Vignetten- und Anekdotenforschung
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Die Vignettenforschung und die Anekdotenforschung sind methodische Verfahren zur Erforschung schulischer Erfahrungen lernseits[1][2] von Unterricht, die ein Forschungsteam am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck über Förderung durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung entwickelte und die mittlerweile auch für Lern- und Bildungsprozesse in außerschulischen sozialen Räumen fruchtbar gemacht wurden.[3] Das 2020 gebildete „Netzwerk Vignetten- und Anekdotenforschung“, kurz VignA, umfasst Universitäten und Pädagogische Hochschulen in Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Wien sowie in Bozen (Italien), Florina (Griechenland), Hannover (Deutschland), Pretoria (Südafrika), Zürich (Schweiz).[4]
Eine Vignette bezeichnet in den Sozialwissenschaften meist eine „stimulierende Ausgangssituation, die die befragten Personen zu Beurteilungen oder zu weiterführenden Handlungsmöglichkeiten anregen soll“.[5] So sollen die Lebenswirklichkeit, die Perspektiven und die Standpunkte befragter Personen deutlich werden können.
Als qualitativer Ansatz ist die Vignettenforschung theoretisch und -methodologisch in der Phänomenologischen Erziehungswissenschaft verortet und bezeichnet eine ethnographisch, narrativ und phänomenologisch orientierte Forschungsmethode, mit der zunächst das Lernen von Schülern im schulischen Unterricht mehrerer Länder untersucht wurde. In jüngeren Erprobungen des Ansatzes findet die Vignettenforschung, ebenso wie die Anekdotenforschung, auch Anwendung in Feldern außerhalb der Schule, zum einen in der Forschung über sozialräumliche und lebensweltliche (Lern-)Erfahrungen von Menschen[6], zum anderen als Möglichkeit, Lernprozesse miterfahrbar zu machen, die durch performative Methoden (z. B. Forumtheater) oder durch Auseinandersetzung mit Kunst hervorgerufen werden.[7][8] Als Ansatz empirischer Unterrichtsforschung möchte sie insbesondere den Vollzug von Lernerfahrungen erschließen und Erfahrungsmomente pädagogischen Handelns versteh- und erfahrbar machen. Arbeiten mit der Vignettenforschung finden sich an der Universität Innsbruck, der Freien Universität Bozen, der Universität Klagenfurt, der Universität Wien und der Pädagogischen Hochschule Zürich.