Bei vielen Arten variieren die vegetativen Merkmale sehr stark und sind deshalb als Bestimmungsmerkmale schlecht geeignet.[1]
Die Arten der Gattung Vanilla sind immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Diese Kletterpflanze wachsen direkt im Erdboden wurzelnd (terrestrisch) oder halbepiphytisch. Die dicke, kahle, grüne, monopodialeSprossachse verzweigt sich manchmal und ist sukkulent. Die grau-grünen Wurzeln entspringen an jedem Knoten der Sprossachse. Ihre Laubblätter sind lederartig dick und fleischig; sie können groß und länglich sein oder schuppenförmig.
Generative Merkmale
Der traubige Blütenstand ist kurz und dicht mit resupinaten[2] Blüten besetzt. Die relativ kurzlebigen Blüten sind auffällig. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und dreizählig. Die Kelchblätter sind frei.
Die Früchte sind botanisch gesehen längliche Kapselfrüchte oder zylindrische, ledrige Beeren, die sich nicht öffnen.[2] Die Früchte werden auch, wenn sie fermentiert als Gewürz verwendet werden, „Vanilleschoten“ genannt. Die Früchte enthalten, wie bei allen Orchideenarten, sehr viele, sehr kleine Samen. Die Samenschale (Testa) ist hart.[2]
Botanische Geschichte und Taxonomie
Die ersten Arten, die zur Gattung Vanilla wurde bereits benannt, bevor das binominale System der Nomenklatur nach Carl von Linné 1753 festgelegt wurde.[1] Die Gattung Vanilla wurde am 28. Januar 1754 durch Philip Miller in The Gardeners Dictionary...Abridged...fourth editionaufgestellt.[3][2] Als Lectotypusart wurde Vanilla mexicanaMill. (Syn.: Epidendrum vanillaL.) durch Mansfeld in Kulturpflanze, 2, 1959, Seite 587 festgelegt.[3] Synonyme für VanillaPlum. ex Mill. sind: MyrobromaSalisb., VanillophorumNeck. nom. inval.[1]
Wichtige Revisionen der Gattung Vanilla erfolgten durch Klotzsch 1846,[4] Rolfe 1896[5] und Portères 1954[6]. Nach molekulargenetischen Daten erfolgte eine umfassende Revision durch Arenas et al. 2010.[1]
Äußere Systematik
Die Gattung Vanilla gehört zur TribusVanilleae in der Unterfamilie Vanilloideae innerhalb der FamilieOrchidaceae. Nach Arenas 2010 ist die Gattung VanillaPlum. ex Mill. mit den Gattungen DictyophyllariaGaray, EpistephiumKunth und LecanorchisBlum am nächsten verwandt.[1] Nach Pansarin 2010 gehört die einzige Art der Gattung DictyophyllariaGaray wieder zur Gattung Vanilla.[7][8]
Innere Systematik
Die Gattung Vanilla wurde durch Arenas et al. 2010 in zwei Untergattungen gegliedert:[1]
Untergattung VanillaMill. subg. Vanilla (Syn.: Vanilla subsect. MembranaceaPortères nom. illeg.): Sie enthält etwa 15 neotropische Arten, die meisten davon kommen in Brasilien vor.[1]
Untergattung Vanilla subg. XanataSoto Arenas & Cribb: Sie wurde 2010 aufgestellt und wird in zwei Sektionen gegliedert:[1]
Vanilla subg. Xanata sect. TethyaSoto Arenas & Cribb: Sie wurde 2010 aufgestellt.[1]
Die ursprüngliche Verbreitung der meisten Arten ist Südamerika, wobei auch ein paar Arten, etwa Vanilla imperialis oder Vanilla roscheri, auf dem afrikanischen Kontinent heimisch sind.
Die Gattung Vanilla enthält je nach Autor 106[1] bis 127[9] Arten:
Vanilla crenulataRolfe: Sie ist vom tropischen westlichen-zentralen Afrika bis Westafrika verbreitet.[9]
Vanilla cribbianaSoto Arenas: Sie wurde 2010 erstbeschrieben. Sie kommt in den mexikanischen Bundesstaaten Oaxaca sowie Chiapas und in Kolumbien vor.[9]
Vanilla cristagalliHoehne: Sie kommt in Guyana und im nördlichen Brasilien vor.[9]
Vanilla decaryanaH.Perrier: Sie kommt im nordwestlichen und südlichen Madagaskar vor.[9]
Vanilla decesareaeOrmerod & Cootes: Sie wurde 2013 von den Philippinen erstbeschrieben.[9]
Vanilla denshikoiraFlanagan & Ospina-Calderón: Sie wurde 2018 aus Kolumbien erstbeschrieben.[9]
Vanilla diabolicaP.O’Byrne: Sie wurde 1996 aus Sulawesi erstbeschrieben.[9]
Vanilla dietschianaEdwall: Sie kommt in den brasilianischen Bundesstaaten Espírito Santo, São Paulo sowie Santa Catarina vor.[9] Sie war 2003 als Dictyophyllaria dietschiana(Edwall) Garay in den monotypische Gattung DictyophyllariaGaray ausgegliedert worden, aber wurde 2010 durch Pansarin wieder zur Gattung Vanilla gestellt.[7][8]
Vanilla hartiiRolfe: Sie ist vom südlichen Mexiko über Zentralamerika, die beiden Inseln Dominica sowie Trinidad bis Französisch-Guyana, Guyana und Brasilien verbreitet.[9]
Vanilla martineziiSoto Arenas: Sie wurde 2010 aus Guatemala erstbeschrieben.[9]
Vanilla methonicaRchb. f. & Warsz.: Sie kommt in Kolumbien sowie Peru vor.[9]
Vanilla mexicanaMill.: Sie kommt südlichen Florida über die karibischen Inseln Kuba, Hispaniola, Jamaika bis zu den Kleinen Antillen sowie der Insel Trinidad bis zum nördlichen Südamerika (Venezuela, Kolumbien, Französisch-Guyana, Guyana, Suriname) vor.[9]
Vanilla montanaRidl.: Sie kommt auf der Malaiischen Halbinsel vor.[9]
Vanilla nigericaRendle: Sie kommt im südlichen Nigeria und in Kamerun vor.[9]
Vanilla norashikinianaGo & Raffi: Sie wurde 2017 von der Malaiischen Halbinsel erstbeschrieben.[9]
Vanilla ochyraeSzlach. & Olszewski: Sie wurde 1998 aus Kamerun erstbeschrieben.[9]
Vanilla odorataC.Presl: Sie ist vom südlichen Mexiko über Belize, Guatemala, Costa Rica, Honduras, Nicaragua sowie Panama bis Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivien bis Französisch-Guyana, Guyana, Suriname sowie Brasilien verbreitet.[9]
Vanilla organensisRolfe: Sie kommt im nordöstlichen Paraguay und in Brasilien vor.[9]
Vanilla oroanaDodson: Sie wurde 2003 aus der ecuadorianischen Provinz El Oro erstbeschrieben.[9]
Vanilla palmarum(Salzm. ex Lindl.) Lindl.: Sie ist von Kolumbien, Venezuela, Ecuador sowie Peru bis Französisch-Guyana, Guyana, Suriname sowie Brasilien verbreitet.[9]
Vanilla paludosaPansarin, J.M.Aguiar & A.W.C.Ferreira: Sie wurde 2012 aus dem brasilianischen Bundesstaat São Paulo erstbeschrieben.[9]
Vanilla parvifoliaBarb.Rodr.: Sie kommt im südlichen Brasilien und südlichen Paraguay vor.[9]
Vanilla paulistaFraga & Pansarin: Sie wurde 2017 aus dem brasilianischen Bundesstaat São Paulo erstbeschrieben.[9]
Vanilla penicillataGaray & Dunst.: Sie ist vom südöstlichen Kolumbien. Venezuela, Guyana sowie Suriname bis ins nördliche Brasilien verbreitet.[9]
Vanilla perrieriSchltr.: Sie kommt im westlichen sowie südlichen Madagaskar vor.[9]
Vanilla phalaenopsisRchb. f. ex Van Houtte: Sie kommt nur auf den Seychellen vor.[9]
Vanilla planifoliaAndrews: (Gewürzvanille oder Echte Vanille). Sie kommt ursprünglich vom südlichen Mexiko über Zentralamerika bis Kolumbien vor. Sie ist in vielen tropischen Gebieten ein Neophyt vor.[9] Sie wird in vielen tropischen Ländern angebaut.[9]
Vanilla poitaeiRchb. f.: Sie kommt auf den karibischen Inseln Bahamas, Kuba, Hispaniola und Puerto Rico vor.[9]
Vanilla polylepisSummerh.: Sie ist von Kenia und Angola über die Demokratische Republik Kongo, Tansania, Malawi sowie Sambia bis Simbabwe verbreitet.[9]
Vanilla pompona subsp. grandiflora(Lindl.) Soto Arenas (Syn.: Vanilla grandifloraLindl.): Sie hat seit 2010 der Rang einer Unterart. Sie kommt auf der Insel Trinidad und ist im tropischen Südamerika verbreitet.[9]
Vanilla pompona subsp. pittieri(Schltr.) Dressler: (Syn.: Vanilla pittieriSchltr.): Sie hat seit 2010 der Rang einer Unterart. Sie kommt in Zentralamerika von Costa Rica, Honduras und Nicaragua bis Panama vor.[9]
Vanilla pomponaSchiede subsp. pompona: Sie kommt vom Bundesstaat Veracruz bis ins südliche Mexiko vor. Sie ist auf einigen karibischen Inseln ein Neophyt.[9]
Vanilla raabiiOrmerod & Cootes: Sie wurde 2013 von der Insel Luzon erstbeschrieben.[9]
Vanilla ramificansJ.J.Sm. (Syn.: Vanilla ramosaJ.J.Sm.): Sie kommt in Neuguinea inklusive der Insel Normanby vor.[9]
Vanilla ramosaRolfe: Sie kommt vom tropischen westlichen Afrika bis Westafrika vor.[9]
Vanilla ribeiroiHoehne: Sie kommt im südöstlichen Kolumbien, in Guyana und im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso vor.[9]
Vanilla rivasiiMolineros, R.T.González: Sie wurde 2014 aus Kolumbien erstbeschrieben.[9]
Der bekannteste und wirtschaftlich bedeutendste Vertreter ist die Gewürzvanille oder Echte Vanille (Vanilla planifolia). Aus den fermentierten Kapseln („Vanilleschoten“) dieser Pflanze wird das Gewürz Vanille gewonnen.
Etwa 15 Arten tragen aromatische Früchte. Einige andere Vanillearten wie die Tahiti-Vanille (Vanilla tahitensis und Vanilla pompona) werden kommerziell genutzt. Auch diese Vanilla-Arten können in der Küche verwendet werden. Da die Inhaltsstoffe jedoch etwas anders als bei der Echten Vanille zusammengesetzt sind, ist das Aroma nicht ganz so fruchtig. Die Tahiti-Vanille wird jedoch hauptsächlich zur Verwendung in Kosmetika genutzt.
Miguel A. Soto Arenas, Phillip Cribb:A new infrageneric classification and synopsis of the genus Vanilla Plum. ex Mill. (Orchidaceae: Vanillinae). In: Lankesteriana. Band9, Nr.3, 2010, S.379, doi:10.15517/lank.v0i0.12071 (ucr.ac.cr[PDF; 692kB]).
R. Porterès Le genere Vanilla et ses espèces.: pp. 94290. In: G. Bouriquet (Hrsg.): Le Vanillier et la Vanille dans le Monde.Enc. Biol. 46. Ed. Paul Lechevalier, Paris, 1954.
Emerson R. Pansarin: Taxonomic notes on Vanilleae (Orchidaceae: Vanilloideae): Vanilla dietschiana, a rare South American taxon transferred from Dictyophyllaria. In: Selbyana, Volume' 30, 2010, S. 198–202.
M. Oliur Rahman, Md. Abul Hassan: New angiospermic taxa for the flora of Bangladesh In: Bangladesh Journal of Plant Taxonomy, Volume 24, Issue 2, 2017. doi:10.3329/bjpt.v24i2.35112