Orgosolo
italienische Gemeinde auf Sardienien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Orgosolo (sardisch Orgòsolo) ist eine Gemeinde in der sardischen Provinz Nuoro in Italien mit 3971 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022).
Orgosolo | ||
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Staat | Italien | |
Region | Sardinien | |
Provinz | Nuoro (NU) | |
Lokale Bezeichnung | Orgòsolo | |
Koordinaten | 40° 12′ N, 9° 21′ O | |
Höhe | 620 m s.l.m. | |
Fläche | 223,66 km² | |
Einwohner | 3.971 (31. Dez. 2022)[1] | |
Postleitzahl | 08027 | |
Vorwahl | 0784 | |
ISTAT-Nummer | 091062 | |
Bezeichnung der Bewohner | Orgolesi | |
Schutzpatron | San Pietro | |
Website | Orgosolo | |
Blick auf Orgosolo |
Orgosolo liegt 21 km südlich von der Provinzhauptstadt Nuoro entfernt. Der Ort liegt im Zentrum des zerklüfteten Supramonte-Gebirges im Herzen der Barbagia. Über dem Ort erhebt sich der Monte Lisorgoni (978 m s.l.m.). Die Nachbargemeinden sind: Dorgali, Fonni, Mamoiada, Nuoro, Oliena, Talana, Urzulei und Villagrande Strisaili.
In der Umgebung des Ortes findet man viele Zeugen der Nuraghenkultur: Brunnen, Dolmen, Felsen- und Gigantengräber und Nuraghensiedlungen.
Das allererste der Murales genannten Wandgemälde wurde 1968 von der anarchistischen Mailänder Gruppe Dioniso in Orgosolo gezeichnet. Nachdem der der Kommunistischen Partei Italiens nahestehende Zeichenlehrer Francesco del Casino aus Siena den Film Banditi a Orgosolo gesehen hatte, ließ er sich in Orgosolo nieder und begann 1975 hier mit Schülern, Bilder an die Wände der Häuser zu malen. Anlass war der 30. Jahrestag des Partisanenkampfes gegen den Faschismus. Ihren Anfang nahmen die Gemälde auf Sardinien aber in dem eher unbekannten Dorf San Sperate. Die Wandmalereien in Orgosolo drückten zunächst den Protest gegen den geplanten NATO-Truppenübungsplatz auf dem Pratobello aus. Auch gegen die Mailänder Konzern-Chefs, die Gelder des Aufbauplans für Sardinien veruntreut haben, richtet sich der Protest. Neuere Bildnisse kommentieren z. B. die Weltpolitik – so wird Helmut Schmidt wegen Stammheim als „Experte in Sachen Staatsmord“ bezeichnet, ein Sieg der kambodschanischen und vietnamesischen Kämpfer gegen die USA am 25. April 1978 gefeiert und die Zahl der unschuldigen Opfer für den Sturz Saddam Husseins wird hinterfragt. Andere Bilder stellen das einfache Hirten- und Dorfleben dar, setzen sich für die Erhaltung der Sardischen Sprache ein oder enthalten sogar Werbebotschaften. Auch über die Studien über die Kriminalität in Sardinien von Alfredo Niceforo (siehe Geschichte) macht sich ein ironisches Murales lustig. Viele der ca. 120 Murales orientieren sich stilistisch am Kubismus in der Art von Picassos Guernica, aber auch realistischere Gemälde sind darunter. Neben Francesco del Casino zeichneten unter anderem der ebenfalls in Orgosolo lebende Künstler und Autodidakt Pasquale Buesca, die Künstlerinnen-Gruppe „Le Api“ und der Mailänder Künstler Massimo Cantoni für die Murales verantwortlich. Trotz einiger Beschädigungen etwa durch Umbauten von Häusern oder Witterung sind alle Murales weitgehend sehr gut erhalten.
Wie überall in Sardinien sind die Canti a tenores auch in Orgosolo verbreitet. In der Tradition der polyphonischen Männergesänge, bei dem ein improvisatorischer Tenor (manchmal auch mehrere) auf Sardisch Verse aus einem Gedicht vorträgt, worauf drei Choristen mit Silben antworten: eine Bassstimme, ein Bariton und eine Altstimme. Dabei stellen sich die Männer meist in einem geschlossenen Kreis auf und halten sich mit einer Hand ein Ohr zu, um ihre eigene Stimme besser zu hören. Die Motive der Texte sind ähnlich wie die der Murales: sie erzählen vom Leben der Hirten und im Dorf, von den kollektiven Kämpfen, von in der Fabrik getöteten Arbeitern, von der Barbagia. Praktiziert werden diese Gesänge in Orgosolo von der Gruppo Rubano, der Gruppo Pratobello und dem Coro d’Orgosolo del Supramonte.
In Orgosolo hat sich die Tradition der archaischen, mehrstimmigen Frauengesänge zum Rosenkranz-Gebet am stärksten erhalten. Diese Tradition setzt auch die Gruppe „Actores Alidos“ auf ihre Weise fort, die im November und Dezember 2006 auch in einigen Orten Deutschlands und in Wien spielte.
Vittorio De Seta drehte 1961 in Orgosolo und mit orgolesischen Schäfern den Film Banditi a Orgosolo. Er zeigt einen Schäfer, der in einen Viehdiebstahl verwickelt und des Mordes an einem Carabiniere beschuldigt wird. Er muss ein Banditenleben in den Bergen beginnen.
Der traditionelle Hauptwirtschaftszweig ist die Schäferei. Weitere Arbeitgeber sind das Baugewerbe und der übrige Dienstleistungssektor. Dazu ist seit einiger Zeit der Tourismus gekommen. Er zehrte anfänglich von Orgosolos berüchtigtem Ruf als Banditennest – Reiseveranstalter organisierten „Überfälle“ fellbehangener Banditendarsteller auf ihre Busse zur Unterhaltung der Touristen. Der Friedhof, auf dem viele Gräber Aufschriften wie „erschossen von …“ und „ermordet am …“ tragen, geriet ebenfalls zur Touristenattraktion.
Heute lebt der Fremdenverkehr im Ort hauptsächlich von der internationalen Bekanntheit der Murales.
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