Shantideva
indischer Königssohn Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Shantideva (von Shanti: innerer Friede und Deva; Sanskrit: Śāntideva; Geburtsname: Shantivarman; auch: Bhusuku; tibetisch auch: zhi ba lha[1]; 7./8. Jahrhundert) war nach buddhistischer Überlieferung ein Königssohn aus Südindien, der in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts lebte und Mönch im Großkloster Nalanda wurde.
Shantideva gilt u. a. als Verfasser der beiden Werke „Bodhicharyavatara“ (Eintritt in den Weg der Erleuchtung) und des „Shikshasamuccaya“ (Sammlung der Regeln), die die Lebensführung und Ethik eines Bodhisattva thematisieren. Besonders das Bodhicharyavatara zählt zu den „Klassikern“ des Mahayana-Buddhismus.
Gemäß der Überlieferung wurde Shantideva in Saurastra – nördlich von Bodhgaya – als Sohn des Königs Kussalavarman und der Königin Vajrayogini geboren. Er gilt einerseits als erster König der bengalischen Deva-Dynastie (ca. 750 – 850), die in Samatata regierte und deren Hauptstadt Devaparvata war[2], andererseits als buddhistischer Meister, der völlig jenseits von Karma und Kleshas stehe, unsterblich sei und zu den „84 Mahasiddhas“[3] gehöre. Im tibetischen Buddhismus wird gelehrt, er habe durch tantrische (Vajrayana) Praxis auf Manjushri Verwirklichung erlangt und ein Schüler, der sich vertrauensvoll an Shantideva wende, könne auch heute noch von ihm betreut werden. Als buddhistischer Acharya wurde Shantideva gemäß der Überlieferung in den „Fünf großen Wissensgebieten“ – Vinaya, Prajnaparamita, Abhidharma, Madhyamaka und Pramana (vgl. Nyaya) – unterrichtet. Er soll sich besonders der Fürsorge von Schutzbedürftigen und Armen gewidmet haben. Ein bekanntes Zitat aus dem „Bodhicharyavatara“ ist:
„Für jene, die eine Insel suchen, sei ich eine Insel, für jene, die Licht brauchen, sei ich ein Licht, für jene, die eine Liegestatt brauchen, sei ich ein Bett, und für alle, die einen Diener wünschen, sei ich ihr Diener!“
Um das Leben Shantidevas ranken sich viele hagiographische Legenden, in denen er zumeist durch Demonstration „besonderer Fähigkeiten“ (Sanskrit: Siddhi) andere Menschen zum Buddhismus bekehrt. Davon unabhängig kann die Bedeutung des „Bodhicharyavatara“ im kulturellen und zeitgeschichtlichen Kontext der indischen Literatur kaum hoch genug eingestuft werden. Es wurde zu einem der wichtigsten Texte der Mahayana-Literatur, der für praktizierende Buddhisten von allergrößter Wichtigkeit war und ist. Man kann sagen, dass unter all den religiösen Schriften in der Überlieferung des Mahayana-Buddhismus die den Entwicklungsweg eines Bodhisattva skizzieren, Shantidevas „Eintritt in den Weg der Erleuchtung“ und Nagarjunas „Kostbarer Kranz“ die beiden Basistexte sind. Für Gelehrte und Philosophen markiert das neunte Kapitel (Weisheit; Sanskrit: Prajna) einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der buddhistischen Philosophie vom „Mittleren Weg“ (Sanskrit: Madhyamaka). Bis heute gilt das zehnte und letzte Kapitel (Widmung) als besonders glühender Ausdruck tiefreligiösen Empfindens in der Literatur des Mahayana-Buddhismus[5]. Der letzte Vers des zehnten Kapitels lautet:
„Ihm, durch dessen Güte mein Geist nur Gutes gebiert: Manjushri bezeige ich Verehrung. Ihnen, durch deren Güte meine Qualitäten sich entfalten: Diesen geistigen Lehrern bezeige ich ebenfalls Verehrung.“
Im Alter von sechs Jahren lernte Shantideva einen Yogi kennen, der ihn in die Meditationspraxis des Yidams Manjushri einweihte. Üblicherweise hatte jede Familie zu jener Zeit und Gegend einen „Hausheiligen“ und in der Familie Shantidevas war dies seit Generationen Manjushri – auch bekannt als Bodhisattva des Wissens und des Lernens. Als Resultat der Meditationsübung hatte Shantideva Visionen von Manjushri und soll dazu in der Lage gewesen sein, direkt von ihm Belehrungen zu erhalten. Später soll Shantideva noch bei Meister Ashvagosh[6] 12 Jahre lang eine besondere Manjushri Praxis ausgeführt haben, sowie die Erklärungen der 3 Körbe erhalten und Verwirklichung erlangt haben.
Am Abend vor Shantidevas Inthronisation sollte ihm traditionsgemäß heißes Wasser über den Kopf gegossen werden. Als er darüber klagte, entgegnete ihm seine Mutter, dass er als König viele Menschen bestrafen müsse und er dann die daraus resultierenden negativen Folgen in den Höllenbereichen (siehe auch Sechs Daseinsbereiche) zu erleiden habe. In der Nacht erschien Shantideva im Traum Manjushri. Dieser berührte ihn am Kopf und erklärte ihm, dies sei sein Thron, und nicht der Thron Shantidevas. Am Tag darauf soll Shantideva das Leben als Königssohn hinter sich gelassen haben.
„Ich habe nichts zu sagen, was nicht schon zuvor gesagt worden ist,
Und habe keinerlei Talent zum Schreiben von Versen
Und obwohl ich noch nicht mal daran denke, anderen zu helfen
Habe ich dies verfasst, um meinen eigenen Geist zu gewöhnen.“
Eine der bekanntesten Legenden zum Leben Shantidevas ist die Geschichte zur Entstehung des „Bodhicharyavatara“ in Nalanda.
Nachdem Shantideva lange außerhalb der gewöhnlichen Gesellschaft gelebt habe wurde er von Shinadeva als Bhikshu in Nalanda aufgenommen, wo er von den anderen Bhikshus als eine Art Taugenichts gesehen wurde, der nur schlief und aß, und sich auch an den Arbeiten, die für das Kloster zu verrichten waren, nicht beteiligte. Dadurch habe er großen Unwillen in seiner Gemeinschaft erregt, die keine Ahnung von seinen inneren Qualitäten gehabt habe, da er diese nicht gezeigt habe.[8] Um ihrem Ärger Luft zu machen und um ihn zu demütigen, wurde Shantideva dazu aufgefordert, nach Neujahr offizielle Dharmabelehrungen zu geben, in der Erwartung, dass er dies nicht könne.
Der Legende zufolge kam am Abend vor dem Vortrag allerdings Wind auf, der alles reinigte. Shantideva soll daraufhin den bis dahin unbekannten Text des „Bodhicharyavatara“ aus dem Stegreif vorgetragen haben.
Als er zum 9. Kapitel über Weisheit kam, stieg er laut der Legende in den Himmel auf[5][9], während er die Versammlung der Mönche weiter belehrte.
Beim 10. Kapitel Widmung soll er den Blicken[10] entschwunden sein, und man habe nur noch seine Stimme hören können.
Danach habe Shantideva Nalanda verlassen. Obwohl er nicht nach Nalanda zurückgekehrt sei, habe er Diskrepanzen bezüglich seiner Lehren geklärt, indem er auf Schriftstücke verwiesen habe, die er in seinem Zimmer über dem Türbalken in Nalanda gelassen habe.
„„Die Lebensführung zur Erleuchtung“ habe ich gründlich verfasst. Dank dieser guten Tat mögen alle Wesen ihr Leben zur Erleuchtung führen.“
„Solange der unermeßliche Raum Bestand hat
und solange noch empfindende Wesen da sind,
möge auch ich ausharren,
um das Elend der Welt zu verringern.“
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