ATEX ist ein weit verbreitetes Synonym für die ATEX-Richtlinien der Europäischen Union. Die Bezeichnung ATEX leitet sich aus der französischen Abkürzung für ATmosphères EXplosives ab. ATEX umfasst aktuell zwei Richtlinien auf dem Gebiet des Explosionsschutzes, nämlich die ATEX-Produktrichtlinie 2014/34/EU und die ATEX-Betriebsrichtlinie 1999/92/EG.

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Grundlegendes zu den ATEX-Richtlinien

Schnelle Fakten Richtlinie 94/9/EG, Regelung ist außer Kraft getreten. ...
Flagge der Europäischen Union

Richtlinie 94/9/EG

Titel: Richtlinie 94/9/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. März 1994 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen
Bezeichnung:
(nicht amtlich)
ATEX-Richtlinie
Geltungsbereich: EWR
Rechtsmaterie: Gefahrenabwehrrecht
Grundlage: EG-Vertrag, insbesondere Artikel 100a und Artikel 189b
Verfahrensübersicht: Europäische Kommission
Europäisches Parlament
IPEX Wiki
Datum des Rechtsakts: 23. März 1994
Veröffentlichungsdatum: 19. April 1994
Inkrafttreten: 9. Mai 1994
In nationales Recht
umzusetzen bis:
1. März 1996
Ersetzt durch: Richtlinie 2014/34/EU
Außerkrafttreten: 20. April 2016
Fundstelle: ABl. L 100, 19. April 1994, S. 1–29
Volltext Konsolidierte Fassung (nicht amtlich)
Grundfassung
Regelung ist außer Kraft getreten.
Hinweis zur geltenden Fassung von Rechtsakten der Europäischen Union
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Die Europäische Union (EU) und ihre Vorgängerorganisationen (EG und EWG) haben mittlerweile zahlreiche Beschlüsse zur Harmonisierung des Europäischen Binnenmarktes auf den Weg gebracht. Die Hauptaufgabe ist es, den freien, ungehinderten Warenverkehr innerhalb der EU zu gewährleisten.[1] Hierzu wurden zahlreiche unharmonisierte nationale Vorschriften vereinheitlicht und zusammengefasst und anschließend in Europäische Normen überführt. Die ATEX-Richtlinien sind solche europäischen Richtlinien und wurden ursprünglich im Jahr 1994 als Richtlinie 94/9/EG veröffentlicht.[2] 2014 erschien sie als Richtlinie 2014/34/EU[3] in einer Neufassung zwecks Harmonisierung mit dem Neuen Rechtsrahmen (New Legislative Framework – NLF).

Die Richtlinie deckt Geräte und Schutzsysteme ab, welche in explosionsgefährdeten Bereichen Verwendung finden sollen.[2][3]

Die ATEX-Richtlinien 2014/34/EU und 1999/92/EG richten sich an die EU-Mitgliedstaaten sowie die anderen Staaten des Europäischen Wirtschaftsraumes.[4] Diese sind somit verpflichtet, in ihrer nationalen Gesetzgebung mindestens die in der Richtlinie definierten Standards in nationales Recht umzusetzen.

ATEX-Leitlinien

Die ATEX-Leitlinien dienen zur Unterstützung bei der Umsetzung der Richtlinien.[5] Sie werden von Generaldirektionen der Europäischen Kommission (ursprünglich Generaldirektion Unternehmen und Industrie, inzwischen der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU) in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten, der europäischen Industrie, europäischen Normungsgremien (CEN, CENELEC) und sogenannten benannten Stellen (in Deutschland z. B. BAM, PTB oder verschiedene TÜV) ausgearbeitet.[6][7][8][9][10][11]

ATEX-Produktrichtlinie 2014/34/EU

Schnelle Fakten Richtlinie 2014/34/EU, Regelung muss in nationales Recht umgesetzt worden sein. ...
Flagge der Europäischen Union

Richtlinie 2014/34/EU

Titel: Richtlinie 2014/34/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Februar 2014 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen
Bezeichnung:
(nicht amtlich)
ATEX-Richtlinie
Geltungsbereich: EWR
Rechtsmaterie: Gefahrenabwehrrecht
Grundlage: AEUV, insbesondere Artikel 114
Verfahrensübersicht: Europäische Kommission
Europäisches Parlament
IPEX Wiki
Datum des Rechtsakts: 26. Februar 2014
Veröffentlichungsdatum: 29. März 2014
Inkrafttreten: 18. April 2014
Ersetzt: Richtlinie 94/9/EG
In nationales Recht
umzusetzen bis:
19. April 2016
Fundstelle: ABl. L 96, 29. März 2014, S. 309–356
Volltext Konsolidierte Fassung (nicht amtlich)
Grundfassung
Regelung muss in nationales Recht umgesetzt worden sein.
Hinweis zur geltenden Fassung von Rechtsakten der Europäischen Union
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Die Richtlinie 2014/34/EU des Europäischen Parlaments und des Rates zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen (auch inoffiziell als „ATEX-Produktrichtlinie“ oder „ATEX 114“ bezeichnet, wegen des relevanten Art. 114 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union) legt die Regeln für das Inverkehrbringen von Produkten fest, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden. Mit dieser Richtlinie wurden erstmals auch die nicht-elektrischen Geräte mit einbezogen. So können z. B. drehende Kupplungen durch unzulässige hohe Erwärmung zu Zündgefahren führen.

Hauptzweck der Richtlinie ist der Schutz von Personen, die in explosionsgefährdeten Bereichen arbeiten oder die von Explosionen betroffen sein könnten. Die Richtlinie enthält in Anhang II die grundlegenden Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen, die vom Hersteller zu beachten sind und durch entsprechende Konformitätsbewertungsverfahren nachzuweisen sind. Daneben ist die Beseitigung technischer Handelshemmnisse ein wichtiger Erwägungsgrund.

Seit dem 30. Juni 2003 dürfen nur solche Geräte, Komponenten und Schutzsysteme für die Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen in Verkehr gebracht werden, die der ATEX-Produktrichtlinie entsprechen. Bis zum 20. April 2016 war dabei noch die Richtlinie 94/9/EG (auch inoffiziell als „ATEX 95“ bezeichnet, wegen des relevanten Art. 95 des EG-Vertrages über den freien Warenverkehr) anzuwenden, danach die Richtlinie 2014/34/EU.

Diese Europäische Richtlinie wurde in Deutschland durch die Explosionsschutzprodukteverordnung (11. ProdSV) in nationales Recht umgesetzt.

Begriffserklärungen

  • Geräte und Komponenten
    • Als „Gerät“ gelten Maschinen, Betriebsmittel, stationäre oder ortsbewegliche Vorrichtungen, Steuerungs- und Ausrüstungsteile sowie Warn- und Vorbeugungssysteme, die einzeln oder kombiniert zur Erzeugung, Übertragung, Speicherung, Messung, Regelung und Umwandlung von Energie und zur Verarbeitung von Werkstoffen bestimmt sind und die eigene potentielle Zündquellen aufweisen und dadurch eine Explosion verursachen können.
    • Als „Komponenten“ werden solche Bauteile bezeichnet, die für den sicheren Betrieb von Geräten und Schutzsystemen erforderlich sind, ohne jedoch selbst eine autonome Funktion zu erfüllen.

Gerätegruppen

Weitere Informationen Gruppe I (Gerätegruppe I), Kategorie M1 ...
Gruppe I (Gerätegruppe I)
Geräte zur Verwendung in Bergbau-/Übertage-/Untertagebetrieben
 Kategorie M1Kategorie M2
Anforderung sehr hohe Sicherheithohe Sicherheit
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Weitere Informationen Gruppe II (Gerätegruppe II), Kategorie 1 ...
Gruppe II (Gerätegruppe II)
Geräte zur Verwendung in explosionsgefährdeten Staub- und Gasatmosphären
Kategorie 1 Kategorie 2 Kategorie 3
Gefahr ständig, häufig oder über längere Zeit gelegentlich selten und kurzzeitig
Anforderung sehr hohe Sicherheit hohe Sicherheit normale Sicherheit
Zone Zone 0Zone 20Zone 1Zone 21Zone 2Zone 22
Stoffgruppe GDGDGD
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G=Gas, D=Staub

Weitere Informationen Gruppe III (Gerätegruppe II), IIIA ...
Gruppe III (Gerätegruppe II)
Geräte zur Verwendung in explosionsgefährdeten Staubatmosphären
IIIA IIIB IIIC
Unterteilung brennbare Flusen nicht leitfähiger Staub leitfähiger Staub
Zone Zone 20, 21, 22 Zone 20, 21, 22 Zone 20, 21, 22
Stoffgruppe D D D
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Die Gerätegruppe bezieht sich auf den nationalen Anhang ZY der DIN EN 60079-0. Geräte einer bestimmten Kategorie dürfen nur für bestimmte Zonen eingesetzt werden z. B. Geräte der Kategorie 2 nur für die Zone 1, 2 (bei Gasen oder Dämpfen) bzw. für die Zonen 21, 22 (für Stäube).

  • Gasgruppe

Gase und Dämpfe werden aufgrund ihrer besonderen Zündfähigkeit in drei Gasgruppen (IIA, IIB und IIC) eingeteilt. Die Gefährlichkeit nimmt dabei von Gasgruppe IIA bis IIC zu. (Die höhere Gasgruppe z. B. IIC schließt die jeweils niedrigeren IIB und IIA ein.)

Temperaturklassen

Geräte und Betriebsmittel dürfen in einer explosionsfähigen Atmosphäre nur betrieben werden, wenn deren maximale Oberflächentemperaturen unterhalb der Zündtemperatur des umgebenden explosionsfähigen Gemisches bleiben. Zur einfachen Beurteilung wurden Temperaturklassen definiert, in welche die Geräte entsprechend der maximal erreichbaren Temperatur eingeteilt werden. In der Tabelle sind typische Gase und Dämpfe aufgeführt, deren Zündtemperatur in der jeweiligen Temperaturklasse unterschritten und damit eine Oberflächentemperaturzündung ausgeschlossen wird.

Für die Temperaturklassen gelten folgende maximal zulässige Oberflächentemperaturen an den Geräten:

Weitere Informationen Klasse, max. Oberflächentemperatur ...
Klassemax. OberflächentemperaturZündtemperaturen typischer Stoffe
T1450 °CPropangas 510 °C, Erdgas 650 °C
T2300 °CAcetylen 305 °C
T3200 °CBenzin 260–450 °C, Diesel 220 °C
T4135 °CDiethylether 170 °C
T5100 °C-
T685 °CSchwefelkohlenstoff 95 °C
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Betriebsmittel, die für eine „strengere“ Temperaturklasse zugelassen sind, können auch in Bereichen eingesetzt werden für die theoretisch eine Temperaturklasse mit geringeren Anforderungen genügt. So ist z. B. ein Gerät mit Temperaturklasse T4 (max. Oberflächentemperatur 135 °C) auch geeignet für einen Einsatzort an dem Benzindämpfe auftreten (Zündtemperatur 260 °C), nicht jedoch für einen Bereich in dem Schwefelkohlenstoff eingesetzt wird (Zündtemperatur 95 °C). Geräte mit Temperaturklasse T6 sind dementsprechend auch für alle anderen Temperaturbereiche geeignet.

Temperaturangaben Stäube: Die Einteilung von Stäuben in Temperaturklassen gibt es nicht, da bei Stäuben ein Sicherheitsabstand zwischen der Oberflächentemperatur und der Zündtemperatur einzuhalten ist. Bei Stäuben wird statt der Temperaturklasse die maximal zulässige Oberflächentemperatur (z. B. 300 °C) des Betriebsmittels angegeben.

Gegenüber elektrischen Geräten, erzeugen „nicht-elektrische“ Produkte wie z. B. Kupplungen im Betrieb selbst keine hauptsächliche Temperatur, sondern übertragen die Prozesstemperatur. Deshalb wird hier häufig [ TX ] verwendet.

ATEX-Betriebsrichtlinie 1999/92/EG

Die Richtlinie 1999/92/EG (auch inoffiziell „ATEX-Betriebsrichtlinie“ oder „ATEX 137“ bezeichnet, wegen des relevanten Art. 137 des EG-Vertrages) definiert die Mindestvorschriften zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit der Arbeitnehmer, die durch eine explosionsfähige Atmosphäre gefährdet werden können. Diese Richtlinie wurde 2002 im Rahmen der Betriebssicherheitsverordnung in deutsches, bzw. durch die Verordnung explosionsfähige Atmosphären (VEXAT) in österreichisches Recht umgesetzt. Diese Richtlinie enthält grundlegende Sicherheitsanforderungen, die der Betreiber/Arbeitgeber umzusetzen hat. Dazu gehören:

  • Vermeidung oder Einschränkung der Bildung explosionsfähiger Atmosphäre (primärer Explosionsschutz)
  • Vermeidung wirksamer Zündquellen (sekundärer Explosionsschutz)
  • Beschränkung der Auswirkung einer eventuellen Explosion auf ein unbedenkliches Maß (tertiärer oder konstruktiver Explosionsschutz)

Der Arbeitgeber hat im Rahmen seiner Gefährdungsbeurteilung ein Explosionsschutzdokument zu erstellen und Bereiche mit gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre in Zonen einzuteilen.

Benennung explosionsgefährdeter Bereiche
laut EG-Richtlinie 1999/92/EG, Anhang I[12]
ständig, über lange Zeiträume oder häufig vorhanden. … bei Normalbetrieb gelegentlich vorhanden. … bei Normalbetrieb normalerweise nicht oder aber nur kurzzeitig vorhanden.
Explosionsfähige Atmosphäre als Gemisch aus Luft und brennbaren Gasen, Dämpfen oder Nebeln Zone 0 Zone 1 Zone 2
Explosionsfähige Atmosphäre in Form einer Wolke aus in der Luft enthaltenem brennbarem Staub Zone 20 Zone 21 Zone 22

Siehe auch

Wiktionary: ATEX – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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