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österreichisch-deutscher Maler sowie Graphiker (1898-1982) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Werner Scholz (* 23. Oktober 1898 als Werner Ferdinand Ehrenfried Scholz in Berlin; † 5. September 1982 in Schwaz, Tirol) war ein deutsch-österreichischer Maler.
Werner Scholz ist ein bedeutender Vertreter der zweiten Generation des deutschen Expressionismus. Als Zeitgenosse von George Grosz und Otto Dix stellte er das Großstadtleben in Berlin dar. Seine mit kräftigem Gestus gemalten Bilder zeigen den Menschen in seiner existentiellen Einsamkeit und Not (Witwer [1927], Winterweg [1927], Paar am Wasser [1927], Am Bülow-Bogen [1928], Paar [1929], Streit [1930], Mord [1930], Hunger [1931]). Nach seiner Verfemung als „entarteter Künstler“ durch die Nationalsozialisten zog er sich im Jahr 1939 in das Tiroler Bergdorf Alpbach zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Werner Scholz, Sohn des Architekten Ehrenfried Scholz (eines Schülers von Walter Gropius) und der Pianistin Elisabeth, geb. Gollner, begann 1916 ein Studium der Malerei an der Berliner Hochschule für bildende Künste. Scholz rückte als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg ein. An seinem 19. Geburtstag (am 23. Oktober 1917) wurde er in Frankreich, Chemin des Dames, schwer verletzt und verlor in der Folge seinen linken Unterarm. In den Jahren 1919–1920 setzte er sein Studium der Malerei an der Berliner Hochschule für bildende Künste fort. 1920 verließ Scholz die Kunsthochschule und bezog ein Atelier am Nollendorfplatz in Berlin.
Mit kräftigem Gestus schilderte Scholz in den 1920er- und 1930er-Jahren mit expressionistischen Stilmitteln Not und Elend des Kleinbürgertums im Berlin der Nachkriegszeit. Werner Scholz war neben George Grosz, Otto Dix und Max Beckmann ein Angehöriger der zweiten Generation des deutschen Expressionismus. Die Ölbilder in der Zeit von 1919 bis 1945 sind zunächst von einer gedämpften Farbtonalität, jedoch von enormer Expressivität. Wie Franz Frank, Albert Birkle und Otto Pankok ist Werner Scholz ein Vertreter des Expressiven Realismus, der nichts beschönigt und wie in dem 1933 gemalten Ölbild Die Vertriebenen die unheilvolle Zukunft vorausgeahnt hat.
Wichtig war für Scholz nicht die Bildkonstruktion allein, sondern die Ausdruckskraft der Linie und die Ausdrucksgewalt der Farbe. Daher war für ihn auch die Begegnung mit Emil Nolde besonders wichtig, der bereits in frühen Jahren ein Bild von ihm erworben hat. Die konstruktive Energie, mit der die deutsche Folgegeneration der „Fauves“, Franz Marc, August Macke, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Emil Nolde die Farbenwildnis bändigte, wirkte sich zweifellos auf die Generation von Werner Scholz aus. Doch Scholz geht wie seine Zeitgenossen George Grosz und Otto Dix in seiner Expressivität weit über die Generation seiner Vorgänger hinaus. Das Werk von Werner Scholz gewinnt seine konstruktive Kraft aus der Konzentration auf die Unerbittlichkeit einer Gebärde, in der sich menschliches Schicksal ballt.[1]
Scholz hat sehr früh die Gefährdung der deutschen Kultur und Zivilisation durch den aufsteigenden Nationalsozialismus erkannt und dazu auch publizistisch Stellung genommen. Im „Tagebuch“ vom 17. Januar 1931 findet man folgende Ausführungen von ihm: „Ja, es ist höchste Zeit, sich der wütenden Kulturzerstörerei der Nazis entgegenzustemmen, ihr mit tatkräftiger Arbeit zu antworten. Papierne Pamphlete und Proteste werden heute, wie uns die täglichen Ereignisse beweisen, gegenstandslos. Die Frevel, die sich Faschisten bereits auf legale Weise leisten können, müssen in ihrer Verantwortungslosigkeit vor der gesamten Öffentlichkeit demonstrativ aufgezeigt werden. Und zwar dauernd und systematisch, durch Schaffung einer Kampfgemeinschaft, die alle Kulturmittel einschließt, die ihren Kampf bis auf die Straße trägt, alle Propagandamittel nützt, um große Bevölkerungsschichten zu erfassen, die immer wieder in die Gehirne hämmert, was sein wird, wenn diese gefährliche Reaktion an die Macht kommt.“[2] Seine bildnerische Antwort ist von ähnlicher Vehemenz (Waisenkinder [1932], Das tote Kind [Triptychon 1933], Kind zwischen Gräbern [1933], Die Vertriebenen [1933], Frierendes Kind [1934]). Scholz war Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und stellte seine Werke bis zur letzten, zwangsgeschlossenen Ausstellung in Hamburg auf den DKB-Jahresausstellungen aus.[3]
Von den Nazis wurde Werner Scholz mit einem Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr 1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ mehrere Werke aus dem Berliner Stadtbesitz, der Nationalgalerie Berlin (Kronprinzen-Palais), dem Wallraf-Richartz-Museum Köln, dem Kaiser Wilhelm-Museum Krefeld, dem Märkischen Museum Witten und einer weiteren bisher nicht identifizierten Sammlung beschlagnahmt.[4] Weitere verschollene Werke verzeichnet die LOST Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste.[5]
Im Jahr 1939 übersiedelt Scholz von Berlin nach Alpbach in Tirol, das er aus früheren Aufenthalten gut kannte, und erwarb dort mit seiner Frau Ursula das Haus „Büchsenhausen“. Sein Berliner Atelier wurde im Jahr 1944 durch ein Bombardement völlig zerstört. Nahezu sämtliche Ölbilder seiner Berliner Schaffenszeit, die Werner Scholz dort geheim versteckt hatte, wurden vernichtet.
Das Tiroler Bergdorf Alpbach war für Scholz schon früh ein Antipode zur gehetzten Welt der Großstadt. Hier entstanden sehr ausdrucksstarke Bilder, die die kirchlich gebundene bäuerliche Gesellschaft darstellen (Die Mönche [1932], Alter Bauer [1932], Reliquie [1932], Betende [1932], Nonne [1932], Das tote Kind [Triptychon 1933], Kirchhof [1933], Grabkreuz [1933], Kind zwischen Gräbern [1933], Frierendes Kind [1934], Lichterprozession [Triptychon 1934], Firmlinge [1935]). Auch in diesen Bildern kommt es Scholz nicht auf die realistische Darstellung der bäuerlichen Welt an. Mit einem kräftigen Gestus zeigt er vielmehr das Wesentliche, Existenzielle dieser so anderen Welt auf.
Nach 1945 wandte sich Werner Scholz in seinem Werk intensiv der kirchlich geprägten bäuerlichen Gesellschaft (Der Kirchenfürst, Triptychon [1960–1961]) und dem Landschaftsbild zu (Gewittersonne [1942], Sturm [1951], Mond hinter kahlen Bäumen [1953], Alpbach [1957], Der Berg [1957], Lago di Bernaco [1960], Mondwolke [1961], Die Nacht [1961], März [1963], Bergkirche [1964], Im Apennin [1964], Am Gardasee [1965]). Seine Farbpalette hellt sich zunehmend auf und wird immer intensiver.
Im Jahr 1954 malte Scholz im Auftrag der Firma Krupp das Stahl-Triptychon, dem eine große Anzahl von Bildern aus der Industriewelt des Ruhrgebiets folgten: so etwa Feuer [1955], Kesselpauke [1955], Schaufelbagger [1955], die Schlemmer [1955], Dampfer, Schlepper [1955] und Hochofenbatterie [1956].[6]
Die intensive Beschäftigung mit Mythen führte Scholz dazu, ab dem Jahr 1948 einen umfangreichen Pastellzyklus über das Alte Testament zu schaffen. Über die Offenbarung des Johannes, den Gottsucher Hiob und die Sprüche Salomons entstanden Folgen. Der Pastellzyklus „Offenbarung des Johannes“ wurde von der Graphischen Sammlung Albertina in Wien angekauft. Intensiv widmete sich Scholz in dieser Zeit in einer Serie von 113 Pastellen und einigen Ölbildern auch der griechischen Mythologie. Daneben schuf Scholz eine große Anzahl von Pastellen und Ölbildern mit Naturdarstellungen und Darstellungen der kirchlich geprägten bäuerlichen Gesellschaft.
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