Tennisstadion am Rothenbaum

Tenniskomplex in Hamburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tennisstadion am Rothenbaummap

Das Tennisstadion am Rothenbaum ist Bestandteil der Anlage von Tennisplätzen des Vereins „Der Club an der Alster“ in Hamburg. Es liegt nördlich der Hallerstraße, die die Stadtteile Harvestehude (nördlich) und Rotherbaum (südlich) trennt. In unmittelbarer Nähe lag südlich der ehemalige „Sportplatz am Rothenbaum“, auf dem der Hamburger SV von 1919 bis 1992 seine Fußballspiele ausgetragen hatte.

Schnelle Fakten Daten, Heimspielbetrieb ...
Tennisstadion am Rothenbaum
Der Center Court (2015)
Der Center Court (2015)
Daten
Ort Hallerstraße 89
Deutschland 20149 Hamburg, Deutschland
Koordinaten 53° 34′ 25,1″ N,  59′ 29,7″ O
Eigentümer Der Club an der Alster[1]
Betreiber Rothenbaum Sport GmbH
Renovierungen 2019–2020
Erweiterungen 1956, 1964, 1980, 1989, 1997
Oberfläche Rotsand
Architekt Peter P. Schweger
Kapazität 10.000 Plätze (seit 2020)
13.200 Plätze (1997–2019)
Heimspielbetrieb
Veranstaltungen
Lage
Tennisstadion am Rothenbaum (Hamburg)
Tennisstadion am Rothenbaum (Hamburg)
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Geschichte der Anlage

Eisbahn-Verein vor dem Dammthor

Im Juni 1886 beantragten Pöseldorfer Kaufleute den Bau einer Eisbahn (Spritzeisbahn) auf der Hälfte der Fläche der Wiesen zwischen dem Schultzweg (heute Hansastraße), Mittelweg und Eppendorfer Chaussee (heute Rothenbaumchaussee).[2] Im November wurde mit dem Bau begonnen.[3]

Zusätzlich zur Fläche für eine Spritzeisbahn wurden zwei Reihen mit je sechs nebeneinanderliegenden Tennisplätzen errichtet, deren Lage über Jahrzehnte kaum verändert wurde. Ab Anfang Mai 1887 konnte „Lawn-Tennis“ und „Crocket“ gespielt werden.[4] Betreiber der Eisbahn (im Winter) und der Tennisplätze (im Sommer) war der „Eisbahn-Verein vor dem Dammthor“. Die Nutzung der Anlage konnte durch den Erwerb eines jährlichen Abonnements erfolgen.

Mit Anzeigen in den Hamburger Tageszeitungen wurde im Winter auf die Zeiten zum Eislaufen aufmerksam gemacht. Da in Hamburg und Altona mehrere Flächen[5] und Eisbahnvereine um die Gunst der Schlittschuhläufer konkurrierten, wurde an einigen Tagen mit besonderen Veranstaltungen wie Feuerwerk und Musik, die von einer Kapelle gespielt wurde, geworben.

Für ein erstes Tennisturnier vom 29. bis 31. Mai 1891 auf der Anlage wurde mit einer Anzeige in den Hamburger Nachrichten geworben.[6] Im Mai 1894 fand das Pöseldorfer Lawn Tennis-Turnier statt.[7] Während eines Turnieres im September 1896 wurde die Damenkonkurrenz abgesagt, weil eine Kontrahentin fehlte.[8] Im Juni 1898 veranstaltete der Eisbahn-Verein vor dem Dammthor unter Leitung des Pöseldorfer Tennis-Vereins ein internationales Lawn-Tennis-Turnier.[9]

1903 wurde ein Hockeyplatz angelegt, der dem „Harvestehuder Hockey-Club“ zur Verfügung stand. Im Jahr 1906 standen den Abonnenten 29 Tennisplätze[10] zum Spielen zur Verfügung.[11]

Ein Vereinshaus des „Eisbahn-Vereins vor dem Dammthor“ wurde vor 1890 von dem Architekten Thielen[12] errichtet.[13] 1903 wurde es als Anbau um eine Herren-Garderobe, Schlittschuhschuppen und Arbeits- und Lagerräume und 1906 um einen Garderobenraum für Damen erweitert.[12] Zusätzlich wurden das Restaurant, ein Vorstandszimmer vergrößert und ein Klubzimmer gebaut, das dem „Harvestehuder Lawn-Tennis-Club“ zur Verfügung stand.[11]

Für den Eingang „Hansastraße“ des U-Bahnhofes Hallerstraße, der im Juni 1929 eröffnet worden war, wurde das Gelände an der Seite der Rothenbaumchaussee zurückverlegt. Ein Jahr später auf der ganzen Länge, als der Bau einer Tankstelle Rothenbaumchaussee/ Ecke Hansastraße genehmigt wurde.[14][15]

Im Oktober 1933 löste sich der zwischenzeitlich umbenannte „Tennis- und Eisbahn-Verein vor dem Dammtor“ auf. „Der Club an der Alster“ pachtete das Gelände unter Übernahme aller Verbindlichkeiten und mit der Auflage, einmal pro Jahr für ein Tennisturnier den Veranstaltern das Gelände zu überlassen.[16]

400-Meter-Laufstrecke

Ein Umstand, der völlig in Vergessenheit geraten war, ist eine ca. 400 Meter lange Laufstrecke,[17] die um die Tennisplätze angelegt war. Wenige Tage nach Eröffnung der Anlage veranstaltete der „Harvestehuder Sport-Club“ am 15. Mai die ersten Laufwettbewerbe, u. a. über 3000 m, 1610 m (ca. eine englische Meile), 1000 m, 100 m und 150 m.[18] In den Folgejahren fanden bis zu drei Leichtathletikveranstaltungen pro Jahr statt.[19] Bis 1912 lassen sich zahlreiche leichtathletische Wettbewerbe auf dieser Bahn nachweisen.

Erste deutsche Leichtathletik-Meisterschaften

Am 25. September 1898 wurden im Rahmen eines internationalen Sportfestes des „Harvestehuder Sport-Clubs“ und des „Hamburger Fussball-Clubs von 1888“ Wettbewerbe im 1500- und 200-m-Lauf auf der „Rennbahn“ ausgetragen, die als die ersten deutschen Meisterschaften anerkannt wurden.[20] Erster Deutscher Meister über 1500 m wurde Franz Duhne und über 200 m Paul Fischer.[21] In den Jahren zuvor waren Wettbewerbe als nationale Meisterschaften angekündigt oder ausgeschrieben, aber nicht anerkannt worden, da sich kein entsprechender nationaler Verband gegründet hatte: Die Wettbewerbe am 13. August 1893 über 100 Yards und über 1609 m,[22] und am 30. September 1895 „ein großes Herbst-Rennen für Herrenläufer“[23] über 100 Yards und 1609 m.[24] In den Jahren 1900, 1901, 1902 und 1903 wurden weitere Laufwettbewerbe auf dieser „Rennbahn“ ausgetragen, die als Deutsche Meisterschaften anerkannt wurden.

Tennisstadion oder Center Court

Der Club an der Alster betrieb in den 1950er Jahren 12 Tennisplätze, wovon 4 Plätze mit Tribünen unterschiedlicher Kapazität versehen waren. Der heute als „Tennisstadion“ oder „Center Court“ und früher als „Medenplatz“ bezeichnete Platz lag ca. 2 m tiefer als die übrigen. An zwei Längs- und einer Querseite waren mit Stufen versehene Erdwälle aufgeschüttet. Während der Turniere wurden zusätzliche Zuschauerplätze gebaut. Im Laufe der Jahre wurden die festen Tribünenkapazitäten stetig erweitert. Zu Beginn der 60er Jahre wurde auf der kurzen, nördlichen Seite des Center Courts, die noch ohne Zuschauerplätze war, eine Tribüne errichtet. Anfang der 80er wurden unterhalb der westlichen Tribünenseite Räumlichkeiten für Gastronomie, Verwaltung[25] und Umkleiden gebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten während der Meisterschaften die Turnierteilnehmer das Clubhaus genutzt. Ende der 80er Jahre war die Kapazität auf 10.000 Zuschauer erweitert worden. Gleichzeitig wurden neue Verwaltungsräumlichkeiten geschaffen, weshalb der Deutsche Tennis-Bund seinen Sitz nach Hamburg verlegte. Im oberen Bereich wurde ein großer Gastronomiebereich geschaffen. Dusch- und Umkleidebereiche wurden geschaffen.

1997 erhielt das Stadion eine Dachkonstruktion durch das Büro des Architekten Peter P. Schweger,[26] die sowohl Schutz bot als auch den Charakter einer Freiluftveranstaltung gewährleistete, dabei wurde das Stadion auf 13.200 Plätzen vergrößert.[27] Diese Konstruktion wurde im Jahr 2019 durch die Firma Alfred Rein Ingenieure GmbH instand gesetzt.[28]

Umbaupläne und Renovierungen (2018 bis 2020)

Von 2018 bis 2022 waren große Umbaumaßnahmen im Stadion und eine Modernisierung der gesamten Anlage geplant. Dabei sollte auch das aktuelle Stadion abgerissen und ein neueres, mit 7500 Sitzplätzen deutlich kleineres gebaut werden.[29] Die am Bau beteiligten Parteien konnten sich aber nicht auf ein gemeinsames Verfahren einigen, so dass vorerst das Stadion unverändert blieb.[30]

Im Januar 2019 wurde beschlossen, die Anlage für zehn Millionen Euro zu renovieren. Als erster Schritt wurde das marode Dach des Hauptplatzes erneuert sowie die Sitzbänke auf den Nebenplätzen saniert. Diese Arbeiten wurden im Juni desselben Jahres beendet. Nach dem Tennisturnier 2019 wurde die Zuschauerkapazität des Center Courts von etwa 13.200 auf rund 10.000 Plätze gesenkt.[31][32]

Am 3. September 2020 wurde der renovierte Center Court offiziell durch Sportsenator Andy Grote (SPD) wiedereröffnet. Neben der neuen Dachmembran mit 3000  und der ausgetauschten Bestuhlung wurden die Außenanlagen, die Umkleidekabinen und die Sanitärbereiche renoviert. Die Kosten der Umbauten trugen der Unternehmer Alexander Otto (acht Mio. Euro) sowie jeweils eine Mio. Euro die Stadt Hamburg und der DTB.[33]

Anderweitige Nutzung

Turnierveranstalter

Ein Jahr nach Fertigstellung der Tennisplätze am Rothenbaum wurde der „Eisbahn-Verein auf der Uhlenhorst“ gegründet. Hier wurden im August 1892 die ersten „Meisterschaften von Deutschland“ veranstaltet.[36] Um die Fortsetzung einer wenig erfolgversprechenden Konkurrenz der beiden Eisbahnvereine als Turnierveranstalter zu verhindern, konstituierte sich im Januar 1902 die „Hamburger Lawn-Tennis-Gilde“. Zum ersten Vorsitzenden wurde deren Initiator Carl August von der Meden (für den „Eisbahn-Verein auf der Uhlenhorst“), zum Stellvertreter Carl Maas (für den „Eisbahn-Verein vor dem Dammthor“), zum Schriftführer Friedrich Adolf Traun und weitere gewählt.[37] Nachdem die Meisterschaften von Deutschland einige Jahre in Bad Homburg veranstaltet worden waren, wurden sie ab 8. August 1902 zum ersten Mal unter der Führung der „Hamburger Lawn-Tennis Gilde“ auf der Anlage des „Eisbahn-Vereins auf der Uhlenhorst“[38] ausgespielt.[39] In den Folgejahren wurden die Meisterschaften im jährlichen Wechsel der beiden Eisbahn-Vereine ausgetragen. Da die Vereinsgebäude des „Eisbahn-Vereins auf der Uhlenhorst“ nicht mehr in „zeitgemäßem“ Zustand waren, wurde ab 1912 nur noch auf den Plätzen des „Eisbahn-Vereins vor dem Dammthor“ gespielt.[40]

Auf der Anlage wurden mit Ausnahme der Kriegs- und Nachkriegsjahre 1914–1919 und 1940–1947 durchgehend Tennisturniere ausgetragen. Im Jahr 1978 wurden die 72. Internationalen Tennismeisterschaften von Deutschland als letztes Turnier von der Hamburger Tennis-Gilde veranstaltet. Sie löste sich im Jahr 1979 auf.[41] Für die nächsten 10 Jahre war der Hamburger Tennis-Verband unter der Direktion von Heinz Brenner für die Durchführung der Turniere zuständig, anschließend der Deutsche Tennis Bund.[42] Michael Stich war von 2009 bis 2018 als Veranstalter verantwortlich.

Der Deutsche Tennis Bund vergab im Oktober 2022 die Herrenturniere für 5 Jahre ab 2024 an die belgische Agentur Tennium von Kristoff Puelinckx. Die Lizenz für die Damenturnier verblieb bei der österreichischen Agentur MatchMaker von Sandra und Peter-Michael Reichel, die als Nachfolger von Michael Stich seit 2019 die Turniere veranstaltet.

Galerie

Thumb
Blick in den Innenraum (2012)

Siehe auch

chronologisch

Commons: Am Rothenbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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