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ehemaliger deutscher Unternehmer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wolfgang Grupp (* 4. April 1942 in Burladingen) ist ein ehemaliger deutscher Unternehmer. Er war von 1972 bis zum 31. Dezember 2023 Inhaber des Textil- und Bekleidungsunternehmens Trigema, das er zum 1. Januar 2024 seinen Kindern Wolfgang jr. und Bonita sowie seiner Ehefrau Elisabeth übertrug.[1]
Wolfgang Grupp ist der Urenkel des Begründers der Burladinger Textilindustrie, Johann Mayer, und der Enkel des Mitgründers der Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer KG (Trigema), Josef Mayer.[2] Franz Xaver Grupp (1905–2003) heiratete 1939 Josef Mayers Tochter Änne Mayer (1920–2016).[3]
Deren Sohn Wolfgang Grupp wuchs in einer konservativ-katholisch geprägten Familie auf und absolvierte seine Schulzeit von 1948 bis 1952 an der Volksschule in Burladingen.[4] Ab 1952 war Grupp Schüler am Jesuiteninternat St. Blasien, wo er 1961 das Abitur ablegte.[5] Von 1962 bis 1967[6] studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln; zuerst hatte er ein Semester Jura studiert.[7] Das Studium schloss Grupp als Diplom-Kaufmann ab und löste 1969 seinen Vater als Geschäftsführer von Trigema ab; sein zwölf Jahre jüngerer Bruder Johannes Grupp übernahm später das abgespaltene Tochterunternehmen Plastro Mayer.[8] Wolfgang Grupp hat eine ein Jahr ältere Schwester.[9]
Als Wolfgang Grupp 1969 nach seinem Studium die Geschäftsführung übernahm, war Trigema stark diversifiziert und hatte bei (umgerechnet) 8,7 Millionen Euro Umsatz ca. 5,1 Millionen Euro Verbindlichkeiten bei den Banken. Grupp kehrte zu den Unternehmenswurzeln zurück und reduzierte die Diversifizierung. Im Jahr 1972 wurde er alleiniger Geschäftsführer und Inhaber.[10] Bis 1975 hatte er den Umsatz auf 28,1 Millionen Euro gesteigert und sämtliche Schulden getilgt. Bis zum Jahre 2022 steigerte Grupp den Umsatz bis auf 127 Mio. Euro und die Mitarbeiterzahl auf 1200. Die beim Handelsregister Stuttgart anlässlich der im Oktober 2023 erfolgten Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft eingereichte Bilanz der Firma Trigema Inh. W. Grupp e. K. per 31. Dezember 2022 weist eine Bilanzsumme von 43,8 Mio. Euro und ein Eigenkapital von 31,2 Mio. Euro aus. Bei der Umwandlung wurde betrieblich genutzter Grundbesitz zurückbehalten, sodass Bilanzsumme und Eigenkapital seitdem entsprechend niedriger sind.[11] Die Textilien (Sport- und Freizeitbekleidung) werden alle in Burladingen entworfen und zu 100 Prozent in Deutschland produziert. Seit 1969 gab es bei Trigema weder Kurzarbeit noch betriebsbedingte Kündigungen. Jährlich bildet das Unternehmen in den Bereichen Produktion und Vertrieb bis zu fünfzig junge Menschen aus.[12] Das Unternehmen hat einen Betriebsrat, ist jedoch nicht tarifgebunden.
Grupp wurde vor allem durch eine Fernsehwerbung mit einem Schimpansen (Trigema-Affe)[13] deutschlandweit bekannt. Darüber hinaus setzt er sich in Talkrunden für den Wirtschaftsstandort Deutschland ein.
Wolfgang Grupp ist seit 1988 mit der aus Österreich stammenden Elisabeth Grupp (* 1966 als Elisabeth von Holleuffer)[14] verheiratet, die er 1986 bei der Auerhahnjagd in Österreich kennen lernte.[15][16]
Gemeinsam wohnt das Ehepaar Grupp heute in Burladingen direkt gegenüber dem Trigema-Werk auf einem parkartig angelegten Anwesen in einer Villa.[17]
Das Ehepaar hat eine Tochter, Bonita Grupp (* 1989) und einen Sohn, Wolfgang Grupp junior (* 1991).[18][19]
Beide Kinder gaben Wolfgang Grupp 2012 anlässlich seines 70. Geburtstags das Versprechen, das Unternehmen Trigema in seinem Sinne weiterzuführen.[20] In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus vom 1. August 2011 äußerte sich Grupp über das Thema Unternehmensnachfolge[21]:
„Ich führe Trigema in der dritten Generation. Ich hätte sicher das falsche Vorbild abgegeben, wenn meine Kinder den Betrieb nicht weiterführen wollten. Ich übergebe ihn selbstverständlich meinen Kindern. Sofern meine Kinder das Erbe nicht antreten wollten, hätten wir sicher versagt, denn die Eltern sind das erste Vorbild für die Kinder.“
Bonita (E-Commerce) und Wolfgang Grupp jun. (Vertrieb) arbeiten seit langem bei Trigema, wie auch Elisabeth Grupp (Filialen), bis zum 31. Dezember 2023 unter der Führung von Wolfgang Grupp.[22][23] Zum 1. Januar 2024 übergab Grupp nach Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft das Unternehmen an seinen Sohn Wolfgang junior als persönlich haftendem Gesellschafter und seiner Tochter Bonita sowie seiner Ehefrau Elisabeth als Kommanditisten. Bonita Grupp wurde zudem Geschäftsführerin des weiteren Komplementärs, der Trigema Verwaltung GmbH, Elisabeth Grupp Einzelprokuristin der Kommanditgesellschaft.[24] Näheres dazu ist in dem Artikel Trigema ausgeführt.
Wolfgang Grupp sieht den Unternehmer als verantwortlich für alle seine Entscheidungen. Die Folgen von Fehlentscheidungen müsse er selbst tragen und sie weder auf seine Arbeitnehmer noch auf den Staat abwälzen. Daher steht Grupp haftungsbeschränkenden Rechtsformen kritisch gegenüber und hat für sein Unternehmen die Rechtsform des eingetragenen Kaufmanns gewählt, bei der er für die Unternehmensschulden auch mit seinem Privatvermögen einzustehen hat wie das auch der Fall bei einer OHG und bei einer Kommanditgesellschaft ist, bei der es eine natürliche Person als Vollhafter gibt. So hat er es jetzt bei seiner Nachfolge eingerichtet. Er verlangt allerdings auch von jedem Mitarbeiter, dass er für seinen Bereich Verantwortung übernimmt. Ausdrücklich wendet er sich gegen verantwortungslos handelnde Manager großer Unternehmen, durch deren Fehlentscheidungen Arbeitsplätze vernichtet und die Unternehmen nicht selten mit Staatshilfen gerettet werden, während die Schuldigen mit einer Millionenabfindung rechnen könnten. Für persönlich haftende Unternehmer postuliert er einen fünfzigprozentigen Nachlass der Einkommensteuer.[25][26][27]
Am 7. Mai 2022 sagte Grupp gegenüber Business Insider, Russland habe sich unter der Regierung von Wladimir Putin wirtschaftlich verbessert. Die USA seien am Krieg in der Ukraine „nicht ganz unschuldig“. Er forderte eine „Kompromisslösung“, ohne dies näher auszuführen.[28]
Im Februar 2023 gehörte Grupp zu den Erstunterzeichnern der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition „Manifest für Frieden“, die zur Aufnahme von Friedensverhandlungen und zum Ende der militärischen Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Überfall aufrief.[29]
Die von ihm gegründete Wolfgang und Elisabeth Grupp Stiftung leistet finanzielle Unterstützung für Einrichtungen, Projekte und in Not geratene Menschen in der Region um Burladingen. Im Kulturbereich ermöglichte die Stiftung z. B. die Austragung des Internationalen Jugendmusikfestivals, welches in Burladingen stattfand. Die Stiftung übernahm auch die Anschaffungskosten eines neuen Flügels für die Jugendmusikschule und den Kauf eines neuen Rettungswagens für die DRK-Bereitschaft Burladingen-Ringingen.[30] 2010 trug sie ein Viertel der Baukosten von vier Millionen Euro für die von der Stadt Burladingen errichtete Sporthalle, die bei ihrer Einweihung den Namen Trigema-Arena bekam.[31]
Grupp, der sich selbst als Stammwähler der CDU bezeichnet, ist in der Öffentlichkeit seit langem als Befürworter des Mindestlohns bekannt, auch als dieser von der CDU noch strikt abgelehnt wurde.[32][33][34] Nach Auskunft seines Unternehmens werden alle Mitarbeiter grundsätzlich über Mindestlohnniveau bezahlt;[35] auch von den Geschäftspartnern wird gerechte Entlohnung der Mitarbeiter verlangt.[36] Zudem garantierte Grupp nicht nur seinen Mitarbeitern einen sicheren sozialversicherten Arbeitsplatz im Unternehmen, sondern auch den Kindern der Mitarbeiter nach der Schulausbildung einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz.[37] Auf die Frage, ob er sich als sozialer Unternehmer versteht, erklärte er: „Als Unternehmer bin ich Egoist und will Geld verdienen.“ Damit das funktioniere, müsse es aber auch seinem Umfeld gut gehen.[34]
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