Winckelmann-Museum
Museum in Stendal zu dem Archäologen und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Museum in Stendal zu dem Archäologen und Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Winckelmann-Museum ist ein Museum in Stendal, das sich mit dem Begründer der Klassischen Archäologie als kunsthistorischer Wissenschaft und bedeutendem Vertreter des Klassizismus, Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), befasst.
Das Winckelmann-Museum befindet sich an der Stelle des Geburtshauses Winckelmanns, in der 1844 nach ihm benannten Straße. Durch die bauliche Geschichte des Gebäudes ist nicht mehr ganz klar, welche Teile des Hauses der Familie Winckelmann gehört hatten. Es wurde am 31. Januar 1955 eröffnet und ist bis heute das einzige Museum, das sich der Person Winckelmanns widmet. Zunächst standen die fünf Räume im Untergeschoss zur Verfügung; hier wurde die Dauerausstellung eingerichtet. 1971 bekam das Museum zudem das Obergeschoss, das für Sonderausstellungen genutzt wird. Bei einer umfassenden Rekonstruktion zwischen 1979 und 1985 konnte der Raum erneut erweitert werden. Der Innenhof wurde 1986 neu gestaltet. Neben dem Innenhof liegt ein Garten, in dem seit 2003 eine Nachbildung des Trojanischen Pferdes steht. Es soll an Winckelmanns Vorliebe für den Dichter Homer erinnern. Die Exponate wurden vor allem von der 1940 gegründeten Winckelmann-Gesellschaft zusammengetragen, die seit 2000 auch Trägerin des Museums ist. Seit 1990 wird es von Stephanie-Gerrit Bruer geleitet, die Max Kunze nachfolgte, der 1971 dort Museumsdirektor geworden war. Das Museum war zunächst städtisch und ist nun über die Winckelmann-Gesellschaft Mitglied im Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute. 2001 wurde das Museum in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen und gehört zu den 20 „kulturellen Gedächtnisorten in den Neuen Ländern“.
Im Dezember 2018 wurde das Museum nach einem fast zweieinhalbjährigen Umbau wieder eröffnet. Die Kosten von ursprünglich geplanten 3,3 Millionen € hatten sich dabei um eine Million € erhöht. Eine Million € waren für den Ausbau der Ausstellung vorgesehen. Wegen der massiv gestiegenen Kosten, von denen bei einer Selbstbeteiligung des Trägers von einer Viertelmillion € 90 % vom Land und 10 % von der Stadt getragen wurden, gab es vor allem von Seiten des Stendaler Stadtrat massive Kritik, auf die vom Präsidenten der Winckelmann-Gesellschaft, Max Kunze, mit Häme reagiert wurde.[1]
Die ersten vier Räume skizzieren in chronologischer Form Winckelmanns Leben. Im ersten Ausstellungsraum wurde eine Schuhmacherwerkstatt nachgebildet, wie sie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts typisch für die Altmark war. Es finden sich ein Arbeitsplatz wie der, an dem Winckelmanns Vater gearbeitet hatte samt Utensilien für das Schusterhandwerk, ein Familientisch sowie ein Alkoven mit Schlafplätzen. Zudem werden mehrere Dokumente gezeigt, die über Kindheit und Jugend Winckelmanns informieren. Der zweite Raum veranschaulicht die Ausbildung am Gymnasium in Berlin bei Christian Tobias Damm und an der Universität Halle. So werden beispielsweise Bilder von wichtigen Professoren Winckelmanns gezeigt. Zudem wird die Münzsammlung Johann Heinrich Schulzes in vergleichbaren Münzen gezeigt. Raum drei widmet sich den Jahren von 1743 bis 1755. Gezeigt wird beispielsweise die Seehausener Schulchronik, wo Winckelmann Konrektor war. Eine Ansicht von Schloss Nöthnitz und ein Band des Bibliothekskatalogs der Bibliothek von Heinrich von Bünau stehen stellvertretend für die Zeit als Bibliothekar auf Schloss Nöthnitz. Bilder von Christian Ludwig von Hagedorn und Adam Friedrich Oeser stehen für die Dresdner Künstlerkreise, in denen Winckelmann dann verkehrte, ein Porträt des päpstlichen Gesandten steht für den Religionswechsel. Zentrales Ausstellungsstück in diesem Raum ist allerdings eine Kopie der Kleinen Herkulanerin aus der Dresdner Skulpturensammlung, die Winckelmann zu seiner ersten wichtigen Studie „Gedanken über die Nachahmung“ veranlasste. Der vierte Raum repräsentiert die Jahre 1755 bis 1768, die er weitestgehend in Rom verbrachte. Einen Eindruck von der „ewigen Stadt“ zur Zeit Winckelmanns geben zwölf Radierungen von Giuseppe Vasi wieder. Es werden Ansichten von seinen Wohn- und Arbeitsstätten gezeigt, zudem Bilder von Gelehrten und Künstlern, mit denen er verkehrte. Dokumente zur Ermordung, Gedenkschriften- und Medaillen und Entwürfe für ein Grabmal verweisen auf Winckelmanns tragisches Ende in Triest.
Es folgen drei Räume, in denen die wichtigsten Werke Winckelmanns gezeigt werden. Der erste dieser Räume ist den Schriften zu den Ausgrabungen in Pompeji und Herkulaneum gewidmet. Hier werden unter anderem auch römische Alltagsgegenstände aus der Originalsammlung des Museums gezeigt. Hinzu kommen Aquarelle nach pompejanischen Wandmalereien. Im folgenden Raum werden die Schriften zur Architektur, den Gemmen und den Vasen behandelt. Zu sehen sind etwa die Gemmensammlung von Philipp Daniel Lippert und die Gemmenabdrucksammlung von Baron Philipp von Stosch, die beide von Winckelmann publiziert wurden. Weiters sind mehrere Vasen zu sehen und ein Band der Publikation der Vasensammlung von Sir William Hamilton, in deren Publikation ebenfalls Forschungen Winckelmanns aufgingen. Die Forschungen zur Architektur repräsentieren unter anderen Winckelmanns Exzerpthefte sowie Radierungen von Giovanni Battista Piranesi. Der letzte Raum ist der „Geschichte der Kunst des Altertums“ gewidmet. Hier werden Winckelmanns Theorien anhand von Gipsabgüssen mehrerer bekannter Werke verdeutlicht, so der Büste des Apoll von Belvedere und der Laokoon-Gruppe.
Daneben gibt es ein zugehöriges Kindermuseum, in dem Kinder eine beim Ausbruch des Vesuvs verschüttete römische Villa erkunden können, das Trojanische Pferd besteigen, sich wie Griechen oder Römer kleiden und ein Labyrinth erkunden können. Daneben gibt es Angebote zum Basteln und Malen und es können antike Kinderspiele gespielt werden. Im Museumsgarten kann zudem in einem „Archäologen-Camp“ die Arbeitsweise von Archäologen erkundet werden.
Das Museum führt seit der Übernahme in die Trägerschaft der Winckelmann-Gesellschaft vergleichsweise viele Sonderausstellungen unterschiedlicher Größe durch. Diese widmen sich unterschiedlichen Themen, so der Archäologie, der Kunstgeschichte, der Literatur oder Winckelmann und seiner Zeit, zur Geschichte Stendals, aber besonders häufig auch der Antikenrezeption. Gezeigt wurden unter anderem:
Angegeben ist nur das Jahr des Beginns der Ausstellung, manche Ausstellungen gingen auch über Jahresgrenzen.
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