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deutsche Tageszeitung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Westfälische Rundschau (WR) ist ein Tageszeitungstitel der Funke Mediengruppe, der als Dachmarke für mehrere Medienangebote unterschiedlicher Medienunternehmen verwendet wird.
Westfälische Rundschau | |
---|---|
Beschreibung | Tageszeitung |
Sprache | deutsch |
Verlag | Funke Mediengruppe |
Erstausgabe | 20. März 1946 |
Erscheinungsweise | montags bis samstags |
Verkaufte Auflage | 58.070 Exemplare |
Chefredakteur | Jost Lübben |
Herausgeber | (Verlag) |
Weblink | www.wr.de |
Artikelarchiv | www.wr.de/artikel-archiv |
ZDB | 126017-0 |
Ursprünglich handelte es sich um eine regionale Tageszeitung mit Sitz in Dortmund, mit Lokalausgaben im westfälischen Teil des Ruhrgebiets und im südlichen Westfalen. 2013 wurde die gesamte Redaktion entlassen, 2014 für die herausgebende Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG Insolvenz angemeldet. Seitdem existiert kein eigenständiges Medium mehr. Stattdessen wird die Marke weiterverwendet als zusätzlicher Titel für vollständig übernommene redaktionelle Erzeugnisse anderer Medien.
Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich führt unter der Marke drei Zeitungstitel, die von drei Verlagen herausgegeben werden:
In der Eigendarstellung der Geschäftsfelder der Funke Mediengruppe wird der „Zeitungstitel Westfälische Rundschau“ mit „Stammsitz Dortmund“ aufgeführt. Dazu wird als „Sitz der Zentralredaktion“ Dortmund und als WR-Chefredakteur der Chefredakteur der in Hagen ansässigen Westfalenpost, Jost Lübben, genannt.[2]
Das Online-Angebot www.wr.de ist inhaltlich identisch mit den Funke-Portalen Westfalenpost, Westdeutsche Allgemeine Zeitung und Neue Ruhr Zeitung. Diensteanbieter ist die Funke Medien NRW GmbH, als Sitz wird Essen und als Chefredakteur ebenfalls der Chefredakteur der Westfalenpost, Jost Lübben, angegeben.[3]
Die Westfälische Rundschau war eine Neugründung und als Lizenzzeitung durch die Vorgaben der britischen Militärregierung auch ein neuer Zeitungstyp. Es gibt aber auch starke ideelle und personelle Bezüge zur Presselandschaft der Weimarer Republik. Die SPD-Politiker und Lizenznehmer Fritz Henßler, Paul Sattler und Heinrich Sträter verstanden die WR als Nachfolgezeitung des 1933 von den Nationalsozialisten aufgelösten General-Anzeigers (GA).[4] Der GA war die auflagenstärkste Tageszeitung außerhalb von Berlin gewesen, bis sein gesamtes Betriebsvermögen beschlagnahmt und die Zeitung anschließend von der NSDAP als Parteizeitung Westfälische Landeszeitung – Rote Erde für den Gau Westfalen-Süd weitergeführt wurde. Bis heute trägt die WR den Namen „GeneralAnzeiger“ als Zusatz im Zeitungstitel. Als Vorläuferin gilt aber auch die sozialdemokratische Westfälische Allgemeine Volks-Zeitung (WAVZ), deren Chefredakteur bis 1933 Fritz Henßler war.
Der erste Schritt erfolgte am 23. Oktober 1945 mit der Gründung der Westfälischen Verlagsgesellschaft, in der die WR bis 1975 erschien. Der ursprüngliche Gründungszweck war noch, in Anlehnung an die 1933 verbotene WAVZ, wieder eine SPD-Zeitung ins Leben zu rufen. Zwar wurden Lizenzen bevorzugt an Personen vergeben, die aktive Gegner des Nationalsozialismus gewesen waren und den wieder zugelassenen oder neu gegründeten Parteien nahe standen, aber die britische Militärregierung wollte weder die Wiederbelebung von Parteizeitungen alten Stils noch von Massenzeitungen der so genannten General-Anzeiger-Presse. Die künftigen Blätter sollten zur Demokratisierung beitragen und als Regionalzeitungen mit vielen Redaktionen möglichst große Gebiete abdecken. Ab dem 20. März 1946 wurde im kriegszerstörten und notdürftig wieder hergerichteten ehemaligen Druckhaus des GA und der WAVZ in der Bremer Straße 16 in Dortmund die erste Ausgabe produziert. Wegen des Papiermangels und der Regulierungen durch die Militärregierung umfasste diese zunächst nur vier Seiten und erschienen an zwei Wochentagen.
Das Verbreitungsgebiet der WR umfasste bis zur Übernahme durch die WAZ-Gruppe zusätzlich zur Region Dortmund und dem südlichen Westfalen auch das mittlere Ruhrgebiet mit Bochum, Herne, Gelsenkirchen und dem heutigen Kreis Recklinghausen.
Bis zur Mitte der 1970er Jahre gehörte die WR mehrheitlich zur SPD-Medienholding, der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG). 1975 kaufte die bis dahin konkurrierende Westdeutsche Allgemeine Zeitung die Mehrheit an der Zeitung. Die WR erschien fortan in der Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. Kommanditgesellschaft Essen-Dortmund, die zu 86,9 Prozent der WAZ und über die Westfälische Verlagsgesellschaft zu 13,1 Prozent der DDVG gehörte.[5][6]
Gemeinsam mit den annähernd zeitgleich aufgekauften Konkurrenztiteln Neue Ruhr Zeitung und Westfalenpost bildete das Unternehmen aus den vier Tageszeitungen die Zeitungsgruppe WAZ. Mit den aufgekauften Titeln verfuhr der Verlag auf neuartige Weise: Das Verlagsgeschäft wurde zusammengelegt und die Anzeigenteile waren in jedem Lokalgebiet identisch. Gleichzeitig blieben sowohl die Haupt- als auch die Lokalredaktionen der aufgekauften Zeitungen weitgehend erhalten und publizierten weiterhin eigenständig. Damit vermied das Unternehmen Abonnementkündigungen durch das Verschwinden von Traditionszeitungen und konnte Konflikte mit der Fusionskontrolle minimieren. Diese Kombination eines wirtschaftlichen Monopols mit publizistischem Wettbewerb innerhalb eines Unternehmens wurde als „WAZ-Modell“ bekannt. Es erwies sich vor allem durch die Durchsetzung hoher Preise im Anzeigenmarkt als sehr erfolgreich und wurde später von anderen Verlagen nachgeahmt.[7]
Im Jahr 1980 zogen Zentralredaktion und Lokalredaktion Dortmund in das Rundschau-Haus am Brüderweg. Der Druck wurde in das Druck- und Verlagszentrum der WAZ-Zeitungsgruppe („Westdruck“) in Hagen-Bathey verlagert.
Bis Ende 2005 erschien auch noch eine Ausgabe im rheinland-pfälzischen Betzdorf an der Stadtgrenze zum westfälischen Siegen. Stand 2006 erschien die WR in den kreisfreien Städten Dortmund und Hagen sowie den Kreisen Unna, Olpe, Siegen-Wittgenstein, Hochsauerlandkreis, Ennepe-Ruhr-Kreis und Teilen des Märkischen Kreises und des Kreises Soest. Im Zuge von Sparmaßnahmen in der WAZ-Mediengruppe wurden verschiedene Redaktionen insbesondere in Südwestfalen mit der örtlichen Redaktion der Westfalenpost zusammengelegt oder ganz geschlossen. Stand Januar 2013 werden noch 24 Lokalausgaben produziert.
Von den ohnehin starken Auflageverlusten der Funke Mediengruppe in Nordrhein-Westfalen (WR, WAZ, WP und NRZ) war die Westfälische Rundschau am stärksten betroffen: Allein zwischen 2008 und 2013 sank die Auflage um 30.000 Stück auf 115.000 Exemplare.[8]
Seit dem 2. Februar 2013 erscheint die WR nur noch als Zeitungstitel ohne eigene Redaktion. Die redaktionellen Seiten werden von unternehmenseigenen, aber auch von bis dahin wirtschaftlich und meinungspolitisch konkurrierenden Tageszeitungen bezogen.[9] Im September 2014 stellte der Zeitungsverlag Westfalen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.[10]
Am 15. Januar 2013 gab die Geschäftsführung der WAZ Mediengruppe bekannt, die Zentralredaktion und die Lokalredaktionen der WR zu schließen, die 120 Redaktionsmitarbeiter zu entlassen und einen Sozialplan aufzustellen. Der Titel der Zeitung solle erhalten bleiben, teilte die Mehrheitsgesellschafterin mit. Der Mantelteil der WR wird seit dem 2. Februar 2013 komplett im „Content Desk“ der WAZ-Mediengruppe erstellt. Diesen hatte bereits 2009 WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz initiiert als Konzept einer Zentralredaktion für drei der vier Tageszeitungen der WAZ-Mediengruppe in Nordrhein-Westfalen: die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Westfälische Rundschau und die Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung.
Die Zentralredaktionen bedienten sich zur inhaltlichen Gestaltung ihrer Mantelseiten seither am Angebot, hatten außerdem aber noch eigene und eigenständige Titelredaktionen, die die inhaltliche und gestalterische Unterscheidbarkeit der einzelnen Titel sicherstellen sollten.[11] Die Lokalteile an den bisherigen Standorten der WR werden entweder von der Westfalenpost oder von verlagsfremden, teilweise von bisher wirtschaftlich und meinungspolitisch konkurrierenden Zeitungsverlagen übernommen. Der Lokalteil in Dortmund und Lünen wurde vom bisherigen Konkurrenten Ruhr Nachrichten produziert.[12] Die Lokalausgabe Plettenberg/Herscheid im Märkischen Kreis wurde seit dem 1. Februar 2013 vom Süderländer Tageblatt (Firma Hundt GmbH), die Ausgaben Lüdenscheid/Halver, Altena/Nachrodt und Werdohl/Neuenrade durch den Märkischen Zeitungsverlag erstellt. Alle diese Ausgaben wurden mit dem 1. Januar 2014 völlig eingestellt.
Die Schließung der kompletten Zeitungsredaktion hat die WAZ-Mediengruppe damit begründet, dass die WR allein in den vergangenen fünf Jahren 50 Millionen Euro Verluste eingefahren habe. Zu diesem Defizit machte sie keine näheren Angaben. Als Reaktion verkaufte die SPD-eigene Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) ihre über die Westfälische Verlagsgesellschaft gehaltene Minderheitsbeteiligung von 13,1 Prozent an der Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG an die WAZ-Mediengruppe (seit März 2013 Funke Mediengruppe). Zudem verkaufte die SPD-Medienholding ihre Anteile am Druck- und Verlagszentrum in Hagen. Die WAZ-Mediengruppe zahlte dafür 16 Millionen Euro und ist damit alleinige Gesellschafterin des ZVW und des Verlagshauses in Hagen, das täglich rund 600.000 Zeitungen druckt.[13]
Im September 2014 gab die Funke Mediengruppe bekannt, dass der Westfälische Zeitungsverlag – zu dem auch die Westfälische Rundschau gehört – einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt hat.[10][14]
Im Jahr 2019 betrug die Gesamtauflage noch 58.070 Exemplare.[15]
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