Gattung der Familie Reoviridae Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel behandelt die allgemein die Gattung Rotavirus; für beim Menschen vorkommenden Subtypen siehe Humane Rotaviren.
Die Gattung Rotavirus umfasst Viren der Familie Sedoreoviridae in der Ordnung Reovirales mit einem Genom aus elf Segmenten einer doppelsträngigen RNA (dsRNA). Rotaviren besitzen sehr komplexe Viruspartikel (Virionen), die aus zwei konzentrischen Kapsiden und einer inneren Corestruktur bestehen; dies wird auch als dreischichtige Kapsidstruktur bezeichnet. Zwischen äußerem und innerem Kapsid sind in TEM-Aufnahmen Proteinbrücken und Kanäle zu erkennen, die in der Negativkontrastierung radähnlich erscheinen. Von diesem Aussehen ist auch der Name der Gattung (von lateinisch rota „Rad“) abgeleitet.[3]
Rotaviren wurden erstmals in den 1950er Jahren als Erreger einer Diarrhoe bei der Maus identifiziert, seither fand man sie bei mehreren Säugetieren und Vögeln. Für den Menschen sind Subtypen aus drei Rotavirusspezies bekannt, die man als Humane Rotaviren zusammenfasst.
Schnelle Fakten Rotavirus, Systematik ...
Rotavirus
Rotaviren in einer TEM-Aufnahme (Längenmaßstab 100nm)
Einen ähnlichen Aufbau mit zwei konzentrischen Schalen haben auch die Viren der Gattungen Coltivirus und Orbivirus (letztere beispielsweise mit Spezies Blauzungenvirus), beide in derselben Familie Sedoreoviridae (früher: Unterfamilie Sedoreovirinae).[4]
Die Gattung Rotavirus wird in neun Spezies (A-J) eingeteilt.[5] Spezies E wurde noch nicht als eigenständige Spezies bestätigt. Als eines der wichtigsten Definitionskriterien einer Rotavirus-Spezies gilt, dass nur zwischen den Subtypen ein Reassortment stattfinden kann, nicht jedoch zwischen einzelnen Spezies. Sie bilden somit einen einheitlichen Genpool, der mittels Antigenshift und Antigendrift neue Subtypen bilden kann. Bei Sequenzvergleichen des Coreproteins VP2 erscheinen die Spezies Rotavirus A und C als eng verwandt, während Rotavirus B deutliche Sequenzunterschiede aufweist.
R. F. Ramig et al.: Genus Rotavirus. In: C. M. Fauquet, M. A. Mayo et al.: Eighth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses. London, San Diego 2005, ISBN 0-12-249951-4, S. 484–496
Robert D. Shaw und Harry B. Greenberg: Rotaviruses (Reoviridae). In: Allan Granoff, Robert G. Webster (Hrsg.): Encyclopedia of Virology. San Diego, 1999 (Band 1–3), ISBN 0-12-227030-4, Band 3, S. 1576–1592
J. Matthijnssens et al.: Full genomic analysis of human rotavirus strain B4106 and lapine rotavirus strain 30/96 provides evidence for interspecies transmission. J. Virol. (2006) 80(8): S. 3801–3810, PMID 16571797
J. A. Lawton et al.: Three-dimensional structural analysis of recombinant rotavirus-like particles with intact and amino-terminal-deleted VP2: implications for the architecture of the VP2 capsid layer. J. Virol. (1997) 71(10): S. 7353–7360, PMID 9311813, PMC192080 (freier Volltext)
Cornelia Henke-Gendo:Virale Gastroenteritiserreger. In: Sebastian Suerbaum, Gerd-Dieter Burchard, Stefan H. E.Kaufmann, Thomas F. Schulz (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3-662-48678-8, S.513ff., doi:10.1007/978-3-662-48678-8_65.
Houssam Attoui et al.:Coltiviruses and seadornaviruses in North America, Europe, and Asia. In: Emerging Infectious Diseases. Band11, Nr.11, November 2005, S.1673–1679, doi:10.3201/eid1111.050868, PMID 16318717, PMC3367365 (freier Volltext) – (englisch).