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Schweizer Komponist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Norbert Moret (* 20. November 1921 in Ménières; † 17. November 1998 in Fribourg) war ein Schweizer Komponist der Neuen Musik, Pianist, Organist, Chorleiter und Musikpädagoge.
Norbert Moret stammte aus einer katholischen[1] Bauernfamilie in der Broye im Kanton Freiburg.
Moret entdeckte als Spätberufener die Musik erst als Jugendlicher im Kollegium St. Michael in Fribourg, dank seinem Lehrer Joseph Gogniat, Organist an der Kathedrale Fribourg. Sein Schlüsselerlebnis war, als er zum ersten Mal Bachs Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 hörte, kurz darauf komponierte er seine ersten drei Lieder. Während der Gymnasiumszeit beeindruckten ihn ausserdem Henri Duparc, später auch Claude Debussy und Maurice Ravel.[2]
Nach der Matura studierte er Klavier, Orgel, gregorianischen Gesang und Komposition am Freiburger Konservatorium, u. a. bei Louis Sauteur und Leo Kathriner.[3] Zwischen 1948 und 1950 hielt er sich in Paris auf, wo insbesondere Olivier Messiaen einen nachhaltigen Einfluss auf ihn ausübte und René Leibowitz ihn mit der Seriellen Musik vertraut machte. Bei Arthur Honegger[4] schloss er mit Diplom ab,[2] einer seiner Kommilitonen war Pierre Boulez.[5] Im darauffolgenden Jahr bildete er sich bei Paul Kletzki am Conservatoire de Lausanne weiter.[6] Danach konnte er dank einem Stipendium des Schweizerischer Tonkünstlervereins (STV/AMS, heute Sonart – Musikschaffende Schweiz) in Wien ein Praktikum beim Orchester der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler absolvieren und Dirigieren bei Clemens Krauss studieren.[7]
Nach seiner Rückkehr aus Wien folgten über 20 Jahre, in denen Moret weitgehend unbeachtet komponierte. Später wurde seinem Umfeld, vor allem dem einflussreichen Abbé Pierre Kaelin und dem Leiter des Freiburger Konservatoriums Aloys Fornerod, vorgeworfen, Moret wegen ihrer Ablehnung der Neuen Musik nicht gefördert zu haben.[5] Wahrscheinlicher jedoch ist, dass Moret lange nach seinem Weg gesucht hat, ohne zunächst eine eigene Sprache zu finden, und es auch aus Schüchternheit nicht wagte, mit seinen Kompositionen an die Öffentlichkeit zu treten.[2] So komponierte er zuerst Serielle Musik, vernichtete die Kompositionen aber wieder.[8] Er habe seine Kompositionen sogar seinen Freunden nicht vorgestellt, lediglich die Organisten Bernhard Billeter und Luigi Ferdinando Tagliavini, zu dieser Zeit Professor für Musikwissenschaft an der Universität Freiburg, habe er zu Rate gezogen.[9]
« j’étais timide, je n’ai pas fait des démarches, je n’osais pas »
«ich war schüchtern, ich habe keine Vorstösse gemacht, ich wagte es nicht»
Seinen Lebensunterhalt verdiente Moret in dieser Zeit als Lehrer, zunächst als Gesangs- und Französischlehrer an der Sekundarschule[10] (er war zudem Präsident des Corps professoral secondaire fribourgeois[11]), dann von 1965 bis 1983 als Musiklehrer am Kantonalen Lehrerseminar (heute Pädagogische Hochschule Freiburg). Zudem war er von 1950 bis 1974 Leiter des gemischten Chors der Kirche Saint-Pierre in Fribourg.[12]
1972 war er überzeugt, zu seiner persönlichen Sprache jenseits jeden von ihm abgelehnten Akademismus gefunden zu haben, und legte endlich seine Kompositionen Heinrich Sutermeister vor, der sich von ihnen sehr angetan zeigte.[2] Der grosse Durchbruch, vorerst in der deutschsprachigen Schweiz, erfolgte dann 1974 mit Germes en éveil, einem kammermusikalischen Werk für Sopran, Flöte, Chor und zwei Schlagzeuger (nach Gedichten von Thérèse Loup), das am 75. Fest des Schweizer Tonkünstlervereins in Amriswil aufgeführt wurde. Mit einem Schlag galt Moret nun in der Deutschschweiz als einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart. In der französischsprachigen Schweiz dauerte es allerdings noch fast weitere zehn Jahre, bis Moret wirklich wahrgenommen wurde, bis zur Uraufführung der Tragiques im Oktober 1983 in Genf.[13]
Nach dem Tonkünstlerfest in Amriswil wurde auch der Dirigent und Mäzen Paul Sacher auf Moret aufmerksam. Mit seiner und der Unterstützung des mit ihm befreundeten Cellisten Mstislaw Rostropowitsch widmete sich Moret nun ganz der Komposition, die Werke folgten sich in raschem Rhythmus. Sacher beauftragte ihn mit Hymnes de silence (ein Konzert für Streichorchester, drei Posaunen, vier Schlagzeuger und Orgel, das 1978 in Basel eine höchst erfolgreiche Uraufführung erlebte), einem Doppelkonzert für Violine und Violoncello, Visitations (ein Konzert für Sopran, Mezzosopran, Tenor, Schlagzeug, Klavier, Orgel, Regal und Positiv), der Sacher-Serenade für Bassklarinette, Vibraphon, Positiv und Regal, einem Tripelkonzert für Flöte, Oboe und Harfe sowie mit einem Rostropowitsch gewidmeten Konzert für Violoncello und Orchester. Moret hatte schon das ebenfalls von Sacher in Auftrag gegebene Two Love Poems für Sopran und Violoncello für Rostropowitsch und seine Frau Galina Pawlowna Wischnewskaja komponiert, wurde aber mit der Sopranistin nicht einig («sie verlangte zu viele Höhen»), und bei der von 1981 auf 1984 verschobenen Uraufführung[14] sang dann Phyllis Bryn-Julson.[6] Weitere Aufträge folgten von Schweizer Radio DRS für Temps, ein Konzert für Bariton und zwei Trompeten, von der Pro Helvetia zum 500-Jahr-Jubiläum der Zugehörigkeit des Kantons Freiburg zur Eidgenossenschaft (Mendiant du ciel bleu), vom Kanton Neuenburg (Neuinterpretation von Visitations) aus Anlass zu 700 Jahren Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft, von der Association des amis de l’Orchestre de la Suisse Romande (Tragiques), von den Settimane musicali Ascona (En rêve), vom Orchestre de Chambre de Lausanne (Trois pièces und Mendiant du ciel bleu, suite et fin zu seinem 50-jährigen Bestehen), von der Société de musique de La Chaux-de-Fonds zu ihrem 100-jährigen Bestehen (Divertimento), von Radio Suisse Romande (Trompetenkonzert), von der Association des orgues de la Collégiale de Neuchâtel zur Einweihung der neuen Orgel (Orgelkonzert), von der niederländischen Gitarristin Suzanne Mebes (Sensations), von Samuel Schneider (Hornkonzert für seinen Sohn Bruno Schneider) u. a.
Norbert Moret komponierte 65 Instrumental- und Vokalwerke.[15] Er gewann mehrere Preise, darunter 1983 den angesehenen Komponistenpreis des Schweizer Tonkünstlervereins, und wurde 1990 zum Ehrendoktor der Universität Freiburg ernannt.[16] Seine Werke wurden von weltbekannten Künstlern wie Paul Sacher (Hymnes de silence), Seiji Ozawa und Anne-Sophie Mutter (Violinkonzert En rêve), Heinz Holliger und Aurèle Nicolet (Tripelkonzert für Flöte, Oboe, Harfe und Streichorchester) sowie Mstislaw Rostropowitsch (Cellokonzert) aufgeführt.
Seine Musik gilt als klangsinnlich und zeichnet sich durch musiksprachliche Emotionalität aus, sie reflektiert seine starke Naturverbundenheit und seine Herkunft aus ländlicher Umgebung.[9] In vielen Werken zeigt Moret eine Faszination für Perkussionsinstrumente (besonders deutlich in Visitations und Mendiant du ciel bleu mit je über hundert Schlaginstrumenten).[15]
«Dass Morets strukturell eher komplexe Musik immer wieder spontanen Zuspruch auch bei einem Nichtfachpublikum findet, mag eben an den starken atmosphärischen Stimmungswerten – die als solche leicht nachvollzogen werden können – liegen.»
1948 heiratete Moret Germaine Louise Fivaz (1920–2015). Der Ehe entstammten drei Töchter, Anne-Laurence (* 1950, verheiratet mit dem ehemaligen Novartis-Manager Daniel Vasella), Fabienne (1954–2010) und Catherine (* 1957)[18], ebenfalls Organistin. Einer seiner zwei Brüder war der Sandoz-Manager Marc Moret (1923–2006).[19]
(siehe Composition Highlights bei AllMusic (englisch))
(siehe Diskographie bei Discogs und Katalog bei Schweizerische Nationalphonothek)
Aufnahmen auf YouTube
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