Entlang der gesamten West- und Südgrenze rücken deutsche Truppen in die Republik Polen vor.[3]
Aufruf des polnischen Staatspräsidenten Mościcki: „In der heutigen Nacht begann …, dass das ganze Volk sich in der Verteidigung seiner Freiheit, um den Oberbefehlshaber und die Streitkräfte konzentriert … zum vollen Sieg.“
Beginn des massiven Beschusses der Westerplatte, eines polnischen militärischen Munitionslagers am Rand der damals vom Völkerbund verwalteten Stadt. Es folgen Infanterieangriffe. Oft wird der Angriff als eine der ersten militärischen Aktionen im Zweiten Weltkrieg bezeichnet. An die polnischen Verteidiger des Depots erinnert heute das 1966 eingeweihte Westerplatte-Denkmal.
In der Stadt werden Polen von Angehörigen der NSDAP nach vorbereiteten Listen verhaftet.
Mit Kriegsbeginn übernahm Albert Forster als das durch ein angebliches „Senatsgesetz“ ernanntes Staatsoberhaupt und als Gauleiter unter Aufhebung der Danziger Verfassung die gesetzgebende Gewalt im Stadtgebiet. Durch ein so genanntes Staatsgrundgesetz vom gleichen Tage erklärte er das Gebiet der Freien Stadt Danzig zum Bestandteil des Deutschen Reiches.
Am selben Tag wird Danzig vom Deutschen Reich durch ein Reichsgesetz in der Sitzung des Reichstages annektiert und der Hochkommissar des Völkerbundes, Carl Jacob Burckhardt, ausgewiesen.
Gleiwitz: Nach dem von der SS fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz, die sich als polnische Partisanen verkleidet haben, wird das Vorrücken der Wehrmacht hier gefilmt, dafür wird auch ein Schlagbaum medienwirksam beseitigt, obwohl in unmittelbarer Nähe Straßen ohne Grenzanlagen nach Polen führen.
Berlin: Um 10.10 Uhr erklärt Reichskanzler Hitler in einer im Rundfunk reichsweit direkt übertragenen und auch für die Kino-Wochenschauen gefilmten Rede vor dem Reichstag seine angeblichen Gründe für den Krieg. Dabei ist Hitlers Zeitangabe der Aktionen, 5.45 Uhr, ein Versprecher oder ein Fehler, da bereits etwa eine Stunde vorher Feindseligkeiten erfolgt waren.
In einer Verhaftungswelle, der Kriegs-Sonderaktion der Gestapo im gesamten Reich werden zahlreiche ehemals führende Vertreter der zerschlagenen Oppositionsparteien und Gewerkschafter in Konzentrationslager gebracht und ohne Rechtsgrundlage inhaftiert.
Als neue Institution der Zivilverteidigung werden in den 18 Wehrkreisen die NSDAP-Gauleiter per Verordnung zu Reichsverteidigungskommissaren ernannt.
Slowakische Republik: Das seit dem September 1938 existente Staatsgebilde, eine vom Deutschen Reich abhängige Diktatur, wirkt wirtschaftlich (Rüstung) und als militärischer Verbündeter der Achsenmächte am deutschen Angriff auf Polen mit.
Prag, Tschechoslowakei/das nun so genannte Protektorat Böhmen und Mähren: 250 Kinder werden an der Abreise aus Prag gehindert. Sie stammen zumeist aus jüdischen Familien und werden u.a. von dem Briten Nicholas Winton aus Sorge vor deutschen Übergriffen evakuiert, wie er es zuvor für 669 andere Kinder tat. Insgesamt gelangten aus Europa bis September 1939 etwa 10.000 jüdische Kinder ins Exil (Kindertransporte).[4] Eine Fortsetzung ist wegen des Kriegszustands nicht möglich.
Belgien (gleichzeitig Mobilmachung) und Jugoslawien: erklären ihre Neutralität
Italien: erklärt sich als „nicht kriegführend“ (unter Mussolini).
Deutschland: der tägliche Wehrmachtsbericht im Radio gibt der Bevölkerung ab sofort während des gesamten Kriegs durch das Oberkommando der Wehrmacht (letztlich von Hitler selbst) ausgesuchte knappe Informationen über Kampfhandlungen.
Zum Kriegsbeginn werden fünf Propagandakompanien vor allem für Bildmaterial eingesetzt. Sie sind zunächst den Nachrichtentruppen, später dem OKW, unterstellt.
Sonntag, 3. September
Frankreich und Großbritannien: fordern Deutschland ultimativ zum sofortigen Rückzug aus Polen auf. Anderenfalls würden sie dem Großdeutschen Reich den Krieg erklären. Die Kriegserklärung erfolgt noch am selben Tag. Der britische Botschafter in Berlin, Nevile Henderson, übergibt um neun Uhr dem deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop das auf elf Uhr befristete britische Ultimatum, das den britischen Kriegseintritt ankündigt.
Östlicher Atlantik: Der britische Passagierdampfer Athenia wird von dem deutschen U-Boot U30 ohne Vorwarnung versenkt (122 Tote). Ziele der auslaufenden Athenia waren Quebec und Montreal. In den nächsten Tagen wird Propagandaminister Goebbels die Versenkung wider besseres Wissen des OKW den Engländern anlasten und behaupten, es habe sich um eine „Provokation“ gehandelt.
Die britische Regierung erklärt eine Seeblockade gegen Deutschland.
Australien und Neuseeland: Beide Regierungen erklären dem Deutschen Reich den Krieg.
Polen: Am später so genannten „Bromberger Blutsonntag“ kommt es am 3. und 4. September in Bydgoszcz (deutscher Name: Bromberg) zwischen der polnischstämmigen Bevölkerung und der dortigen deutschsprachigen Minderheit zu einem bewaffneten Konflikt mit vielen zivilen Toten (insbesondere der Minderheit), der von der deutschen Propaganda im weiteren Verlauf des Krieges genutzt wird.[5]
Deutschland, im annektierten Gebiet von Danzig:
Von 1.500 willkürlich verhafteten Zivil-Personen des ersten Kriegstages wurden durch den SS-Sturmbann Eimann ca. 150 bis 200 Personen ausgesucht, die am 2. September 1939 aus dem Lager Victoria-Schule nach Stutthof gebracht wurden. Am 3. werden sie zu Arbeiten an den Gebäuden des ehemaligen Altenheims und künftigen Gefangenenlagers gezwungen. Von den mehreren hundert Juden aus Danzig, die etwa bis Mitte September 1939 hier eingesperrt wurden, starben die meisten binnen weniger Wochen. Das Lager wird später das Konzentrationslager Stutthof. Der SS-Sturmbann Eimann ist eine bewaffnete SS-Einheit, die im Sommer 1939 in Danzig von NS-Anhängern gebildet wurde.
Die südpolnische Stadt Oświęcim (westlich von Krakau) wird von deutschen Truppen eingenommen und einen Monat später direkt vom Deutschen Reich unter dem Namen Auschwitzannektiert. Bis 1945 Standort eines großen und fast ständig vergrößerten Konzentrationslagers und vieler Nebenlager wird es vielfach als eine Todesfabrik beschrieben. Die Stadt selbst und einige Orte in der direkten Umgebung werden weitgehend entvölkert. Hier entstehen 1941 das VernichtungslagerKZ Auschwitz-Birkenau mit vier Gaskammergebäuden, Hunderten Gefangenen-Baracken und ein großes Chemiewerk. Die Zahl der Todesopfer übersteigt allein hier über 1 Million Menschen.
Der deutsche Vormarsch erreicht ungefähr eine Linie nördlich von Kraków (dt. Krakau) quer durch Polen.
USA und Japan: erklären ihre Neutralität im europäischen Krieg.
Deutschland: Die Verordnung gegen Volksschädlinge, auch Volksschädlingsverordnung (VVO), wird erlassen und am 6. des Monats publiziert. Sie erweitert den Strafrahmen vieler Vergehen um die Todesstrafe.
Rumänien: Das bis dahin mit Polen verbündete Königreich Rumänien unter Carol II. erklärte sich angesichts des raschen deutschen Vorrückens und ausbleibender Eingriffe der Westmächte als neutraler Staat.
Vier Tage nach Beginn der deutschen Bombardierung von Łomża beginnen dort Bodenkämpfe (Bitwa pod Łomżą).
Der Bild- und Filmberichterstatter Julien Bryan kommt mit einem Zug im noch nicht eingeschlossenen Warschau an und kann dort bis 21.9. authentische Film- und Fotoaufnahmen machen, die bald in den USA gedruckt und gezeigt werden (u.a. den Kurzfilm Siege (frz. für Belagerung), 11 Min), der 1940 in den USA für den Oscar in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ nominiert wird. Von Bryan stammten 1938 auch die Berichte Inside Nazi Germany.
Samstag, 9. September
Deutschland: Französische Truppen führen als Reaktion und zur Erkundung der deutschen Widerstandslinien die „Opération Sarre“ (Saar-Angriff) an der Südwestgrenze durch und besetzen ohne Gegenwehr einige Grenzdörfer in der Rheinpfalz. Die Wehrmacht leistet dort befehlsgemäß keinen Widerstand.
Polen: Der fünfte Tag der Schlacht bei Wizna endet mit dem Sieg der deutschen Truppen. Damit ist die polnische Verteidigungslinie an der Narew überwunden und die vollständige Besetzung Polens kaum noch zu verhindern.
Montag, 11. September
Polen: Die Wehrmacht besetzt die am Vortag von den polnischen Verteidigern verlassene Stadt Łomża an der Grenze zu Ostpreußen.
Dienstag, 12. September
Deutschland: der Generalquartiermeister des Wehrmacht-Heeres Eugen Müller erlässt die „Verordnung über den Waffenbesitz“; dadurch werden hinter der deutschen Front in Polen kämpfende reguläre polnische Soldaten zu Partisanen erklärt.
Donnerstag, 14. September
Deutschland, Nordatlantik: U 39 ist das erste deutsche U-Boot, das im Zweiten Weltkrieg, auf einer Position südwestlich des neutralen Irlands beim erfolglosen Angriff auf den britischen FlugzeugträgerArk Royal, versenkt wird.
Freitag, 15. September
Sowjetunion: Die Waffenstillstandsvereinbarung (Molotov-Togo-Abkommen) nach den Kämpfen im japanisch-sowjetischen Grenzgebiet sichert der Sowjetunion die Waffenruhe ab dem 16. September im fernen Osten zu.
Polen:
erste deutsche Truppen erreichen die Vororte von Warschau.
Sowjetunion: Die Sowjetregierung teilt dem polnischen Botschafter Waclaw Grzybowski in Moskau mit, dass sie die Republik Polen als nicht mehr existent ansehe. Damit spricht sie ihm gleichbedeutend eine Kriegserklärung an das Land aus.
In einem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt (23. August 1939) war eine Demarkationslinie vereinbart worden, die die jeweiligen Interessengebiete abgrenzt und jetzt das Ziel des Einmarsches ist (Karte). Josef Stalin erklärt, der Einmarsch sowjetischer Truppen diene dem Schutz der dort lebenden Ukrainer und Belarussen vor dem deutschen Einmarsch.
Das deutsche U-BootU 29 versenkt den Flugzeugträger Courageous im Atlantik westlich vom Ärmelkanal. Er sinkt mit 518 Mann der Besatzung, 741 Seeleute werden von einem Passagierschiff gerettet. Die Courageous ist das erste britische Kriegsschiff, das im Zweiten Weltkrieg verloren geht.
Montag, 18. September
Polen/Rumänien: die polnische Regierung versucht über Rumänien ins Exil zu gelangen. Sie wird dort interniert.
Beginn der Schlacht von Tomaszów Lubelski (1. Phase), größte Panzerschlacht in diesem Krieg
Polen: Ende der 1. Phase der Schlacht von Tomaszów Lubelski (Kapitulation der Krakau-Armee)
Donnerstag, 21. September
Rumänien: der Ministerpräsident Armand Călinescu (* 4. Juni 1893) wird in Bukarest wird von einem Mitglied der Pro-NS-Gruppierung Eiserne Garde ermordet.
Polen: Polnische Militärs gründen die Untergrundbewegung Służba Zwycięstwu Polsce (Polnischer Untergrundstaat).
Donnerstag, 28. September
Polen: Die Schlacht um Warschau endet nach zehn Tagen in der vierten Kriegswoche mit der deutschen Besetzung der Stadt Warschau. Die Verluste der Belagerung betrugen auf polnischer Seite 6.000 tote und 16.000 verwundete Soldaten, ca. 100.000 gingen in deutsche Gefangenschaft. 25.800 Zivilisten wurden getötet und über 50.000 verletzt.
Deutschland und Sowjetunion: sie schließen offiziell den Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag ab, der die „freiwillige“ Umsiedlung von deutschen Minderheiten (Bessarabiendeutsche, Deutsch-Balten und Bukowinadeutsche) aus der Sowjetunion vorsieht. Die bereits vereinbarte Demarkationslinie wird dabei etwas verändert, angeblich um eine klarere ethnische Aufteilung der Gebiete zu erreichen.
Sowjetunion: sie erzwingt von Estland als erstem der drei baltischen Staaten die Unterzeichnung eines Beistandspakts, der auf eine Besetzung des Landes mit sowjetischen Truppen hinausläuft.
Freitag, 29. September
Polen:
Kapitulation der polnischen Festung Modlin (westlich von Warschau, Verteidigung vom 13. – 29.9.)