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Sammlung von arabischen Gedichten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Muʿallaqāt (arabisch المعلقات al-Muʿallaqāt ‚die hängenden [d. h. Gedichte]‘) sind eine Sammlung von arabischen Gedichten in der Qasida-Form aus dem 6. Jahrhundert.[1] Dies ist die berühmteste Anthologie aus der vorislamischen Zeit und wurde von den mittelalterlichen arabischen Dichtern und Literaturkritikern als beispielhaft angesehen. Sie vermittelt ein packendes Bild der damaligen Lebens- und Denkweise der Beduinen.
Die älteste und bekannteste Deutung des Begriffs Mu'allaqāt (wörtlich „Hängende, Aufgehängte“) stammt aus dem Beginn des 9. Jahrhunderts. Demnach seien diese Gedichte als so ausgezeichnet beurteilt worden, dass sie in goldenen Lettern gestickt und anschließend in der Kaaba in Mekka aufgehängt worden seien. Wahrscheinlicher ist jedoch die Ableitung von ʿilq „etwas Kostbares“. Der Begriff würde demnach bedeuten: „Gedichte, die als kostbar geschätzt werden“. Schon die Dichter der Dschāhilīya verglichen gute Poesie mit „gut eingefädelten Perlen“ auf einer Halskette.
Die Gedichte wurden in der Mitte des 8. Jahrhunderts zunächst von Hammad ar-Rawiya, einem Gelehrten aus Kufa, als Sammlung zusammengestellt, die er jedoch nicht Al-Mu'allaqāt, sondern Al-Maschhūrāt, das heißt „die Berühmten“ nannte; eine weitere Bezeichnung ist Al-Mudhahhabāt, das heißt „die Vergoldeten“. Al-Asmai (740–828) aus Basra zählt deren sechs auf, andere nennen bis zu zehn. Die meisten, darunter Ibn Qutaiba, sprechen jedoch von sieben, ohne sich allerdings über die Namen der jeweiligen Dichter einig zu sein. Fünf Dichter werden jedenfalls auf allen Listen genannt: Imru' al-Qais, Tarafa, Zuhair, Amr ibn Kulthūm und Labīd.
Die Qasida hat ein dreiteiliges Grundmuster, das allerdings häufig durchbrochen wird. Der einleitende Teil (nasīb) schildert eine unwiederbringliche Vergangenheit, wobei als Motive der verlassene Lagerplatz (al-ʾaṭlāl), die Erinnerung an die Geliebte, der Trennungsschmerz, der alternde Liebhaber oder die traumartige Erscheinung der Geliebten zur Sprache kommen. Der zweite Teil (raḥīl) ist der ausführlichen Beschreibung einer Reise gewidmet, das heißt ein Kamel- oder Pferderitt, womit die Verarbeitung der Trauer und die Zuwendung zum aktiven Leben dargestellt wird. Der dritte Teil mit der Schlussbotschaft kann unterschiedliche Formen annehmen: Er enthält entweder das Selbstlob des Dichters, ein Lob auf den Stamm (fachr), einen Herrscher oder Gönner (madīḥ), die Schmähung eines Gegners (hidscha) oder einen moralischen Leitspruch (hikam).[2]
Ibn al-Anbari, ein Gelehrter aus dem 10. Jahrhundert, stellte für die Sammlung Al-Mu'allaqāt eine Liste zusammen, die bis in die Neuzeit weite Verbreitung gefunden hat. Sie enthält sieben Werke der folgenden Dichter:
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befassten sich Theodor Nöldeke und Wilhelm Ahlwardt als erste Arabisten mit der Frage der Echtheit der altarabischen Poesie. Beide waren davon überzeugt, dass bis ins 8. Jahrhundert die altarabischen Gedichte hauptsächlich mündlich überliefert worden seien, und beurteilten spätere schriftliche Aufzeichnungen mit einer großen Portion Skepsis. Nöldeke ging davon aus, die Gedichte der Aufzeichnungen aus dieser Zeit seien „von einem Gelehrten, einem gewerbsmäßigen Überlieferer (Rāwī) oder irgend einem beliebigen Beduinen“ abgelauscht und niedergeschrieben worden.[9] Auch Ahlwardt war der Meinung, „daß die Überlieferung derselben (d. h. Werke) von Mund zu Mund ging und unabsichtlichem Irrthum oder absichtlicher Fälschung ausgesetzt war“.[10] Um die Wende zum 20. Jahrhundert vertraten Ignaz Goldziher und Georg Jacob die Meinung, dass unter den Umayyaden mit der Aufzeichnung der Poesie begonnen wurde, doch dass damals die rein mündliche Überlieferung noch vorherrschend gewesen sei. Carl Brockelmann formulierte 1898 in seiner Geschichte der arabischen Literatur: „Vorher (d. h. vor Mohammed) lebten die alten Lieder ausschließlich im Munde des Volkes und waren daher mannigfachen Gefahren ausgesetzt; mag man auch die Gedächtniskraft eines Naturvolkes noch so hoch anschlagen, so waren doch schon materielle Verluste unvermeidlich.“
Zu Beginn der 1920er Jahre gewannen jedoch Gelehrte wie Charles James Lyall, Fritz Krenkow und Erich Bräunlich nach eingehender Prüfung der vorhandenen Materialien den Eindruck, dass der größere Teil der auf uns gekommen vorislamischen Poesie wahrscheinlich um 680 schriftlich fixiert war. Dementsprechend korrigierte Brockelmann seine obigen Ausführungen und schrieb 1937, „daß zu Muhammads Zeit auch in Innerarabien Gedichte niedergeschrieben wurden“, und es sei „daher ein Irrtum …, den Gebrauch der Schrift bei den Nordarabern in der vorarabischen Zeit ganz zu leugnen und daraus auf die Unechtheit aller unter dem Namen von Dichtern der Heidenzeit überlieferten Verse zu schließen.“
In welchem Umfang die Überlieferer der vorislamischen Zeit schriftliche Unterlagen für ihre Überlieferungen besaßen, ist heute nicht mehr festzustellen. Es kann aber ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass die Dichter der Mu'allaqāt schreiben konnten, ihre Gedichte eine lange Zeit hindurch bearbeiteten, und dass sie Überlieferer anderer Dichter waren.[11]
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