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deutscher Automobilzulieferer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Webasto SE ist die Konzernobergesellschaft der Webasto Group, einem deutschen Automobilzulieferer mit Sitz im Ortsteil Stockdorf der oberbayerischen Gemeinde Gauting bei München.
Webasto SE | |
---|---|
Rechtsform | Societas Europaea (SE) |
Gründung | 1901[1] |
Sitz | Gauting-Stockdorf, |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | 16.600 (2023)[2] |
Umsatz | 4,6 Mrd. Euro (2023)[3] |
Branche | Automobilzulieferer |
Website | www.webasto.com |
Stand: 31. Dezember 2023 |
Webasto ist ein Akronym aus Wilhelm Baier Stockdorf.
Webasto entwickelt und produziert seit 1937 Schiebedächer und Dachmodule für Cabrios. Seit 2017 entwickelt und produziert das Unternehmen zudem Ladetechnik und Akkumulatorensysteme für Elektrofahrzeuge. Webasto ist weltweit an über 50 Standorten vertreten und zählt nach eigenen Angaben zu den weltweit 100 größten Zulieferern der Automobilindustrie.
Das Unternehmen wurde 1901 durch Wilhelm Baier (1853–1917) in Esslingen im Königreich Württemberg als „Eßlinger Draht- und Eisenwarenfabrik Wilhelm Baier, Eßlingen/Neckar“ gegründet. 1908 wurde der Unternehmenssitz nach Stockdorf verlegt und die Firma in Webasto geändert.[1] Zunächst wurden Fahrradteile, Drahtgegenstände und Sämaschinen hergestellt. Die Maschinen wurden von der Wasserkraft der Würm angetrieben.[4]
1932 wurde das erste Faltdach für Daimler-Benz entwickelt. Dieses wurde dann ab 1937 zunächst in Bussen, dann in PKWs, wie z. B. im Mercedes 170V, serienmäßig verbaut. Dazwischen wurde, im Jahr 1935, auch das nächste Produkt entwickelt. Die Heizung für Wagen mit wassergekühltem Motor, genannt Auto-Frischluftheizung wird durch einen Wärmetauscher betrieben. Während des Zweiten Weltkrieges belieferte Webasto Daimler-Benz mit Heizungen und BMW mit Blechteilen. Außerdem wurden Einzelteile für militärische Ausrüstung wie Gurtkästen oder Trommeln für Maschinengewehre produziert.[4] In dieser Zeit waren außerdem 137 Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter bei dem Unternehmen angestellt.[1]
In der Nachkriegszeit stellte das Unternehmen aus Materialbeständen der Wehrmacht Alltagsgestände aus Metall her.[4] Bereits 1952 entwickelte das Unternehmen erste Heizungen für Busse sowie motorunabhängige Heizungen für Pkw. Ab 1956 war Webasto Stahlschiebedach-Lieferant für Mercedes-Benz. Von 1960 bis 1982 war Walter Baier Geschäftsführer des Unternehmens.[5]
1974 erfolgte die Gründung der ersten Auslandstochter Webasto Sunroofs Inc. in den USA. Weitere Tochtergesellschaften wurden in Großbritannien, Frankreich, Italien, den USA, Japan, China und Indien gegründet. In Südkorea wurde mit dem Automobilzulieferer Donghee ein Joint Venture gegründet. 1980 begann die Dachproduktion in Utting am Ammersee.
Aufgrund der Beschäftigung von Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich Webasto auch im Jahr 2000 bei der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern.[1]
2009 erwarb Webasto die Cabriosparte von Edscha, 2010 erfolgte die Übernahme des Nordamerika-Geschäfts von Karmann. Damit wurde das Unternehmen Marktführer für Cabriodächer.[1]
2012 erhielt die Gruppe eine neue Unternehmensstruktur. Die Webasto AG wurde in eine Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea; SE) überführt. Gleichzeitig sind die beiden Unternehmensbereiche für Dach- und Thermosysteme rechtlich verselbständigt worden: Die Webasto Roof & Components SE verantwortet das Dach- und Cabriodachgeschäft, die Webasto Thermo & Comfort SE das Geschäft für Heiz-, Kühl- und Lüftungssysteme.[6] Im Jahr 2013 wurde Holger Engelmann als Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Franz-Josef Kortüm berufen. Kortüm stand 13 Jahre an der Spitze des Unternehmens.[7]
Mit der Eröffnung des Standorts in Shenyang im Juli 2014 reagierte Webasto auf die gestiegene Nachfrage nach Schiebedächern in China.[8] 2017 wurde mit der Werkseröffnung in Baoding das Produktionsnetzwerk erneut erweitert, um die Produktionskapazität im größten Einzelmarkt für Webasto zu erhöhen.[9]
Zum 1. Januar 2017 übernahm Webasto den Elektronikdienstleister Schaidt Innovations mit Sitz in Wörth-Schaidt. Damit erwarb das Unternehmen eine eigene Elektronikfertigung.[10] Am 2. August 2017 übernahm Webasto die CoSyst Control Systems GmbH, ein auf Hard- und Softwareentwicklung in der Automobilbranche spezialisiertes Unternehmen.[11]
2017 stieg Webasto mit der Entwicklung und Produktion von Ladetechnik und Akkumulatorensystemen für Elektrofahrzeuge in den Markt für Elektromobilität ein.[12] In diesem Zusammenhang übernahm Webasto den EES-Geschäftsbereich für Ladestationen des US-Unternehmens AeroVironment.[13] Für die Versorgung von Batteriezellen schloss Webasto im Jahr 2018 mit den Unternehmen Samsung und Wanxiang jeweils individuelle Vereinbarungen. Webasto ist seit 2017 Partner der Plattform Startup Autobahn, dem deutschen Ableger des US-amerikanischen Plug and Play Tech Center.[14]
2018 investierte die Webasto-Gruppe 271 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Besonders die Bereiche Elektromobilität und Mechatronik standen im Fokus.[15]
Im April 2019 übernahm Webasto die Anteile des südkoreanischen Joint-Venture-Partners Donghee. Mit dieser größten Akquisition in der Unternehmensgeschichte baute Webasto seine Marktposition in Asien weiter aus.[16]
Auf der IAA 2019 stellte Webasto das Roof Sensor Module (RSM) für autonomes Fahren vor.[17] Ebenfalls 2019 begann Webasto mit der Produktion von Batteriepacks für Elektrofahrzeuge in Deutschland. Im Jahr 2020 errichtete das Unternehmen ein neues Werk für Dachsysteme und Batteriezentrum in Jiaxing (China).[18]
In der Zeit von September 2001 bis September 2011 bildeten Webasto (Webasto SE, Webasto Thermo & Comfort SE und Webasto Fahrzeugtechnik GmbH) und Eberspächer (Eberspächer Gruppe GmbH & Co. KG, Eberspächer Climate Control Systems GmbH & Co. KG und Eberspächer GmbH) ein Kartell für Standheizungen in PKW und LKW.
Die beiden Unternehmensgruppen hatten den Markt für kraftstoffbetriebene Standheizungen und kraftstoffbetriebene Zuheizer sowohl für Erstausrüster (OEM) als auch für Nachrüster (Semi-OEM) aufgeteilt und die Preise und Konditionen systematisch abgesprochen.
Die Kommission der Europäischen Union hat das Verfahren durch Beschluss vom 17. Juni 2015 beendet. Bei üblicher Berechnung hätte sich eine Geldbuße von annähernd 500 Mio. Euro für die beiden Unternehmensgruppen ergeben. Durch Anwendung der Kronzeugenregelung musste Webasto keine Geldbuße bezahlen und Eberspächer erhielt einen Nachlass von 45 % sowie einen weiteren von 10 % und musste schließlich nur 68,175 Mio. Euro bezahlen.[19]
Das Unternehmen ist bis heute in Familienbesitz. Es gehört jeweils zur Hälfte Werner Baier (* 1943) und Gerhard Mey (* 1953). Nach der Philosophie der Eigentümer soll es keine Ausschüttungen geben und das Kapital im Unternehmen bleiben.[20][21][22]
Die Zentrale liegt im Gautinger Ortsteil Stockdorf im oberbayerischen Landkreis Starnberg. Weitere deutsche Standorte befinden sich unter anderem in Gilching, Utting am Ammersee, Neubrandenburg, Hengersberg, Schaidt und Schierling. Die Zentrale des Thermo-Geschäfts befindet sich in Gilching, westlich von München. Der Standort gilt als Vorzeigeprojekt moderner Gewerbebauten mit einer CO₂-freien Energiegewinnung und einem 1.200 m² großen semitransparenten Photovoltaik-Glasdach.[23] Insgesamt unterhält die Webasto SE weltweit rund 50 Standorte – davon ca. 40 Produktionsstandorte.[24]
Die Produktpalette umfasst
Bundesweite Aufmerksamkeit bekam das Unternehmen im Januar 2020, als im Zuge der COVID-19-Pandemie ab dem 27. Januar 2020 die ersten Infektionen mit der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Atemwegserkrankung in Deutschland bei Webasto-Mitarbeitern am Hauptsitz des Unternehmens nachgewiesen wurden.[26][27] Zur Ansteckung kam es während einer Veranstaltung, auf der eine unbemerkt mit COVID-19 infizierte chinesische Mitarbeiterin anwesend war.[26] Am 4. März gab das Unternehmen bekannt, dass alle erkrankten Mitarbeiter wieder genesen sind.[28]
Webasto fiel im Februar 2019 dadurch auf, dass feste Arbeitnehmer wegen angeblich nicht ausreichend vorhandener Arbeit entlassen wurden. Die frei gewordenen Stellen wurden jedoch direkt über Leiharbeit wieder besetzt, allerdings zu erheblich schlechteren Konditionen.[29] Nach dem Bekanntwerden erhielten die gekündigten Mitarbeiter ihre ehemaligen Stellen zu den ursprünglichen Konditionen zurück und Webasto wies die Vorwürfe zurück.[30]
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