Minna Canth
finnische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Minna Canth, geboren als Ulrika Wilhelmina Johnsson (* 19. März 1844 in Tampere, Großfürstentum Finnland; † 12. Mai 1897 in Kuopio, Großfürstentum Finnland), war eine finnische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.
Canth stammte aus einer finnlandschwedischen Familie, als Tochter des Textilhandwerkers und späteren Händlers Gustaf William Johnson und seiner Frau Lovisa Ulrika. Die Arbeitertochter strebte gegen den Willen der Eltern einen höheren Bildungsabschluss an, scheiterte jedoch an den männlich dominierten Bildungseinrichtungen. Sie war belesen und mit den Schriften vieler zeitgenössischer Autoren, darunter Hippolyte Taine, Herbert Spencer, Henrik Ibsen und John Stuart Mill, vertraut.[1]
Sie heiratete den Seminardirektor Johan Ferdinand Canth (1835–1879). Nach seinem Tod stand sie mittellos mit sieben Kindern da. Kurz nach seinem Tod veröffentlichte sie ihr erstes großes Stück.
Obwohl sie als Muttersprache Schwedisch sprach und auch Französisch gelernt hatte, schrieb sie vorwiegend auf Finnisch. Literarisch gilt sie als führende Repräsentantin des Naturalismus bzw. finnischen Realismus. Politisch kämpfte sie durch ihre Artikel, Theaterstücke und Erzählungen gegen Alkoholmissbrauch, für eine Verbesserung der Lage von Arbeiterfrauen und insbesondere für Frauenrechte. Mehrere ihrer Werke waren zeitweise verboten. Sie war eine der ersten Frauen, die überhaupt die Frauenfrage als Rechtsfrage thematisierte, eine grundlegende Reform der Frauenrechte in der Ehe forderte und vielleicht die erste, die einen sichtbaren Erfolg feststellen konnte. In ihrem bekanntesten Theaterstück Työmiehen vaimo („Die Frau des Arbeiters“) schildert sie, wie eine Frau aufgrund des damaligen patriarchalen Ehegüterrechts ihr gesamtes Vermögen verliert, weil der trunksüchtige Ehemann es in kurzer Zeit verschwendet. Dabei ist das Recht auf der Seite des Mannes, die Frau hat keine Möglichkeit, ihn zu hindern. Canth schrieb dieses Drama 1885. Ihr Ziel war nach eigenem Bekunden, die Ungerechtigkeit des Gesetzes der Frau gegenüber zu tadeln, Trunksucht und Unbildung der Männer, aber auch Dummheit, Oberflächlichkeit und Voreingenommenheit der Frauen.
Schon wenige Monate später änderte der finnische Ständetag das Ehegüterrecht grundlegend und führte die Gütertrennung ein, nach welcher die Frau frei über Vermögen und Arbeitsverdienst verfügen konnte. Ob diese Reform schon unmittelbar vom Theaterstück Minna Canths beeinflusst wurde, ist allerdings zweifelhaft.
Auch in den zwei weiteren herausragenden Werken Canths spielen Frauen im Konflikt mit dem Gesetz die Hauptrolle. In der Erzählung Kauppa-Lopo (Die Trödel-Lopo, 1889) spielt eine wandernde Hausiererin die Hauptrolle, die wegen eines Diebstahls harte Zeiten im Gefängnis verbringt. Das Drama Anna-Liisa (1895) behandelt das Schicksal einer Kindsmörderin im kleinbäuerlichen Umfeld. Weitere bekannte Werke sind die Dramen Papin perhe (Die Pastorenfamilie), Murtovarkaus (Der Einbruch), Kovan onnen lapsia (Unglückskinder) und Sylvi sowie die Romane Hanna und Köyhää kansaa (Arme Leute).
Ihre Werke erschienen 1920 ins Deutsche übersetzt, in vier Bänden.[1]
1907, zehn Jahre nach Minna Canths Tod, führte Finnland als erstes europäisches Land das Frauenwahlrecht ein, was maßgeblich ihren Werken zu verdanken war. Seit 2007 wird der Geburtstag von Canth, der 19. März, in Finnland als Tag der Gleichberechtigung gefeiert, offizielle Gebäude werden beflaggt.
An Minna Canths Wirken wird in Finnland mit Münzen, Briefmarken, Denkmälern, Gemälden, Theaterstücken und weiteren Veranstaltungen erinnert.
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