris-Süd in Orsay als Professor von 1966 bis 1980, danach bis 1986 an der École polytechnique, 1985 bis 1995 an der Universität Paris-Dauphine und danach an der École normale supérieure de Cachan, wo er Professor Emeritus am CMLA (Centre de Mathematiques et leurs Applications) ist.
Meyer ist mit Ingrid Daubechies, Jean Morlet, Alex Grossmann und anderen in den 1980er Jahren einer der Pioniere der Wavelet-Transformation gewesen. Seine Beschäftigung damit begann nach der Lektüre eines Aufsatzes von Morlet und Grossmann 1984, wonach er sofort Kontakt zu diesen suchte. Mit Stéphane Mallat entwickelte er die Multiskalen-Approximation (Multiresolution Analysis, MRA). Mit Hilfe von Wavelets und mit Pierre Gilles Lemarié-Rieusset zeigte er 1986, dass Wavelets orthogonale Basen bilden können. Mit Ronald Coifman führte er Wavelet-Pakete ein und lokale trigonometrische Basen. 2001[3] entwickelte er ein Verfahren der Bildverarbeitung, das Bilder in Cartoons (die stückweise stetige „geometrische“ Komponente) und Textur (beschrieben durch schnell oszillierende Funktionen) zerlegte.
Am Anfang seiner Karriere und in seiner Dissertation befasste er sich mit Anwendungen der Harmonischen Analysis in der Zahlentheorie, zum Beispiel bei Diophantischen Approximationen. Er fand zum Beispiel Zahlenfolgen , deren Glieder den natürlichen Zahlen beliebig nahe kommen können[4] und für die gilt: ist gleichverteilt mod 1 im Einheitsintervall genau dann wenn transzendent ist.[5][6] Anfang der 1970er Jahre entwickelte er seine Theorie der Modell-Mengen (Model Sets, Meyer Sets)[7] in der Zahlentheorie, Punktmengen die Gitter verallgemeinern aber geringere Symmetrie haben, mit späteren Anwendungen auf Quasikristalle und andere aperiodische Strukturen. Diese Themen behandelte er später auch mit der Theorie der Wavelets.
In der Analysis bewies er die Stetigkeit des Cauchy-Integraloperators mit Ronald Coifman und Alan McIntosh, ein zentrales Problem in der Theorie der singulären Integraloperatoren von Alberto Calderón und Antoni Zygmund. Einige Schüler von Meyer leisteten auf diesem Gebiet, mit dem sich Meyer Mitte der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre schwerpunktmäßig befasste, ebenfalls Herausragendes. Meyer selbst konnte später zeigen, dass die Theorie der Wavelets eine besonders einfache Zerlegung der Operatoren von Calderon-Zygmund Typ lieferten.
Mit Marco Cannone wandte er Methoden der Harmonischen Analysis (Littlewood-Paley-Zerlegung) auf das Anfangswertproblem der Navier-Stokes-Gleichung an und er wandte dort verschiedene Wavelet-Methoden an.
Er ist seit 1986 korrespondierendes und seit 1993 volles Mitglied der Académie des sciences. Er hielt den Cours Peccot am Collège de France. 1970 erhielt er den Salem-Preis, die höchste internationale Auszeichnung für Harmonische Analysis, 1972 den Prix Carrière und 1984 den Grand Prix der Académie des Sciences. 1970 war er Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Nizza (Nombres de Pisot et analyse harmonique), 1983 in Warschau (Intégrales singulières, opérateurs multilinéares, analyse complexe et équations aux derivées partielles) und 1990 in Kyōto (Wavelets and applications). 2000 hielt er einen Plenarvortrag auf dem 3. Europäischen Mathematikerkongress in Barcelona (The role of oscillations in some nonlinear problems). 2010 erhielt er den Carl-Friedrich-Gauß-Preis auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Hyderabad. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und Ehrendoktor der Universidad Autonoma de Madrid. Er ist Fellow der American Mathematical Society. 2014 wurde er als ausländisches Mitglied in die National Academy of Sciences gewählt.[8] Am 21. März 2017 wurde ihm der Abelpreis zugesprochen, die Preisverleihung erfolgte am 23. Mai 2017 durch den norwegischen König Harald V. 2018 hielt Meyer die Lars Onsager Lecture. 2020 wurde er mit dem Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Kategorie „Wissenschaft“ ausgezeichnet.[9]
Zu seinen Doktoranden gehören Jean-Paul Allouche, Guy David, Jean-Lin Journé, Philippe Tchamitchian, Pascal Auscher, Marco Cannone, Stéphane Jaffard und Albert Cohen.[10]
Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.[11]
Bücher:
Einige Aufsätze:
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