Nördliche Vorstädte von Potsdam
Stadtbezirk von Potsdam Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Nördlichen Vorstädte von Potsdam bestehen aus den Stadtteilen Nauener Vorstadt, Jägervorstadt und der Berliner Vorstadt und grenzen zum Teil, nur durch die Havel getrennt, an Berlin an.
Die Nauener Vorstadt liegt vor dem Nauener Tor und wird dominiert von freistehenden repräsentativen Villen und Mietshäusern, die am Ende des 19. Jahrhunderts für preußische Offiziere und höhere Staatsbeamte entstanden sind. Vor dem Nauener Tor liegen herrschaftliche Villen, in denen auch heute zum Teil prominente Potsdamer leben, zum Beispiel die Verlegerwitwe Friede Springer und Mathias Döpfner. In diesem Stadtteil mit einem geschlossenen Stadtbild von hoher Gestaltqualität befinden sich in der Friedrich-Ebert-Straße das Rathaus der Stadt sowie die weitläufige Parkanlage Neuer Garten mit dem Marmorpalais und dem Schloss Cecilienhof, das unter anderem durch die Verhandlungen zum Potsdamer Abkommen bekannt ist.
Am Rande des Neuen Gartens befindet sich die Meierei-Gaststätte mit einer Schaubrauerei die im Sommer 2003 wiedereröffnet wurde. Zu DDR-Zeiten befand sich dieses Gebäude im Grenzgebiet zu West-Berlin und war für die Potsdamer Bevölkerung nicht erreichbar. Im Park ist das Marmorpalais (in diesem befand sich von 1961 bis 1989 ein Armeemuseum) mit einem unvergleichlichen Blick auf den Heiligen See zu finden. In direkter Nachbarschaft befindet sich die „Verbotene Stadt“ am Kapellenberg, das ein fast vollständig saniertes Villenviertel ist, und ihren Namen der Tatsache verdankt, dass dieses Areal in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für die Bevölkerung gesperrt war, da hier die Rote Armee und der KGB (bis 1990 war hier die Deutschlandzentrale) in der Villa Quandt ihre Einrichtungen hatten.
Ebenfalls sehenswert ist die Alexandrowka mit ihren schönen historischen Holzhäusern russischer Bauart und die einzigartige Potsdamer Alexander-Newski-Gedächtniskirche auf dem Kapellenberg. Das umfangreich restaurierte Belvedere auf dem Pfingstberg mit einer guten Aussicht über Potsdam und seine Umgebung, bei klarem Wetter auch bis weit hinein nach Berlin, wurde im Jahr 2003 wieder für Besucher freigegeben, nachdem auch dieses durch die DDR-Behörden Jahrzehnte gesperrt war und verfiel, weil von hier aus ein nicht gewünschter und ungehinderter Blick nach Berlin-Wannsee möglich war.
Die Jägervorstadt mit dem namensgebenden Jägertor liegt unmittelbar zwischen der barocken Potsdamer Innenstadt und dem Park Sanssouci. In diesem Teil befindet sich auch der Volkspark Potsdam, der für die 2001 hier durchgeführte Bundesgartenschau auf einem ehemaligen Militärgelände angelegt wurde.
Die historische Anlage der Weinbergterrassen direkt am Schloss Sanssouci mit ihrer leicht ansteigenden Lage gilt als der schönste Aussichtspunkt auf die Stadt und bildet Sichtachsen zum Park Babelsberg und zur Neustädter Havelbucht. Die hier vorherrschende Bebauung reicht vom vorstädtischen Landhaus über die freistehende Villa bis zum gründerzeitlichen Mietshaus und Verwaltungsgebäude (wie das heutige Landgericht), aber es sind auch herrschaftliche Villen mit mittleren Parkanlagen zu finden.
Sehr prägend in diesem Stadtteil sind die großen historistischen Verwaltungsbauten und militärischen Anlagen wie die preußische Garde-Ulanen-Kaserne und die ehemalige Unteroffiziersschule in der Jägerallee, sowie das ehemalige Werner-Alfred-Bad (errichtet 1913 durch den Berliner Architekten Paul Otto August Baumgarten), das historische Amtsgericht Potsdam in der Hegelallee, in der sich auch das Jägertor befindet. In der Hegelallee (früher: Lindenstraße) wurde nach 1990 eine Promenade angelegt, die den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer vom Brandenburger Tor bis zum Nauener Tor nachzeichnet. In der ehemaligen Unteroffiziersschule in der Jägerallee befindet sich seit 2008 ein modernes Justizzentrum.
Die als Denkmal geschützte Berliner Vorstadt liegt zwischen Jungfern-, Tiefem und Heiligem See in der unmittelbaren Nähe zur historischen Parkanlage des Neuen Gartens und auch zur Stadtmitte. Sie ist eines der bevorzugten Wohngebiete Potsdams und grenzt an Berlin-Wannsee. Die stadtseitige Begrenzung bildet das Berliner Tor, von dem allerdings nur noch ein Flügelbau steht. Sie ist überwiegend durch herrschaftliche Villen und ausgedehnte Gärten geprägt, in denen sich von 1945 bis 1991 auch die französische und englische Militärmissionen befanden. Es gibt aber auch Ein- und Zweifamilienhäuser sowie aufwendige Mehrgeschosswohnungsbauten der Gründerzeit und aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. In den dortigen Villen haben u. a. Nadja Auermann, Wolfgang Joop, Ulrich Meyer und Günther Jauch ihr Domizil. Den Übergang der Berliner Vorstadt Potsdams in den Berliner Stadtbezirk Wannsee bildet die Glienicker Brücke. Erschlossen wurde das Gebiet zwischen Tiefem und dem Heiligen See erst in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem sich dort Gewerbe angesiedelt hatte.
Die Berliner Vorstadt war Standort der Leibgarde-Husaren-Kaserne, die Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius im Auftrag von Friedrich Wilhelm III. zwischen 1839 und 1843 errichteten, da von hier die Übungsplätze Bornstedter Feld und Döberitzer Heide gut erreichbar waren. Hier ist aber auch der Standort für die verschiedensten kulturellen Einrichtungen der Stadt, wie beispielsweise das Hans Otto Theater, das im September 2006 eröffnet wurde und sich direkt am Tiefen See befindet. Entworfen wurde das neue Theatergebäude vom Kölner Architekten Gottfried Böhm. Aber auch Gewerbe wie Softwarehersteller (Oracle), das Auto-Designzentrum von Volkswagen in der Schiffbauergasse, das Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ und Einrichtungen eines deutschen Telekommunikationsunternehmens sind beiderseits der Berliner Straße zu finden. Die Glienicker Brücke – Eingang zur Berliner Vorstadt – verbindet Berlin mit Potsdam. Von dort führen weitläufig auch Wander- und Fahrradwege in Richtung Cecilienhof, zur Gotischen Bibliothek sowie zum Ufer des Tiefen Sees. Der Stadtteil Babelsberg ist durch die Humboldtbrücke erreichbar.
Die Stadtverordnetenversammlung Potsdam hat am 4. Mai 2005 eine Satzung zum Schutz des Denkmalbereichs der gesamten Berliner Vorstadt (Denkmalbereichssatzung Berliner Vorstadt) beschlossen und damit dieses gesamte Vorstadtensemble unter Baudenkmalschutz gestellt.
In der Berliner Vorstadt verläuft die Tramlinie 93 sowie die Berliner Buslinien 316 und N16.
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