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Dachverband von Schülerverbindungen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Mittelschüler-Kartell-Verband der katholischen, farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV) ist der Dachverband der katholischen Schülerverbindungen an allgemeinbildenden und berufsbildenden höheren Schulen Österreichs. Er selbst ist Mitglied des Europäischen Kartellverbandes (EKV), der wiederum als Nichtregierungsorganisation (NGO) beim Europarat registriert ist und der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Österreichs (AKV) angehört. Über 160 Verbindungen mit über 20.000 Mitgliedern gehören dem MKV an und bilden damit den größten Schüler- und Absolventenverband Österreichs. Der MKV ist Gründungsmitglied der österreichischen Schülerunion, einer österreichweiten Vertretung von Schülern.
Der MKV bekennt sich zur christlichen Soziallehre, einem demokratischen Österreich und einem vereinten Europa. Der MKV ist parteiunabhängig.
Weiters kooperiert der MKV eng mit den Verbindungen des Verband farbentragender Mädchen (VfM) und der Vereinigung christlicher Studentinnenverbindungen Österreichs (VcSÖ).
Der Mittelschüler-Cartell-Verband (MCV) wurde im Jahr 1900 gegründet. Er konnte wegen des Koalitionsverbots der Mittelschüler nur im Geheimen bestehen.[1]
Nach dem Ende des MCV schlossen sich die meisten Verbindungen im VPV zusammen. Er bestand von 1919 bis 1931.[2]
Gründung 1919.[3]
Der MKV wurde am 9. September 1933 anlässlich des Katholikentages in Wien gegründet, seine Wurzeln reichen aber bis in das 19. Jahrhundert zurück (Vorgängerverbände: „Mittelschüler-Cartell-Verband“ (MCV) im Jahr 1900, „Verband katholisch-deutscher Pennalverbindungen Österreichs“ (VPV) im Jahr 1919, „Christlich-Deutscher Studentenbund“ (CDSB), ebenfalls 1919). Die älteste Mitgliedsverbindung des MKV ist die Teutonia Innsbruck, gegründet 1876.
Bereits am 18. Oktober 1933, also nur wenige Wochen nach seiner Gründung, beschloss der MKV ein Aufnahmeverbot für Mitglieder der NSDAP. Nach anfänglicher Begrüßung der autoritär-österreichischen Politik während des Regimes von Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg (1934–1938) distanzierte sich der MKV davon, als die Einführung einer umfassenden Staatsjugend – in die auch der MKV eingegliedert werden sollte – vorgesehen war. Der Verband schloss sich der „Reichsarbeitsgemeinschaft katholischer Jugendverbände Österreichs“ an, deren relative Eigenständigkeit bis 1937 unter kirchlicher Aufsicht durch das Konkordat gegeben war. Trotzdem waren namhafte Vertreter des Regimes wie etwa Bundeskanzler (1930/31) Otto Ender – er hat die am 24. April 1934 kundgemachte Verfassung des sogenannten Ständestaates ausgearbeitet – oder der Vizekanzler und spätere Bürgermeister von Wien Richard Schmitz, Mitglieder von MKV-Verbindungen. Aber auch die posthum erfolgte Aufnahme von Engelbert Dollfuß, nach seiner Ermordung durch nationalsozialistische Anhänger im Juliputsch, in die MKV-Verbindung Amelungia Innsbruck als Ehrenmitglied, zeigt wiederum die Nähe zum herrschenden Regime.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurden die Verbindungen verboten. Noch am Tag des Einmarsches der deutschen Truppen wurden Vereinslokale der MKV-Verbindungen von NSDAP-Angehörigen verwüstet und Inventar beschlagnahmt. Einige Mitglieder katholischer Verbindungen mussten aufgrund ihrer Nähe zum austrofaschistischen Ständestaat in Konzentrationslager (z. B. der spätere Bundeskanzler Leopold Figl). Viele Mitglieder engagierten sich aktiv in Widerstandsbewegungen, manche bezahlten das mit dem Leben.
Eine Manifestation gegen das NS-Regime setzte ein religiöses Fest, das „Rosenkranzfest“ im Wiener Stephansdom, am 7. Oktober 1938: 7.000–10.000 Jugendliche, darunter viele MKV-Mitglieder, nahmen an der von Kardinal Innitzer geleiteten Messe teil. Die berühmten Worte Innitzers: „Jetzt [müssen wir uns] umso standhafter zum Glauben bekennen, zu Christus – unserem Führer!“ und der im Anschluss an die Messe stattfindenden Kundgebung, bei der die Jugendlichen „Wir wollen unsern Bischof sehen“ skandierten, wurden mit einer Erstürmung des Erzbischöflichen Palais durch die Hitler-Jugend bestraft, bei der auch ein Mitglied des MKV vom 1. Stock in den Innenhof des Kurhauses geworfen wurde.
Da die Besatzungsmächte den MKV als gegen den Nationalsozialismus eingestellten Verband anerkannten, wurde dieser bereits 1945 reaktiviert. Fast alle Verbindungen des MKVs nahmen ihren Betrieb in den folgenden Jahren wieder auf. Die meisten Verbindungen schlossen alle Mitglieder, die mit dem Nazi-Regime kollaboriert hatten, aus. Unter den bedeutenden Politikern dieser Zeit waren auch die katholischen Couleurstudenten Julius Raab und Leopold Figl.
Die Nachkriegsjahre brachten einen großen Aufschwung in den Mitgliederzahlen. Nach 1967 war eine Konsolidierung bemerkbar. In den letzten Jahren wurden wieder steigende Mitgliederzahlen in den MKV-Verbindungen verzeichnet.
Der MKV legt großen Wert darauf, nicht mit schlagenden Verbindungen verwechselt zu werden. Auf seiner Homepage gibt er an: „Grundsätzlich hat der MKV in einem Beschluss der Kartellversammlung festgehalten, dass Aktionen, die der Verbrüderung dienen, abzulehnen sind. Auch wenn es im Brauchtum äußere Ähnlichkeiten gibt, vertritt der MKV als katholischer Verband eine andere Tradition und ein anderes Weltbild. Zudem schadet der Kontakt mit schlagenden Verbindungen dem öffentlichen Bild des MKV, der sich in dieser Hinsicht immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert sieht. Auch der Besuch von Burschenschaftsveranstaltungen in Couleur ist abzulehnen.“
Die vier Prinzipien des MKV lauten „patria“, „religio“, „scientia“ und „amicitia“.
Alle genannten Mitglieder waren vor dem Anschluss Österreichs in der Christlichsozialen Partei, seit April 1945 in der Österreichischen Volkspartei.
Auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Weihbischof Franz Scharl, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner und sein Vorgänger Alois Kothgasser, der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, der Bischof von Linz, Manfred Scheuer, der ehemalige St. Pöltner Bischof Kurt Krenn, der ehemalige Bischof der Diözese Graz-Seckau Egon Kapellari, der ehemalige Bischof von Innsbruck Reinhold Stecher, der Bischof der Diözese St. Pölten Alois Schwarz und Caritasdirektor Michael Landau waren oder sind Mitglieder von MKV-Verbindungen.
Der MKV gliedert sich in neun Landesverbände:
Diese Convente wählen die
Daraus bildet sich das Kartellpräsidium: Kartellvorsitzender, Kartellsenior, Kartellphilistersenior und Kartellseelsorger, die auch gemeinsam mit den Referenten die Verbandsführung bilden.
Der Kartellrat ist zugleich zentralistisch und föderalistisch. Er besteht aus dem Kartellpräsidium sowie allen Landesvorsitzenden, Landessenioren und Landesphilistersenioren.
Kritisiert wird, dass der Mittelschüler-Kartell-Verband eine ausschließlich aus Männerbünden bestehende Organisation ist. Verbindungen, die sich vor einigen Jahren entschlossen, Frauen aufzunehmen, schieden aus dem Mittelschüler-Kartell-Verband aus. Mittlerweile wurden Freundschaftsabkommen zwischen dem MKV und diesen Verbindungen sowie mit den Damenkorporationsverbänden VfM und VCS geschlossen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Position des Verbandes zur Abtreibungsfrage. Etwa wird in einer als „Erklärung des MKV gegen Radikalismus“ betitelten Aussendung des Verbandes das Recht auf Abtreibung auf eine Stufe mit Ausländerfeindlichkeit gesetzt. „Liberalisierung der Abtreibung“ und „Ausgrenzung unserer ausländischen Mitbürger“ bereite den Boden für jene, „die körperliche Gewalt zur Abschaffung der Demokratie einzusetzen bereit sind“, heißt es dort.
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