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Morbus Morquio (Morquio-Krankheit) ist eine extrem seltene, angeborene Stoffwechselstörung aus der Gruppe der Mucopolysaccharidosen.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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E76.2 | Sonstige Mukopolysaccharidosen - Morquio-Krankheit |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
1929 wurde die seltene Krankheit erstmals von dem uruguayischen Kinderarzt Luis Morquió (1867–1935, aus Montevideo) beschrieben, und später nach ihm benannt. Gleichzeitig beschrieb auch der britische Radiologe James Frederik Brailsford (1888–1961, aus Birmingham) die Erkrankung, auch die Benennung als Morquio-Brailsford-Syndrom ist gebräuchlich. Meist wird aber die Bezeichnung Mukopolysaccharidose Typ IV (MPS-Typ IV) verwandt.
Es wurden mehrere Tonfiguren aus der Tumaco-La Tolita-Kultur gefunden, die vor etwa 2.500 Jahren im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Ecuador bestand. Diese Figuren zeigten Kleinwuchs, einen schmalen Brustkorb mit Schulterhochstand, eine kurze Nase, einen kurzen Hals und typische weitere Gesichtsveränderungen, die von Forschern als Darstellungen des Morbus Morquio interpretiert wurden.[1]
Die Ursache hierfür ist ein defektes Protein, genauer ein Enzym. Man unterscheidet je nach Enzymdefekt zwischen:
Die Schwere der Erkrankung ist sehr unterschiedlich, die Erkrankten des Typ B sind meist weniger stark betroffen. Es ist durchaus möglich, dass die Erkrankung wegen fehlender Beschwerden erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wird, andere Patienten haben bereits als Kleinkinder deutliche körperliche Anzeichen. Typisch ist ein Kleinwuchs mit kurzem Hals und typischer Gesichtsform, sowie eine Hornhauttrübung und X-Beine, es besteht keine Intelligenzminderung und keine Vergrößerung von Milz oder Leber. Im Einzelnen finden sich:
Der Erbgang ist autosomal-rezessiv. Bei Typ A beschrieb Matalon 1974 einen Defekt einer 6-Sulfatase, DiFerrante konnte 1978 zeigen, dass es sich um die N-Acetyl-Galactosamin-6-Sulfat-Sulfatase (GALNS) handelt, die auf Vorschlag von Neufeld (1987) auch kurz als Galactose-6-Sulfatase bezeichnet wird. 1987 gelang Gibson die Reinigung und biochemische Beschreibung des Enzyms, das dann 1991 von der japanischen Arbeitsgruppe um Tomatsu geklont und sequenziert wurde. Dabei zeigte sich eine Sequenz von 552 Aminosäuren als Präpeptid, von denen ein N-terminales 26 Aminosäuren umfassendes Signalpeptid abgespalten wird, so dass die aktive Form ein 496 Aminosäuren umfassendes Peptid mit zwei Asparaginase-Glykolysierungsstellen ist. Es besteht eine hohe Homologie zu anderen Sulfatasen. Die Arbeitsgruppe lokalisierte das Protein auf Chromosom 16q24.3. Das dortige GALNS-Gen wurde von Nakashima 1994 näher analysiert. Es ist rund 50.000 Nukleotidbasen (50 kb) lang und umfasst 14 Exons. Analysen der Mutationen zeigten eine enorme Variabilität, Tomatsu summierte 2005 insgesamt 148 bekannte Mutationen auf dem GALNS-Gen. Diese große genetische Heterogenität ist für die ausgeprägte klinische Variabilität verantwortlich. Nelson schlug 1988 für Typ A eine Unterteilung in die klinischen Ausprägungen schwer-klassisch, intermediär und leicht vor.
Durch den Defekt eines Enzyms im Abbau der körpereigenen Glykosaminoglykane, die früher als Mucopolysaccharide bezeichnet wurden und die vorwiegend Gerüstproteine darstellen, fallen übermäßig Spaltprodukte an, die nicht weiter verarbeitet werden können. Diese werden daher zunächst in Lysosomen gespeichert und daher die Mucopolysaccharidosen zu den lysosomalen Speicherkrankheiten gezählt. Teilweise werden Zwischenprodukte auch vermehrt ausgeschieden, dies ist beim Morbus Morquio Typ A das Keratansulfat im Urin, bei Typ B Chondroitin-6-Sulfat. Vor allem werden die Spaltprodukte aber in charakteristischen Organen gespeichert – meist Skelettsystem, Bindegewebe, Augenabschnitte, Leber und Milz – und führen dort dann zu Funktionsstörungen. Anders als bei den anderen Mucopolysaccharidosen findet beim Morbus Morquio die Speicherung ausschließlich in Bindegewebezellen (v. a. Fibroblasten) statt, und weder im Zentralnervensystem noch in Leber oder Milz. Daher haben die Betroffenen eine normale Intelligenz und keine Vergrößerung der Leber oder Milz.[2] Seit 2014 ist eine spezifische Enzymersatztherapie für Morbus Morquio A mit Elosufase alfa möglich. Die ersten klinischen Studien sind vielversprechend.[3]
Eine pränatale Diagnostik mittels Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese ist möglich.
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