1357 wurde eine Schwalbennestorgel erwähnt, die hoch im Triforium in der Nähe des Querschiffs hing. Sie soll bereits baufällig gewesen sein und stammte vermutlich aus dem 13. Jahrhundert.[1] Dieses Instrument wurde 1425 abgebaut – einige Jahre nach Fertigstellung der zweiten Orgel.
Gotische Orgel von 1403
Ende des 14. Jahrhunderts wurde beschlossen, ein zweites Instrument auf einer hohen, schmalen Empore über dem großen Westportal zu platzieren, während die alte Orgel weiterverwendet wurde. Dieses neue Instrument war als 8- bis 18-faches Blockwerk konzipiert und wurde am 25. Oktober 1403 von Friedrich Schambantz fertiggestellt.[2] Eine Zeichnung des Gehäuses ist erhalten geblieben: Es besaß drei 12 bis 15 Fuß hohe Türme, die mit gotischen Spitztürmen bekrönt waren. Zwischen ihnen befanden sich vier Flachfelder.[1]
Bei einer größeren Reparatur ersetzte Jean Robelin 1473 eine Anzahl von Pfeifen. Pasquier Bauldry lieferte 1529 neue Windladen für den Bassbereich. Dabei dürfte die mittelalterliche pythagoreische Stimmung durch eine mitteltönige Stimmung ersetzt worden sein.[1] 1564 baute Nicolas Dabenet ein neues Wellenbrett für das Pedal ein und erweiterte den Tonumfang nach unten bis zum C.[1]
1609 wurde das Instrument zunächst durch Valéran de Héman um ein Rückpositiv mit Springladen und 13 Registern, dann 1620 ebenfalls durch de Héman um ein Oberwerk mit sechs Registern erweitert. 1620 wurde es von Pierre Thierry umgebaut und 1672 erhielt es durch Jacques Carouge ein Echowerk als viertes Manual sowie ein selbständiges Pedalwerk.[1] Dennoch blieb das mehr als 300 Jahre alte gotische Blockwerk erhalten und wurde erst 1730 ersetzt. Neben dem Blockwerk besaß das Instrument 37 Register auf vier Manualen und Pedal.[3] Heute sind noch zwölf Pfeifen der mittelalterlichen Orgel erhalten.[2]
Neubau von François Thierry (1733)
Nach den ursprünglichen Plänen sollte beim Neubau der Orgel durch François Thierry das Gehäuse der Vorgängerorgel wiederverwendet werden. Da das Hauptgehäuse baufällig war, schuf Thierry den bis heute erhaltenen Orgelprospekt, behielt aber das Rückpositivgehäuse von 1609 bei.[1] Unter Wiederverwendung des alten Pfeifenwerks (Prinzipale und Mixturen des Blockwerks, Flöten und Zungen des 16. und 17. Jahrhunderts) entstand 1733 eine klassisch-französische Orgel mit 47 Registern auf fünf Manualen und Pedal. Zu den typischen Werken der Zeit (Hauptwerk, Rückpositiv, Récit und Echo) trat ein Bombardmanual hinzu. Die Orgel wurde auf den Ton der großen Glocke „Emmanuel“ von 1681 (a1=429 Hz) eingestimmt.[1]
I Positif C–d3
01.
Montre
8′
02.
Bourdon
8′
03.
Prestant
4′
04.
Flûte
4′
05.
Nazard
22⁄3′
06.
Doublette
2′
07.
Quarte
2′
08.
Tierce
13⁄5′
09.
Plein-Jeu VII
10.
Cornet V
11.
Trompette
8′
12.
Clairon
4′
13.
Cromorne
8′
II Grand-Orgue C–d3
14.
Montre (ab A)
32′
15.
Montre
16′
16.
Bourdon
16′
17.
Montre
08′
18.
Bourdon
08′
19.
Flûte
08′
20.
Double Nazard
51⁄3′
21.
Prestant
04′
22.
Double Tierce
31⁄5′
23.
Nazard
22⁄3′
24.
Doublette
02′
25.
Quarte
02′
26.
Tierce
13⁄5′
27.
Grosse Fourniture V
28.
Grosse Cymbale IV
29.
Fourniture IV
30.
Cymbale III
31.
Grand Cornet V
32.
Grosse Trompette
08′
33.
2e Trompette
08′
34.
Clairon
04′
35.
Voix humaine
08′
III Bombarde C–d3
36.
Bombarde
16′
IV Récit c1–d3
37.
Cornet V
38.
Trompette
8′
V Echo f0–d3
39.
Cornet V
40.
Cromorne
8′
Pédale GG, AA–f1
41.
Grosse Flûte
08′
42.
Flûte
08′
43.
Grosse Flûte
04′
44.
Flûte
04′
45.
Bombarde (Ab AA)
16′
46.
Trompette
08′
47.
Clairon
04′
Koppeln: Manualschiebekoppel Pos/GO und Dauerkoppel Bom/GO
1783 wurde das Instrument durch François-Henri Clicquot einem gründlichen Umbau unterzogen. Um im Rückpositiv mehr Platz zu haben, schuf er ein neus Gehäuse mit fast 16‘ Höhe. Ebenso erneuerte er fast das gesamte Pfeifenwerk des Rückpositiv und tauschte auch im Hauptwerk und im Pedal etliche Register aus.[2]
Die Wirren der Französischen Revolution überstand die Orgel fast schadlos: nur die Gehäuseskulpturen, die an das Ancien Régime erinnerten, fielen der Axt zum Opfer.
Louis-Paul Dallery unterzog das Instrument 1833 einem weiteren gründlichen Umbau: Er erneuerte die Windladen und die Mechanik und erweiterte den Manualumfang bis c4, tauschte einige Register im Zeitgeschmack aus und veränderte das Gehäuse.[1]
Kurz darauf begannen die Umbauarbeiten an der Kathedrale unter Eugène Viollet-le-Duc und die Orgel wurde mehr und mehr mit Staub und Schmutz überzogen.
Neubau von Aristide Cavaillé-Coll (1868)
Auftragsvergabe
Louis-Paul Dallery reichte während der Umgestaltung der Kathedrale durch Eugène Viollet-le-Duc mehrfach Entwürfe für eine Überarbeitung der Orgel ein.[4] Diese war bereits seit 1849 nicht mehr gewartet worden und befand sich in schlechtem Zustand.[4] Die Bestandteile des Rückpositiv mussten auf dem Dachboden eingelagert werden, nachdem es 1850 von der Empore gestürzt war.[4] Seinen Eingaben lag streng das Ideal der klassischen französischen Orgel zugrunde und er positionierte sich gegen den Orgelbau der neueren französischen Schule, insbesondere des symphonischen Ideals. Der Erfolg der zuvor durch Aristide Cavaillé-Coll errichteten Orgeln war jedoch Ausweis der Qualität und der gewandelten Stimmung, insbesondere nachdem Cavaillé-Coll in Saint-Sulpice seine größte Orgel mit 100Registern vollendet hatte.[4] Dallerys Entwürfe konnten sich deshalb nicht durchsetzen.[4]
Aristide Cavaillé-Coll erhielt daher am 17.März 1860 den Auftrag für einen Kostenanschlag zum Bau einer neuen Orgel.[4] Aus Kostengründen sollte er wie bereits in Saint-Sulpice Teile der alten Orgel einschließlich des Gehäuses übernehmen.[4] In seinem Kostenvoranschlag vom 30.März 1860[4] lobte Cavaillé-Coll ausdrücklich erhaltenswerte Teile der Orgel wie die Windladen, das Pfeifenwerk des Rückpositivs sowie die Zungenstimmen und sah vor, 21alte Register wiederzuverwenden.[4] Die Kosten dieser Orgel mit 65Registern auf4 Manualen und Pedal sollten 115.542,50Francs betragen.[4] Viollet-le-Duc lehnte diesen ersten Entwurf aus Kostengründen ab[4] und beschloss, das Rückpositivgehäuse im Stil Louis XV. nicht wieder verwenden zu lassen. Cavaillé-Coll wusste die hierdurch entstehenden Verzögerungen schließlich zu seinem Vorteil zu nutzen.[4] Er konnte sich letztlich einerseits gegen Dallery, der sich in dieser Sache 1852 direkt an Kaiser Napoleon III. gewandt hatte, als auch gegen die belgische Firma Merklin-Schütze durchsetzen.[4] Cavaillé-Coll zeigte sich dabei als geschickter Stratege.[4] Nachdem Merklin-Schütze am 28. Oktober 1862 einen Vorschlag für ein Instrument mit 4 Manualen, Pedal und 64 Registern für lediglich 106.000Francs eingereicht hatte, wandte Cavaille-Coll sich an Viollet-le-Duc, den Kultusminister und den Erzbischof von Paris.[4] Er verwies dabei einerseits auf die hohe Qualität der von ihm gebauten Orgeln, andererseits auch auf den Protektionismus der belgischen Regierung gegenüber französischen Orgelbauern:[4] Hieraus folgte, dass nun auch in Frankreich französische Orgelbauer bevorzugt beauftragt werden sollten.[4] Außerdem spannte er Ende Oktober 1862 zahlreiche Künstler zur Bewerbung seines Projekts ein, unter ihnen Gioachino Rossini, Georges Thomas, Louis Clapisson, Napoléon-Henri Reber, Daniel-François-Esprit Auber, Michele Carafa und Hector Berlioz, die Professoren des Conservatoire impérial de musique,François Bazin, Lambert Massart, François Dauverné, Eugène Sauzay, Pauline Viardot, Charles-Marie Widor sowie Louis Lefébure-Wély.[4] Dies mit Erfolg: Am 23. Dezember 1862 erhielt er vom Ministerium den Zuschlag zum Bau der neuen Orgel.[4]
Bau
Von 1863 bis 1868 baute Aristide Cavaillé-Coll unter Verwendung früheren Pfeifenmaterials und des Hauptgehäuses eine neue Orgel. Um mehr Platz zu gewinnen, vorschob er das Gehäuse nach vorne und setzte die Windladen in mehreren Stockwerken übereinander.[2] Dabei musste auch die Empore vergrößert werden. Aus akustischen Gründen setzte er auf eine große Zahl von Aliquotregistern: So disponierte er die Obertöne jeweils mit Quinte, Terz und Septime im Pedal in der 32′-Lage, im Bombardwerk in der 16′-Lage und im Grand Chœur in der 8′-Lage. Dieses Werk erhielt zusätzlich eine große Zungenbatterie.[3] Gabriel Reinburg war für die Intonation verantwortlich. An Weihnachten 1867 wurde die neue Orgel mit ihren fünf Manualen, Pedal und 86 Registern erstmals gespielt. Die Einweihung erfolgte am 6. März 1868. Die Orgel besaß folgende Disposition:[5]
Die Orgel verfügte über mechanische Schleifladen mit Barkerhebel für das erste Manual und die Registerzüge und über ein „symphonisches Windsystem“ mit unterschiedlichen Winddrücken, vor allem mit höherem Winddruck im Diskant als im Bass. Mehr als die Hälfte des Pfeifenwerks stammte aus der Vorgängerorgel. Eine erste Dispositionsänderung führte Charles Mutin 1904 durch, als er im Récit Clarinette und Dulciana durch Diapason 8′, Octave 4′ und Fourniture IV ersetzte und im Bass die Becher von Bombarde und Trompette erneuerte.[2] 1924 erhielt die Orgel ein elektrisches Gebläse.
Umbau durch Joseph Beuchet (1932)
1932 erfolgte ein erster einschneidender Eingriff durch Joseph Beuchet:[2]
Änderung der Manualanordnung im Spieltisch:
I Grand-Orgue
II Positif
III Récit
IV Solo (früher „Bombarde“ genannt)
V Grand Chœur
Einbau von Violoncelle 16′ und Bourdon 8′ im Pedal, von Flûte 8′ im Grand-Chœur
Austausch von Clairon im Grand-Orgue durch Soprano 4′
Cymbale trat im Récit an die Stelle von Nazard, der wiederum im Positif Piccolo ersetzte
Veränderungen der Mixturzusammensetzungen
Beseitigung der differenzierten Winddrücke zwischen Bass und Diskant in den Manualen
Einfügung von Seitenbärten an die Prinzipale im Grand-Orgue und Récit
Die Veränderung der Winddrücke machte die Neuintonation eines großen Teiles des Pfeifenwerks nötig und brachte den Verlust der originalen Klanggestalt Cavaillé-Colls mit sich.
Umbau durch Jean Hermann und Robert Boisseau (1959–1972)
Unter der Ägide von Pierre Cochereau wurde ab 1959 die bis dahin weitgehend erhaltene Spiel- und Registertraktur durch Jean Hermann elektrifiziert. Ein neuer Spieltisch mit allen technischen Errungenschaften der Zeit ersetzte den Spieltisch von Cavaillé-Coll, der im Museum der Kathedrale aufgestellt wurde.[1] Zugleich wurde auch eine stilistische Umgestaltung des Instruments durchgeführt, indem ein Teil der Register in neobarockem Sinn umintoniert wurde, um neben den romantischen Werken auch die klassisch-französische Literatur zu ermöglichen.[3]
Nach dem plötzlichen Tod von Jean Hermann, 1965, wurde Robert Boisseau mit der Fortführung der Aufgaben betraut, die in mehreren Etappen bis 1972 durchgeführt wurden:[2]
Das Pedal erhielt 30 Register durch Hinzufügung eines Kleinpedalwerks mit 11 Registern.
Das Solo bekam ein klassisches französisches 32′-Plenum, die Plena der anderen Werke wurden zum Teil neu zusammengestellt.
Ein klassisches Récit mit zwei Registern wurde eingebaut.
Der Grand-Chœur wurde um drei Zungenregister „en chamade“ (also horizontal im Prospekt) erweitert.
Drei Trompetenregister von Clicquot ersetzten im Grand-Orgue die Basson-Reihe.
So entstand eine „Universalorgel“ mit 107 Registern auf fünf Manualen und Pedal. Die Disposition der Thierry/Clicquot/Cavaillé-Coll – Mutin – Beuchet – Hermann – Boisseau-Orgel lautete 1972:[6]
Umbau durch Jean-Loup Boisseau, Bertrand Cattiaux, Philippe Émeriau, Michel Giroud und die Société Synaptel (1992)
Nach der Stilllegung der Setzeranlage im Herbst 1983 (aufgrund von Kurzschluss- und Brandgefahr) wurde die Orgel von 1990 bis 1992 durch die Firmen Jean-Loup Boisseau, Bertrand Cattiaux, Philippe Émeriau, Michel Giroud und die Société Synaptel grundlegend überholt und erneut erweitert. Nach längerer Diskussion wurde folgendes entschieden:[3]
Beibehaltung der elektrischen Traktur und der zeitgenössischen Ergänzungen (32-Fuß-Plenum im Solo, klassisches Récit, Kleinpedal, Chamaden)
Erneuerung der elektrischen Trakturen unter Berücksichtigung neuester Technologie
Wiederherstellung der verschiedenen Winddrücke („symphonisches Windsystem“) und Verbesserung der Windversorgung
Rekonstruktion der Plena Cavaillé-Colls (Plein-jeux progressives harmoniques) in Grand-Orgue und Positif
Rückführung veränderter Register im Sinne der Intonation Cavaillé-Colls
Neuzusammensetzung der in den 1960er Jahren hinzugefügten „klassischen“ Mixturen
Die Wiederherstellung (Anlängung abgeschnittener Pfeifen) und die Intonation des Pfeifenwerks wurde von Jean-Loup Boisseau durchgeführt:[1]
Im Grand-Orgue: Überarbeitung von Principal 8′, Octave 4′ und Doublette 2′, Rekonstruktion des Plein-Jeu, Anfertigung neuer Basspfeifen der Bombarde 16′
Im Positif: Rekonstruktion des Plein-Jeu und der Terz
Im Récit: Anlängung von Diapason 8′ und Prestant 4′, Beseitigung der Mixturen von 1970, Neuanfertigung von Quinte 22⁄3′ und Clarinette 8′ als Kopien solcher von Cavaillé-Coll
Im Grand-Chœur: Neuzusammenstellung des 1970 hinzugefügten Plenums
Im Solo: Umverteilung der Chamaden, Ergänzung von Trompette 8′ und Clairon 4′ als Kopien der Register der Cavaillé-Coll-Orgel der Basilika Saint-Sernin in Toulouse
Im Kleinpedal: Hinzufügung eines Clairon 2′ auf einer freien Schleife, Neuzusammenstellung der Mixturen
Nach dem Umbau hatte das Instrument fünf Manuale und Pedal mit 110 Registern und folgender Disposition:[7]
I Grand-Orgue C–g3
01.
Violon Basse
16′
02.
Bourdon
16′
03.
Montre
08′
04.
Viole de Gambe
08′
05.
Flûte harmonique
08′
06.
Bourdon
08′
07.
Prestant
04′
08.
Octave
04′
09.
Doublette
02′
10.
Fourniture harm. II–V
11.
Cymbale harm. II–V
12.
Bombarde
16′
13.
Trompette
08′
14.
Clairon
04′
Chamades
15.
Chamade
08′
16.
Chamade
04′
Chamade (Récit)
08′
II Positif C–g3
17.
Montre
016′
18.
Bourdon
016′
19.
Salicional
08′
20.
Flûte harmonique
08′
21.
Bourdon
08′
22.
Unda Maris (c0)
08′
23.
Prestant
04′
24.
Flûte douce
04′
25.
Nazard
22⁄3′
26.
Doublette
02′
27.
Tierce
13⁄5′
28.
Fourniture V
29.
Cymbale V
30.
Clarinette
16′
31.
Clarinette
08′
32.
Clarinette
04′
III Récit C–g3
Récit expressif
33.
Quintaton
16′
34.
Diapason
08′
35.
Flûte Traversière
08′
36.
Viole de Gambe
08′
37.
Bourdon Céleste
08′
38.
Voix Céleste (co)
08′
39.
Octave
04′
40.
Flûte Octaviante
04′
41.
Quinte
22⁄3′
42.
Octavin
02′
43.
Bombarde
16′
44.
Trompette
08′
45.
Basson Hautbois
08′
46.
Clarinette
08′
47.
Voix Humaine
08′
48.
Clairon
04′
Récit classique (fo):
49.
Cornet V
50.
Hautbois
08′
Chamades:
51.
Chamade
08′
52.
Chamade
04′
53.
Chamade Régale
2′/16′
Chamade (Grand-Orgue)
08′
Chamade (Grand-Orgue)
04′
IV Solo C–g3
54.
Bourdon
32′
55.
Principal
16′
56.
Montre
08′
57.
Flûte harmonique
08′
58.
Quinte
51⁄3′
59.
Prestant
04′
60.
Tierce
31⁄5′
61.
Nazard
22⁄3′
62.
Septième
22⁄7′
63.
Doublette
02′
64.
Fourniture II
65.
Fourniture V
66.
Cymbale V
67.
Cornet II–V
68.
Cromorne
08′
Chamade (Grand-Orgue)
08′
Chamade (Grand-Orgue)
04′
V Grand-Chœur C–g3
69.
Principal
08′
70.
Bourdon (a)
08′
71.
Prestant (b)
04′
72.
Nazard (c)
22⁄3′
73.
Doublette (d)
02′
74.
Tierce (e)
13⁄5′
75.
Larigot
11⁄3′
76.
Septième
11⁄7′
77.
Piccolo
01′
Cornet (Gruppenzug a-e)
78.
Plein jeu V–VI
79.
Tuba Magna
016′
80.
Trompette
08′
81.
Clairon
04′
Grande Pédale C–f1
82.
Principal
32′
83.
Contre-Basse
16′
84.
Soubasse
16′
85.
Quinte
102⁄3′
86.
Flûte
08′
87.
Violoncelle
08′
88.
Tierce
62⁄5′
89.
Quinte
51⁄3′
90.
Septième
44⁄7′
91.
Octave
04′
92.
Contre Bombarde
32′
93.
Bombarde
16′
94.
Basson
16′
95.
Trompette
08′
96.
Basson
08′
97.
Clairon
04′
Petite Pédale C–g1
098.
Bourdon
08′
099.
Flûte
04′
100.
Tierce
31⁄5′
101.
Quinte
22⁄3′
102.
Flûte
02′
103.
Tierce
13⁄5′
104.
Larigot
11⁄3′
105.
Piccolo
01′
106.
Fourniture III
107.
Cymbale IV
108.
Sordun
16′
109.
Chalumeau
04′
110.
Clairon
02′
Chamade (Grand-Orgue)
08′
Chamade (Grand-Orgue)
04′
Chamade (Récit)
08′
Chamade (Récit)
04′
Chamade Régale (Récit)
02′
Koppeln: II/I, III/I, IV/I, V/I; III/II, IV/II, V/II; IV/III, V/III,; V/IV, Octave grave général, inversion Positif/Grand-orgue, Tirasses (Grand-orgue, Positif, Récit, Solo, Grand-Chœur en 8; Positif en 4, Récit en 4, Solo en 4), Octaves graves et octaves aiguës.
Spielhilfen: Appels d’anches (Pédale, Grand-orgue, Positif, Récit, Grand-choeur), Coupure Pédale, Division Pédale, Sostenuto, unbeschränkte Zahl freier Kombinationen in Gruppen von 5400.
Aus dem Spieltisch von Jean Hermann wurden die Registerzüge, Pedal- und Manualklaviaturen sowie die Pistons und Balanciertritte wiederverwendet.
Nach einem Bericht des Figaro funktionierte das elektronische System nie zuverlässig.[8]
Umbau von Bertrand Cattiaux und Pascal Quoirin (2014)
Zwischen 2012 und 2014 wurde die Orgel durch die Orgelbauer Bertrand Cattiaux und Pascal Quoirin umfassend gereinigt, restauriert und erneut umgebaut. Hierbei wurden[2]
die Spiel- und Registertraktur überholt,
ein neuer Spieltisch gebaut (unter Verwendung der Registerzüge, der Pedalklaviatur, der Balanciertritte und der Pistons des Jean-Hermann-Spieltisches),
ein neues schwellbares Teilwerk hinzugefügt („Résonnance expressive“), das Pfeifenwerk und Windladen des ehemaligen Kleinpedals von Boisseau verwendet und jedem Manual und dem Pedal frei zugeteilt werden kann,
das Gehäuse und die Prospektpfeifen restauriert und
eine Generalstimmung durchgeführt.
Das Instrument besaß nun 115 Register.
Disposition der Orgel bis zum Abbau 2020
Die Orgel hatte 115 Register auf 6 Manualwerken und Pedal, außerdem 13 Transmissionen und ein Gruppenzug. Die Disposition lautete vor dem Brand 2019 wie folgt:[9]
Spielhilfen: Coupure Pédalier, Coupure Chamade, Appel Résonnance, Sostenuto in allen Manualen und im Pedal, Absteller für jedes Teilwerk, 50.000 Setzerkombinationen (zu je 5.000 Gruppen), Replay-System.
Anmerkungen:
C = Pfeifenwerk von Clicquot (1783) und Cavaillé-Coll (1868): 72 Register
M = Pfeifenwerk von Mutin (1904): 2 Register
e = Pfeifenwerk von Beuchet (1932): 1 Register
B = Pfeifenwerk von Robert Boisseau (1966–1972): 12 Register
b = Pfeifenwerk von Jean-Loup Boisseau (1992): 20 Register
Q = Pfeifenwerk von Cattiaux und Quoirin (2014): 8 Register
Schäden und Instandsetzung nach dem Großbrand 2019
Nach dem Großbrand war die Hauptorgel durch Ruß und Staub beschmutzt und stellenweise von Löschwasser betroffen, blieb ansonsten jedoch unbeschädigt. Während des Brandes hatte sich ihr Inneres nicht wesentlich erhitzt. Ein in der Orgel stationiertes Thermometer registrierte maximal 17 °C.[11] Dennoch waren Pfeifen und weitere Teile der Orgel infolge der Hitzeeinwirkung auf das bleigedeckte Dach der Kathedrale mit Bleipartikeln, die penibel und aufwendig entfernt werden müssen, überzogen.[12] Wegen Schäden an der Empore wurde der Spieltisch im August 2020 demontiert. Ende November 2020 begann der Ausbau des Pfeifenwerks und der weiteren Teile der Orgel durch Bertrand Cattiaux.[13] Für die Restaurierung wurde das Instrument auf die drei Orgelbaubetriebe Quoirin in Saint-Didier (Vaucluse), Cattiaux-Chevron in Liourdres (Corrèze) und Manufacture Languedocienne des Grandes Orgues in Lodève (Hérault) aufgeteilt, wo jeweils ein Teil der Arbeiten durchgeführt wird: Pfeifenwerk, Windladen, Klaviaturen, Bälge usw.[14] Im Winter 2023 wurden die Windladen aufgearbeitet, im Sommer sollen die Bälge folgen.[10] Im Herbst 2023 soll mit dem Wiederaufbau begonnen werden, bis zum April 2024, fünf Jahre nach dem Brand, soll die Orgel restauriert sein.[11]
Baugeschichte
Seit 1839 gab es in Notre-Dame auch eine Chororgel. Das heutige Instrument in der Nähe des Querschiffes wurde 1969 von Robert Boisseau mit 28 Registern (2 Manuale/Pedal, mechanische Spiel- und elektrische Registertraktur) erbaut.[15] 1970 wurde (außerhalb des Gehäuses) eine Flûte 16′ im Pedal hinzugefügt, 1978 ein Bourdon 16′ im I. Manual. 1981 und 1989 folgen weitere Arbeiten durch Boisseau, darunter der Austausch der Chalumeau 4′ im Pedal durch einen Clairon 4′ und den Einbau einer Setzeranlage. 2005 erfolgte eine Generalreinigung durch Philippe Guyonnet sowie eine Generalintonation durch Bertrand Cattiaux. Sie verfügte seitdem über 30 Register.
Bei dem Brand im Jahre 2019 blieb die Chororgel zwar vom Feuer verschont, allerdings wurde sie durch das Eindringen von Löschwasser völlig unbrauchbar. Das Geld für die Rekonstruktion des Instrumentes konnte zwischenzeitlich durch Spenden aufgebracht werden. Vom Vorgängerinstrument können jedoch nur das Gehäuse und ein Teil des Pfeifenwerks wiederverwendet werden. Der Spieltisch, die Holzpfeifen, Trakturen und Bälge müssen neu angefertigt werden.[16]
Pierre J. Hardouin:Le grand orgue de Notre-Dame de Paris. Bärenreiter, Tours u.a. 1973.
Barbara Kraus, Andreas Nohr:Orgelhandbuch Paris. Medien-Kontor Hamburg, Hamburg 2006, ISBN 3-934417-14-0, S.112ff.
Günter Lade:Die Orgel der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Band1. Edition Lade, 1997, ISBN 3-9500017-4-3 (edition-lade.com– Verlagsbeschreibung).
Die Orgel von Notre Dame. 1991, VHS (Günther Bock (Regie), Gerd Albrecht (Moderation), Uwe Röhl, Philippe Lefebvre).
Die Kunst der Orgelimprovisation an der Kathedrale Notre-Dame, Paris. 1997, Unda Maris UM-CD 20011, CD (Pierre Cochereau: 10 improvisierte Versetten. Bolero für Orgel und Schlagzeug; Yves Devernay: Improvisation über „Regina coeli“, Jazz-Improvisation; Olivier Latry: Improvisation über „Wer nur …“, Improvisation „Pink Panther“. Christoph M. Frommen).
Le système qui utilise ... l’informatique n’a jamais été fiable! (Le Figaro. 18. Juli 1995). Siehe Orgues à nos Logis: Cathédrale Notre-Dame. abgerufen am 25. Dezember 2020.